Kapitän Florian Kainz und seine Teamkollegen nach dem 1:2 bei Werder Bremen. (Foto: IMAGO / Eibner)

Kapitän Florian Kainz und seine Teamkollegen nach dem 1:2 bei Werder Bremen. (Foto: IMAGO / Eibner)

„Vermeintliche Leistungsträger“ machen FC ratlos – Lob für Experiment

Florian Kainz hat gegen Werder Bremen erstmals in seiner Karriere auf der Sechs gespielt. An diesem Experiment machten Steffen Baumgart und Christian Keller die Niederlage des 1. FC Köln nicht fest. Kainz war eher eine positive Ausnahme.

Aus Bremen berichtet Martin Zenge

Die Namen in der Startelf des 1. FC Köln überraschten am Samstagabend niemanden, ihre Anordnung allerdings schon. Florian Kainz begann gegen seinen Ex-Club Werder Bremen im defensiven Mittelfeld – eine Position, die der FC-Kapitän in seiner gesamten Profikarriere noch nie gespielt hatte.

„Es war das erste Mal“, bestätigte Kainz nach der 1:2-Niederlage an der Weser, verriet: „Der Trainer hatte mir bereits Anfang der Woche gesagt, dass er das vorhat. Die Idee war, dass wir Schnelligkeit auf den Außen haben, mit Dejan Ljubicic und Linton Maina. Zudem sind mit Eric Martel und Mathias Olesen zwei Sechser verletzt.“

Florian Kainz als Allzweckwaffe

Nach dem Karriereende von Jonas Hector, der von Linksverteidiger bis Mittelstürmer sämtliche Rollen übernommen hat, scheint der Österreicher die neue Allzweckwaffe der Geißböcke zu sein. Vergangene Saison war der gelernte Linksaußen die Lösung für Steffen Baumgarts Zehner-Problem, nun also ist er eine Alternative in der Sechser-Not.

„Ich war in meiner Karriere schon immer flexibel, habe rechts, links oder auf der Zehn gespielt. Jetzt auf der Sechs, damit hatte ich mich die Woche über natürlich gut beschäftigt“, erklärte Kainz und befand: „Ich glaube, es ist mir ganz gut gelungen.“ In der überzeugenden ersten FC-Halbzeit war er der Dreh- und Angelpunkt im Kölner Spiel gewesen, ständig anspielbar, ein kluger Ballverteiler.

“Die Entscheidung war aus unserer Sicht richtig”

Baumgart sah es ähnlich: “Kainzi ist als Kapitän vorangegangen. Wir haben uns erhofft, dass wir auf der Sechserposition viele Bälle abfangen können und er diese Situationen mit seinen technischen Möglichkeiten löst. Das hat er sehr gut gemacht. Die Entscheidung war aus unserer Sicht richtig.“

Den Kapitän ins defensive Mittelfeld zu schieben, war keine spontane Idee Baumgarts, um auf die dünne Personaldecke zu reagieren. „Die Überlegung hatten wir schon im Sommer“, erklärte Geschäftsführer Christian Keller am Samstagabend: „Wir spielen unterschiedliche Kaderkonstellationen durch – auch, wie man im Idealfall möglichst viele der vermeintlichen Leistungsträger gleichzeitig auf den Platz bekommt. Beispielsweise Luca Waldschmidt und Florian Kainz. Beide haben sicherlich im Zentrum ihre Stärke.“

„Kainzi war schon einer der Spieler, die in der zweiten Halbzeit noch mutig waren, den Ball wollten und probiert haben, dem Spiel eine Struktur zu geben. Das kann man von dem einen oder anderen seiner Kollegen nicht behaupten.“

Christian Keller

Das Wort „vermeintlich“ dürfte Keller an dieser Stelle bewusst gewählt haben. Denn während der Sportchef Kainz ebenfalls eine ordentliche Leistung bescheinigte, machten ihn andere Auftritte ratlos: „Kainzi war einer der Spieler, der in der zweiten Halbzeit noch mutig war, den Ball wollte und probiert hat, dem Spiel eine Struktur zu geben. Das kann man von dem einen oder anderen seiner Kollegen nicht behaupten.“

Dazu zählten gewiss Dejan Ljubicic und der erwähnte Waldschmidt. Letzterer wurde nach 65 Minuten als erster Kölner ausgewechselt – völlig frustriert. Kainz, der bei allem Lob auch Probleme hatte, das Zentrum dicht zu bekommen, rückte damit wieder auf die Zehn. „Luca hat sehr gut angefangen, war richtig griffig und agil. Leider konnte er das nicht halten“, stellte Keller fest. „Wir haben die Räume zu groß werden lassen, das hatte aber nichts mit Kainzi zu tun, sondern mit dem Verhalten der ganzen Mannschaft“, analysierte Baumgart.

„30 oder 40 Minuten reichen nicht aus”

Der kollektive Leistungsabfall in der zweiten Halbzeit war für die FC-Verantwortlichen einfach unerklärlich. Werder habe die Geißböcke „aufgefressen“, sagte Keller und zuckte mit den Schultern: „Ich kann nicht erklären, warum wir uns nichts mehr zugetraut haben. Wenn ich nur die erste Halbzeit sehe, hätte ich gedacht, wir gehen als klarer Sieger vom Platz. Aber das sind wir leider nicht. Stattdessen waren wir am Ende der verdiente Verlierer, und das ist schon bitter.“

Bitter auch das Fazit von Baumgart: „30 oder 40 Minuten reichen nicht aus, um in der Bundesliga ein Spiel zu gewinnen.“ So enttäuscht hat man die Kölner Verantwortlichen selten erlebt.

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