Kein Bundesliga-Club hat in diesem Sommer so wenig Geld auf dem Transfermarkt ausgegeben wie der 1. FC Köln. Nach GEISSBLOG-Informationen gibt es dafür einen Grund: In einem Jahr wird eine millionenschwere Altlast fällig. (Aktualisierte Informationen am Ende des Artikels)
Der zurückliegende Transfersommer war eine Herausforderung für den 1. FC Köln, aber auch für seine Fans. Die Geißböcke mussten Jonas Hector und Ellyes Skhiri ersetzen, gleichzeitig Gehälter einsparen und vielversprechende Neuzugänge präsentieren. Dies gelang zunächst, doch je länger die Transferphase lief, desto enttäuschter blieben viele Anhänger zurück.
Für keinen einzigen Spieler gab der FC in diesem Sommer eine Ablösesumme aus, um diesen fest zu verpflichten. Einzig Jeff Chabot, der aber bereits anderthalb Jahre in Köln war, band man langfristig an den Club. Kein anderer Verein war so sparsam wie die Geißböcke. Und die Frage stellte sich: Wie groß sind die Finanzsorgen des FC wirklich?
Finanzsorgen noch größer als bekannt
Wie der GEISSBLOG nun erfuhr, sind diese Sorgen deutlich größer als bislang angenommen. Denn die Geschäftsführung muss neben den nun beginnenden Rückzahlungen der Corona-Hilfen auch noch eine andere Altlast mit einrechnen, die in Vergessenheit geraten war: die Fan-Anleihe aus dem Jahr 2016. Denn diese läuft 2024 aus.
Im September 2016 hatten die damaligen FC-Bosse um Geschäftsführer Alexander Wehrle und Präsident Werner Spinner stolz die neue Anleihe präsentiert. Was durch den Begriff “Fan-Anleihe” nach einem netten Finanzprodukt für Liebhaber klang, war ein klassisches Vehikel zur Umschuldung. Der FC hatte damals eine bereits existierende Fan-Anleihe aus dem Jahr 2012 zurückzahlen müssen und überdies drei Millionen Euro an private Kreditgeber.
FC muss 15,5 Mio. auszahlen – auf einen Schlag
Also lieh man sich frisches Geld – und das so günstig wie noch nie. Denn der Leitzins der Europäischen Zentralbank lag damals bei sagenhaften 0,0 Prozent. Der FC konnte seine festverzinste Anleihe an die Fans deshalb für einen jährlichen Niedrigzins von gerade einmal 3,5 Prozent herausgeben. Insgesamt sollten damals 15,5 Millionen Euro eingesammelt werden. Frisches Geld, das als Eigenkapital zählte.
Was technisch klingt, wird nun zum Problem: Die Geißböcke müssen dieses 2016 eingesammelte Geld acht Jahre später, also im September 2024, zurückzahlen. Aufschub unmöglich. In genau einem Jahr wird das Geld fällig, komme, was wolle. Und genau damit hat der FC nun zu kämpfen. (* aktualisierte Anmerkung am Ende des Artikels)
Neue Fan-Anleihe wäre ein Millionen-Grab
Nach GEISSBLOG-Informationen war diese Anleihe einer der Gründe, warum der FC im Sommer 2023 praktisch kein Geld für neue Spieler ausgeben konnte. Denn was 2016 möglich war – eine alte Fan-Anleihe durch das Auflegen einer neuen Fan-Anleihe abzulösen – ist heute kaum noch vorstellbar. Das verhindern die deutlich gestiegenen Zinsen.
Jeder Mensch, der gerade einen Kredit aufnehmen will, weiß das. Der Leitzins liegt inzwischen längst nicht mehr bei 0,0 Prozent, sondern wird in wenigen Tagen bei 4,5 Prozent angehoben. Festverzinsliche Finanzprodukte werden in der Regel mit zwei bis drei Prozentpunkte über dem Leitzins angeboten. Der 1. FC Köln müsste eine neue Anleihe also mit rund sieben Prozent anbieten. Und das wäre für die Geißböcke ein Millionen-Grab.
Kaufoptionen werfen Schatten voraus
Nach GEISSBLOG-Informationen wird dies nun wohl dazu führen, dass der FC keine neue Anleihe aufsetzen wird. Stattdessen scheint der Club dazu gezwungen, die Anleihe zurückzuzahlen und das Geld an anderer Stelle einzusparen. Und diese Stelle ist unter anderem auch der Kader und mit ihm die Transfers.
Und das noch viel mehr, weil der FC schon jetzt weiß, dass im Sommer 2024 möglicherweise mehrere Millionen-Transfers anstehen könnten: Denn bei Luca Waldschmidt, Rasmus Carstensen und Faride Alidou verfügt der FC über Kaufoptionen, die zusammengerechnet bei acht bis zehn Millionen Euro liegen sollen. Sollte der Internationale Sportgerichtshof (CAS) den FC erneut mit einer Transfersperre belegen, wären die Geißböcke wohl dazu gezwungen, diese Optionen zu ziehen, um überhaupt eine Chance zu haben, den Kader ohne externe Transfers beisammen zu halten.
Diese Finanzlage muss Sorgen machen
Was nach viel Finanztechnik klingt, ist ein einfaches Problem: Der FC hat sich 2016 viel Geld geliehen und muss es 2024 zurückzahlen. Zudem könnte der FC gezwungen sein, 2024 mehrere Kaufoptionen zu ziehen. Weil aber neue Kredite oder Anleihen durch die gestiegenen Zinsen sehr viel teurer geworden sind als 2016, wäre diese Form der Geldbeschaffung mit erheblichen Mehrkosten verbunden. Und diese würden die FC-Zukunft nur noch stärker belasten.
Anmerkung der Redaktion: In einer früheren Version des Artikels wurde fälschlicherweise erklärt, dass der 1. FC Köln die volle Summe von 15,5 Mio. Euro im Sommer 2024 wird zurückzahlen müssen. Hierzu erklärt die Redaktion, dass dies nicht der Fall ist, und bittet um Entschuldigung.
Korrekt ist vielmehr, dass von den insgesamt 15,5 Mio. Euro drei Mio. Euro als sog. Schmuckanleihen ausgegeben wurden. Diese Summe wurde bislang nicht getilgt und muss vom FC 2024 vollständig zurückgezahlt werden. Der restliche Betrag bis zur Maximalsumme von 15,5 Mio. Euro wurde in Form sog. Depotanleihen ausgegeben. Diese durfte der FC bereits jährlich teilweise tilgen (variable Höhe der jährlichen Tilgung). Die genaue Höhe der tatsächlich getätigten Tilgung ist nicht bekannt.
Christian Keller bestätigte aber im November 2022 in einem Interview mit dem General-Anzeiger: “Wir haben einen Verpflichtungsberg von über 80 Millionen Euro. Darunter fallen die Landesbürgschaft in Höhe von 20 Millionen Euro, die FC-Anleihe im achtstelligen Millionenbereich und andere Verbindlichkeiten mehr.” Der zurückzuzahlende Betrag der Anleihe beläuft sich also auf einen zweistelligen Millionenbetrag.
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