Ohne Jonas Hector und Ellyes Skhiri wird die Kaderplanung des 1. FC Köln zur Herkulesaufgabe. Noch viel mehr, sollte die Transfer-Sperre der FIFA bestehen bleiben. Wie könnte der FC-Kader 2023/24 aussehen?
Stand jetzt darf der 1. FC Köln im Sommer 2023 keine neuen Spieler registrieren. Der CAS will sich mit der Entscheidungsfindung offenbar Zeit lassen (der GEISSBLOG berichtete). Die Geißböcke müssen also zunächst nicht nur ohne Jonas Hector und Ellyes Skhiri planen, sondern auch ohne Neuzugänge. Der GEISSBLOG zeigt, was dies für den Kader 2023/24 bedeuten würde.
Tor
Marvin Schwäbe wird auch 2023/24 im Tor stehen. Timo Horn dagegen tendiert zum Abschied. Die Geißböcke brauchen also eine neue Nummer zwei. Die aktuelle Nummer drei, Matthias Köbbing, stünde als Back-up bereit, ist aber seit Jahren ohne jede Pflichtspiel-Erfahrung. Jonas Urbig wäre nur dann eine Option, sollte Jahn Regensburg absteigen und die Leihe vorzeitig enden. Andernfalls müsste ein Talent aus dem eigenen Nachwuchs aufrücken. Dafür käme Alessandro Blazic in Frage. Der ist aber gerade erst 17 Jahre alt geworden.
Abwehr
In der Innenverteidigung würde trotz Transfer-Sperre wohl alles beim Alten bleiben. Der FC würde alles dafür tun, um Jeff Chabot fest zu verpflichten. Dann hätten die Geißböcke mit Hübers, Kilian, Chabot und Soldo vier Innenverteidiger. Das Problem: Eigentlich wollte man einen neuen Mann holen, weil in dieser Saison ersichtlich wurde, dass es im Defensivzentrum an Qualität fehlt. Elias Bakatukanda soll dahinter behutsam aufgebaut werden.
Rechts hinten bleibt Benno Schmitz die Nummer eins. Einen neuen Herausforderer zu holen, würde wegfallen. Dafür würde Kingsley Schindler wohl sicher in Köln bleiben. Zudem könnte Tidiane Touré aus der U19 aufrücken. Meiko Sponsel (an Essen ausgeliehen) hingegen wird wohl kein ernsthafter Kandidat werden. Wer in der Dritten Liga kein Stammspieler ist, dürfte es in der Bundesliga schwer haben.
Links hinten entsteht durch das Karriereende von Jonas Hector eine riesige Lücke. Aktuell dürfte Neuzugang Leart Paqarada nicht registriert werden. Heißt: Kristian Pedersen wäre der einzig verfügbare Linksverteidiger. Doch der Däne hat bislang nicht nachgewiesen, dass der Bundesliga-Niveau hat. Optionen dahinter? Max Finkgräfe und Matti Wagner aus der U19. Denn der HSV hat eine Kaufoption bei Noah Katterbach und plant, diese auch zu ziehen.
Mittelfeld
Im defensiven Zentrum verfügt der FC mit Eric Martel, Dejan Ljubicic, Mathias Olesen und Denis Huseinbasic zumindest nominell über vier Optionen. Doch Olesen hatte in dieser Saison auf Bundesliga-Niveau noch teils große Probleme. Huseinbasic spielte bislang eher offensiv. Helfen könnte Jens Castrop. Doch beim verliehenen Eigengewächs ist die Rechtslage noch offen, ob er zurückgeholt werden könnte. Er wäre auch ein Kandidat als Option zu Schmitz rechts hinten.
Auf der Zehn hängt alles an Mark Uth. Wird er gesund und findet schnell zu seiner Form, ist der FC dort top besetzt. Das ist aber nach elf Monaten Ausfall unwahrscheinlich. Zum Glück erweist sich Florian Kainz als starker Ersatz, der zudem zum Kapitän befördert werden könnte. Ondrej Duda hingegen würde nur zurückkehren, sollte Hellas Verona absteigen. Auch auf der Zehn sind Ljubicic, Olesen und Huseinbasic weitere Optionen, aber keine A-Lösungen.
Auf den Flügeln ist durch Kainz’ Versetzung in die Mitte Platz geworden für Linton Maina und Jan Thielmann. Das Duo wäre schnell, offensivstark und jeweils auch als hängende Spitze geeignet. Das Problem: Die Back-ups werden eigentlich auf anderen Positionen gebraucht – vor allem Kainz und Ljubicic. Schindler wäre der Springer rechts offensiv wie defensiv. Leih-Rückkehrer Marvin Obuz spielt selbst bei Holstein Kiel nur noch in der zweiten Mannschaft. Der FC dürfte für ihn zu groß sein. Und dann wäre da noch Dimitris Limnios, von dem niemand weiß, wie es mit ihm weitergeht.
