Der 1. FC Köln kann nicht mehr gewinnen. Die Frage der Qualität stellt sich nicht erst seit der Niederlage gegen Stuttgart. Steffen Baumgart muss die mannschaftliche Qualität wieder zurückbringen, weil die individuelle Qualität seit dem Transfersommer fehlt.
Nach dem 0:2 des 1. FC Köln gegen den VfB Stuttgart gab es so manche Hinweise darauf, was das Bundesliga-Spiel an diesem 6. Spieltag entschieden hatte. Da waren zunächst die nackten Zahlen. Die Schwaben hatten mehr Ballbesitz, mehr Torschüsse, eine bessere Passquote und mehr gewonnene Zweikämpfe – wer all diese Zahlen auf seine Seite zieht, dessen Chancen stehen gut, ein Spiel zu gewinnen.
Dann waren da die Spieler, die Trainer Sebastian Hoeneß hatte einwechseln können, um in der zweiten Hälfte noch einmal für mehr Schwung beim VfB zu sorgen: Deniz Undav war schon Torschützenkönig Belgiens, Silas wurde schon von internationalen Topclubs gejagt, Dan-Axel Zagadou war zu seiner Zeit in Dortmund schon mal 35 Mio. Euro wert.
Zum Vergleich: Der FC konnte zwar mit Luca Waldschmidt einen ehemaligen DFB-Nationalspieler einwechseln. Darüber hinaus aber kamen mit Alidou ein noch unerfahrener Erstliga-Spieler sowie mit Downs und Finkgräfe zwei Youngster, die gerade erst ihre Profi-Debüts gefeiert hatten.
Und schließlich waren da die Äußerungen der Verantwortlichen des 1. FC Köln nach der Niederlage: Davie Selke verwies einmal mehr auf “zu viele individuelle Fehler” und Sportchef Christian Keller monierte: “Gut war, wie viele Situationen wir uns rausgespielt haben – nicht gut war, wie viele wir liegen gelassen haben.”
FC-Krise hat nichts mit Pech zu tun
Letztere Aussage hat man nun schon nach fast jedem FC-Spiel in dieser Saison gehört. Das Problem: Je öfter sie fällt, desto mehr drängt sich die Frage nach der Qualität auf. Denn wenn eine Mannschaft ständig “sehr gute Leistungen” (Zitat Marvin Schwäbe) bringt, ständig “den Jungs kein Vorwurf” (Steffen Baumgart) gemacht werden kann, aber trotzdem ständig “die Präzision vor dem gegnerischen Tor fehlt” (Christian Keller), dann sind unweigerlich nicht mehr das Pech, das fehlende Glück oder andere äußere Umstände für die andauernden Niederlagen verantwortlich.
Anders ausgedrückt: Dann waren in der Regel die Gegner einfach besser. So war es in den letzten Wochen denn auch ständig gewesen: gegen Hoffenheim, gegen Bremen und nun gegen Stuttgart. Am Ende war die Qualität der Gegner größer gewesen. Die Konkurrenz war in den entscheidenden Momenten konsequenter, konzentrierter, genauer, präziser, entschlossener: kurzum fußballerisch besser.
Das gestand Steffen Baumgart nach der Niederlage gegen den VfB auch indirekt ein. Zumindest sagte er: “Es bringt nicht, dass wir ein bisschen gut waren. Wir haben wieder die Fehler gemacht, die du nicht machen darfst. Wir müssen einfach besser werden.” Was im Umkehrschluss heißt: Aktuell ist der 1. FC Köln einfach nicht gut genug, der Kader nicht gut genug, die Spieler nicht gut genug. Und wer nicht gut genug ist, verliert in der Bundesliga.
Die individuelle Qualität fehlt
Der 1. FC Köln muss also besser werden, um in der Liga wieder konkurrenzfähig zu sein. Sportchef Keller wollte davon allerdings am Samstag nichts wissen. “Die Qualitätsfrage können wir gerne nach 34 Spieltagen stellen, aber nicht nach sechs”, bügelte er die Nachfrage ab. Keller hat freilich recht, wenn er darauf verweist, dass die Mannschaft sich perspektivisch zu einem konkurrenzfähigen Kader auf Bundesliga-Niveau entwickeln kann – und dies kann in der Tat schon in den nächsten Monaten geschehen und am Ende für den Klassenerhalt reichen.
Doch im Hier und Jetzt, in den ersten sechs Spieltagen, im Herbst 2023 vor den Spielen gegen Leverkusen, Gladbach und Leipzig, reicht die Qualität des Kaders noch nicht aus. Das haben die letzten Wochen bewiesen. Der FC steckt in der Krise – und für diese Krise braucht es jetzt Lösungen und nicht erst in einigen Monaten, wenn einige vielversprechende Talente den nächsten Schritt gemacht haben.
Jetzt braucht es die mannschaftliche Qualität
Die Frage lautet, wie diese Lösungen aussehen können. Baumgart hat in der Vergangenheit bewiesen, dass es einen Unterschied gibt zwischen individueller und mannschaftlicher Qualität. Beim FC wurde letztere in den vergangenen zwei Jahren stets groß geschrieben. Doch gelitten haben im zurückliegenden Transfersommer beide Qualitäten. Nun muss es Baumgart gelingen diese mannschaftliche Qualität hinzubekommen, denn die individuelle Qualität hat er von Keller im Transfersommer nicht bekommen.
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