FC-Trainer Steffen Baumgart bei der Mitgliederversammlung im September mit Präsident Werner Wolf und Vize Carsten Wettich. (Foto: Bucco)

FC-Trainer Steffen Baumgart bei der Mitgliederversammlung im September mit Präsident Werner Wolf und Vize Carsten Wettich. (Foto: Bucco)

“Viele fordern schnelle Veränderungen”: FC-Vorstand bricht sein Schweigen

Der Vorstand des 1. FC Köln äußert sich zur Krise des Bundesliga-Letzten. In einer Mitteilung an die Mitglieder stärken Club-Oberhaupt Werner Wolf und seine beiden Vizes den sportlich Verantwortlichen den Rücken – und erklären, was das Präsidium selbst tut.

Lange Zeit, seit der Mitgliederversammlung Ende September, war es gewohnt ruhig um das Vorstandstrio des 1. FC Köln. Trotz des zweifachen Absturzes auf Platz 18 schwiegen Werner Wolf, Eckhard Sauren und Carsten Wettich – zumindest öffentlich – zur Krise. Vor dem Keller-Duell beim VfL Bochum meldet sich das Präsidium nun zu Wort.

Man habe zwar “eine herausfordernde Übergangssaison zwischen fortlaufender Sanierung und Neuaufstellung” erwartet, schreiben Wolf, Sauren und Wettich in ihrer “Vorstandspost” an die Mitglieder, doch die fünf Punkte nach zehn Spieltagen seien “deutlich unterhalb aller Erwartungen und auch unterhalb der Möglichkeiten, über die unser Kader eigentlich verfügt”.

Rückendeckung für Keller und Baumgart

Die Club-Bosse wissen: “Viele unserer Fans machen sich Sorgen um den FC, suchen Schuldige, fordern schnelle Veränderungen.” Wolf & Co. aber stehen hinter Sportchef Christian Keller und Trainer Steffen Baumgart. Baumgarts Stärke sei, “Spieler besser zu machen und Energie ins Team zu bringen”, erklärt der Vorstand und ergänzt: “Diese Fähigkeit ist jetzt gefragt – und das Trainerteam bringt sie jeden Tag auf dem Trainingsplatz ein.”

Keller wiederum habe gemeinsam mit seinen Geschäftsführer-Kollegen vor der Herausforderung gestanden, “unseren Verein zu sanieren, der nach Corona und wegen einiger Altlasten finanziell vor dem Kollaps stand. Das hat die Möglichkeiten begrenzt, den Kader zu gestalten – und einige Einkäufe und Pläne erfordert, die weniger gestanden und planungssicher waren.” Viel Rückendeckung für den aktuellen Sportchef – und ein Seitenhieb gegen die früheren Kader-Planer, die für die genannten “Altlasten” verantwortlich waren.

Manche fragen sich: Was macht der Vorstand? Das können wir Euch sagen.

FC-Vorstand

Auch zur eigenen Rolle in der Krise äußern sich Wolf, Sauren und Wettich. “Manche fragen sich: Was macht der Vorstand? Das können wir Euch sagen”, heißt es in der Mitteilung. Man beobachte “die Situation sehr genau” und hinterfrage “äußerst kritisch”. Und zwar “ruhig, sachlich und nicht in der Öffentlichkeit”.

Ob diese Antwort für ausreichend Aufklärung sorgt und die Anhängerschaft zufriedenstellt, ist fraglich. Der Vorstand hatte bereits auf der Mitgliederversammlung einen deutlichen Denkzettel erhalten, war mit nur 65 Prozent der Stimmen entlastet worden.

Die Vorstandspost in voller Länge

“Der 1. FC Köln ist vieles für die Menschen in Köln und darüber hinaus. Aber in allererster Linie ist er ein Sportverein, der an sportlichen Ergebnissen gemessen wird, ganz besonders an denen unserer 1. Herrenmannschaft.

Es war zu Saisonstart allen Verantwortlichen beim FC klar, dass diese Saison eine herausfordernde Übergangssaison zwischen fortlaufender Sanierung und Neuaufstellung werden würde. Die aktuelle Situation mit fünf Punkten nach zehn Spielen und Tabellenplatz 18 liegt deutlich unterhalb aller Erwartungen und auch unterhalb der Möglichkeiten, über die unser Kader eigentlich verfügt.