Angriff
Rein nominell wird der Angriff des 1. FC Köln so oder so 2023/24 zahlreich besetzt sein. Aber auch gut? Davie Selke entwickelt sich gut, Steffen Tigges braucht Zeit. Das Duo wird auch in die nächste Saison gehen. Auf der Position des Mittelstürmers sind zudem noch der langzeitverletzte Florian Dietz und U19-Talent Damion Downs zuhause.
Als hängende Spitze finden sich ebenso zahlreiche Optionen – neben den genannten Maina und Thielmann. Sargis Adamyan enttäuschte bislang auf ganzer Linie, aber was bleibt dem FC übrig, als ihm zu vertrauen? Tim Lemperle ist in der aktuellen Crunch Time komplett außen vor, die Verantwortlichen haben offenbar kein Vertrauen in den Youngster in dieser wichtigen Phase der Saison.
Nachwuchs
Die vielversprechendsten Talente aus dem Nachwuchs sind neben genannten Blazic, Finkgräfe, Wagner und Downs die U19-Angreifer Justin Diehl und Jaka Cuber Potocnik. Das Duo bringt alles mit für den Profibereich, muss körperlich aber noch gewaltig zulegen, um eine Rolle zu spielen. Dennoch: Sie dürfen sich Hoffnungen machen, ab dem Sommer dauerhaft unter Steffen Baumgart zu trainieren.
Gleiches gilt für Meiko Wäschenbach, der ohnehin schon länger im Profi-Fokus steht und dies durch seine Leistungen bei der U19 als polyvalenter Mittelfeldspieler untermauert hat. Rijad Smajic gilt als großes Talent, kam in dieser Saison auch aus Verletzungsgründen aber nicht weiter. Maximilian Schmid macht seine Tore in der U21, doch die Konkurrenz im FC-Sturm ist (wohl zu) groß.
Georg Strauch dagegen wurde schon einmal aussortiert und spielt selbst in der Regionalliga keine tragende Rolle beim FC. Ein Abschied sollte im Sommer 2023 eigentlich forciert werden und wäre wohl für alle Seiten das Beste. Derweil sollte ursprünglich der Vertrag von Joshua Schwirten nicht verlängert werden – offen, ob sich das durch das FIFA-Urteil noch mal ändert.
Fazit
Alles hängt am Internationalen Sportgerichtshof. Wird das FIFA-Urteil für das Sommer-Transferfenster ausgesetzt, verändert sich die Situation für den 1. FC Köln völlig. Doch Stand jetzt wäre es töricht, davon auszugehen. Der FC muss mit den Spielern rechnen, die unter Vertrag stehen. Dieser Schatten-Kader 23/24 macht zweierlei deutlich:
Erstens: In der potentiellen Startelf hätte der 1. FC Köln im Vergleich zur noch laufenden Saison nur eine große Schwäche – auf der Position des Linksverteidigers. Was aber auffällt: Hinter dieser Startelf würde die Leistungsdichte dramatisch abnehmen. Der FC könnte sich praktisch keine Verletzten erlauben, er könnte sie schlichtweg nicht kompensieren. Schon die Abgänge von Hector und Skhiri lassen sich kaum auffangen. Zusätzliche Verletzte würden dem Kader schwer schaden.
Zweitens: Das Gute ist, dass im Kader viel Potential steckt. Nicht nur bei potentiellen Stammspielern wie Martel, Ljubicic, Maina, Thielmann oder Kilian. Vor allem bei denen, die am liebsten Ansprüche stellen würden. Allen voran Adamyan, der keine Luft mehr nach unten hat, aber sehr viel nach oben. Tigges hat mit Selke nun den Mann vor sich, in dessen Schatten er in Ruhe reifen kann. Huseinbasic lernt schnell und viel. Olesen und Lemperle bräuchten eigentlich eine Leihe in die Zweite Liga, müssen nun aber beim FC die Kurve kriegen. Und Soldo sollte sich fragen, was er will: sich entwickeln oder es sich auf der Tribüne bequem machen.
Unter dem Strich bleibt: Ohne Transfers und durch die feststehenden Abgänge ginge dem 1. FC Köln enorme Qualität verloren, die er aus der zweiten Reihe nicht kompensieren könnte. Die Spieler müssten sich enorm weiterentwickeln und das Trainerteam kreative Lösungen finden, um erneut eine weitgehend sorgenfreie Saison zu erleben.
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