Die Trainerdiskussion beim 1. FC Köln hat offenbar begonnen. Unmittelbar nach dem 0:2 der Geißböcke beim SC Freiburg vermied Sportchef Christian Keller ein Bekenntnis zu Steffen Baumgart. Wird nun ausgerechnet das Duell mit Baumgarts großer Liebe zum Endspiel für den 51-Jährigen?
Aus Freiburg berichtet Marc L. Merten
Christian Keller trat zu den Kölner Journalisten, nachdem er die Medientermine vor den Kameras absolviert hatte. Der 1. FC Köln hatte gerade unglücklich beim SC Freiburg verloren. Ein Platzverweis hatte die bis dahin ordentlich agierenden Geißböcke auf die Verliererstraße gebracht. Keller war sichtlich genervt, die Niederlage war ein Schlag für die Situation des FC.
Keller analysierte gewohnt strukturiert das Spiel, erkannte die Leistungssteigerung nach den zuletzt schwachen Auftritten zwar an, machte aber auch klar: “Das tut weh heute.” Denn: “Wir haben zehn Punkte aus 15 Spielen. Das ist einfach nicht ausreichend.” Ein anderes Wort in der Schulnoten-Sprache für “nicht ausreichend” ist “mangelhaft”. Und “mangelhaft” bedeutet: Versetzung gefährdet.
Keller will auf Trainerfrage nicht antworten
Nun steht nur noch ein letztes Spiel vor Weihnachten an, am Mittwoch bei Union Berlin, dem punktgleichen Tabellennachbarn. Es wird fraglos ein Schlüsselspiel für die Geißböcke – aber wird es auch ein Endspiel für Steffen Baumgart als Trainer des 1. FC Köln? Keller formulierte zumindest ein Ziel für die letzten 90 Minuten des Jahres: “In diesem Spiel ist es elementar, dass wir zu Punkten kommen.”
“Punkten.” In der Mehrzahl. Heißt: Keller fordert einen Kölner Sieg in Köpenick. Klar ist, dass der FC diesen Dreier dringend braucht. Aber braucht auch Baumgart diesen Sieg als Trainer? Auf GEISSBLOG-Nachfrage vermied Keller ein Bekenntnis zum 51-Jährigen. Ob es beim FC noch eine interne Trainerdiskussion gebe? Der Sport-Geschäftsführer hätte dies verneinen und Baumgart das Vertrauen aussprechen können. Doch er sagte: “Bitte verstehen Sie, dass ich zu den Mechanismen des Systems nicht antworten möchte.”
Keller rückte zuletzt von Baumgart ab
Keller rückte damit einen weiteren Schritt von seinem Trainer ab. Vor fünf Wochen hatte er Baumgart und dem Trainerteam im Sport1 Doppelpass noch die “Note eins” gegeben. Nachdem dann der Vorstand den Trainer per Mitglieder-Newsletter in die Pflicht genommen hatte, kam Kellers Kritik vor dem Darmstadt-Spiel (“Wir bleiben nicht nur hinter den Erwartungen, sondern auch hinter den Möglichkeiten zurück”). Zuletzt folgte Kellers Hinweis, er müsse das Trainerteam daran erinnern, “das Negative nicht zu häufig in den Vordergrund” zu stellen.
Nun also die Erklärung, die Trainerfrage gar nicht mehr kommentieren zu wollen – auch nicht mit einer klaren Fürsprache zu Baumgart. Ein Bekenntnis, mit dem 51-Jährigen ins neue Jahr zu gehen, hätte alle Diskussionen vor Weihnachten beendet. Das aber konnte oder wollte Keller nicht. Aller Fokus richtet sich damit auf das Union-Spiel am Mittwoch.
Baumgarts enge Beziehung zu Union
“Wenn ich sage, dass am Mittwoch nach Punkten etwas passieren muss, ist das auf die Tabelle bezogen”, sagte Keller. “Sollten wir da leer ausgehen, wäre zwar auch nicht Hopfen und Malz verloren, aber wir spielen gegen einen direkten Konkurrenten. Es geht also um die Frage: Haben wir nach dem Spiel ein Mini-Polster auf die oder haben die ein Mini-Polster auf uns? Ich hätte es gerne zu unseren Gunsten.”
Und so steht Baumgart ausgerechnet bei seinem Herzensclub besonders unter Druck. Es ist kein Geheimnis, dass der Wahl-Köpenicker für Union schwärmt. Am Mittwoch tritt er zum zehnten Mal als Trainer gegen die Berliner an: Mit dem FC konnte er noch nicht gewinnen (zwei Remis, zwei Niederlagen). Überhaupt konnten die Geißböcke noch nie in der Bundesliga gegen die Eisernen gewinnen. Baumgart selbst hat mit zwei Siegen, vier Unentschieden und drei Niederlagen eine fast ausgeglichene Bilanz. Ein FC-Sieg käme da genau richtig. Und würde die Trainerdiskussion über Weihnachten beenden.
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