Viele unserer Fans machen sich Sorgen um den FC, suchen Schuldige, fordern schnelle Veränderungen. Manche fragen sich: Was macht der Vorstand? Das können wir Euch sagen. Wir beobachten die Situation sehr genau und hinterfragen sie wie Ihr äußerst kritisch. Das machen wir ruhig, sachlich und nicht in der Öffentlichkeit. Wir glauben fest an den Weg, den wir mit der neuen Geschäftsführung eingeschlagen haben. Wir haben in den vergangenen Jahren ein neues Fundament am Geißbockheim aufgebaut, das aus Vertrauen und gegenseitiger Unterstützung besteht. Die Ruhe im Verein wurde von vielen Fans und Mitgliedern als sehr positiv wahrgenommen und auf dem Feld durch attraktiven und erfolgreichen Fußball belohnt.

Wenn wir auf den bisherigen Saisonverlauf zurückblicken, gab es einige Spiele, in denen unser Team schlecht gespielt und verdient verloren hat. Aber es gab genauso die Spiele, in denen die Mannschaft bewiesen hat, dass sie in die 1. Bundesliga gehört – auch wenn sie sich zu oft nicht belohnt hat. Die Linie zwischen Erfolg und Misserfolg ist im Profifußball sehr dünn, manchmal macht ein einziger Moment den Unterschied. Diese Momente haben uns oft einen Strich durch die Rechnung gemacht.

Das hat die Möglichkeiten begrenzt, den Kader zu gestalten – und einige Einkäufe und Pläne erfordert, die weniger gestanden und planungssicher waren.

FC-Vorstand

Gerade in solchen Phasen ist es für eine Mannschaft wichtig, ruhig weiterzuarbeiten und vor allem den Glauben an die eigenen Fähigkeiten hochzuhalten. Der Derbysieg war ein wichtiges Signal. Das Augsburg-Spiel hat uns nach vorherigen Rückschlägen gezeigt, dass wir an uns glauben und uns behaupten. Jetzt brauchen wir die gesamte Kraft unseres Vereins vom Team über die Fans im Stadion bis hin zu allen anderen Menschen, die den FC in ihrem Herzen tragen, um einen Schritt weiterzukommen. Geben wir der Mannschaft Überzeugung und Unterstützung, um sie zu stärken und das freizusetzen, was in ihr steckt.

Wir sind als Vorstandsteam angetreten, um mehr Ruhe und Struktur, mehr langfristiges Denken in die Arbeit des FC einfließen zu lassen. Das gilt auch für den schnelllebigen sportlichen Bereich. Auch wenn am Ende Tore und Punkte die alles entscheidende Währung sind: Wir alle tun gut daran, trotz des Abstiegskampfes nicht in Panik zu geraten. Die gute, planvolle Arbeit hinter den Kulissen, das wache und ehrliche Auge aller Verantwortlichen auf die aktuellen Entwicklungen, die Energie, die das Team an den Tag legt – das sind Faktoren, die es verdienen, mit Vertrauen belohnt zu werden.

Unseren Trainer Steffen Baumgart und sein Trainerteam hat immer stark gemacht, Spieler besser zu machen und Energie ins Team zu bringen. Diese Fähigkeit ist jetzt gefragt – und das Trainerteam bringt sie jeden Tag auf dem Trainingsplatz ein. Christian Keller stand als unser Geschäftsführer Sport letztes Jahr vor der Herausforderung, gemeinsam mit seinen beiden Kollegen, Markus Rejek und Philipp Türoff, unseren Verein zu sanieren, der nach Corona und wegen einiger Altlasten finanziell vor dem Kollaps stand. Das hat die Möglichkeiten begrenzt, den Kader zu gestalten – und einige Einkäufe und Pläne erfordert, die weniger gestanden und planungssicher waren.

Zudem hat die aktuell ausgesetzte Transfersperre die Planungen nicht leichter gemacht. Die Zahlen auf der Mitgliederversammlung haben gezeigt: Wir haben im letzten Geschäftsjahr einen Gewinn von über 12 Millionen verbucht, weil wir von Transfereinnahmen und Europacup-Prämien profitierten. Diese Einnahmen sind für die Stabilität des FC dringend nötig und unglaublich wichtig gewesen. In dieser Saison stehen wir so gesund da, dass wir auch ohne solche Einmaleffekte keine Verluste mehr machen – das gab es seit Jahren nicht mehr. Im nächsten Sommer stehen dann weitere Einnahmen endlich wieder zur Verfügung, die zur Rettung des Vereins in den zurückliegenden Jahren vorgezogen wurden. Diese Schwelle müssen wir erreichen, um dann wieder mit vergrößerten Freiräumen handeln zu können.

Natürlich ist es dafür von großer Wichtigkeit, dass der 1. FC Köln erstklassig bleibt. Das schaffen wir nur gemeinsam. Zeigt der Mannschaft weiter und noch mehr, dass Ihr sie unterstützt und weiterhin an sie glaubt – so wie das bisher schon so viele von Euch gemacht haben.”

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