Der 1. FC Köln hat auch am zweiten Bundesliga-Wochenende des Jahres empfindliche Rückschläge erlitten. Timo Schultz’ nachvollziehbare Aufstellung gegen Borussia Dortmund stellte die Fehler in der Kader-Planung offen zur Schau.
Ein Kommentar von Martin Zenge
Die jüngste Mitgliederversammlung des 1. FC Köln – im vergangenen September; die Lage war zwar prekär, aber längst nicht so dramatisch wie jetzt – wurde wie gewohnt von unzähligen Zwischenrufen begleitet. So auch als Finanzchef Philipp Türoff einen Gewinn in Höhe von zwölf Millionen Euro verkündete. Ein Fan kommentierte diese hart erarbeitete Zahl mit dem unmissverständlichen Auftrag: “Stürmer kaufen!”
Christian Keller fühlte sich angesprochen und kam in seiner Rede, gut eine Dreiviertelstunde später, darauf zurück. Wenn man den “Drahtseilakt” aus sportlichem Erfolg und wirtschaftlicher Gesundung noch eine Saison lang meistere, sei die Wahrscheinlichkeit hoch, “dass der eine oder andere, der sich einen Stürmer wünscht, zufriedengestellt wird”, erklärte der Sport-Geschäftsführer. Wobei Keller anmerkte: “Ich finde unsere Stürmer übrigens okay.”
Kein Selke, kein Stürmer
Vier Monate später tut sich unter dem Drahtseil ein immer tieferer Abgrund auf – und dass die Kölner Stürmer eben doch nicht so “okay” sind, wenn es darum geht, auf Bundesliga-Niveau zu bestehen, ist einer der Hauptgründe hierfür. Das zurückliegende Wochenende, das 0:4 gegen Borussia Dortmund, war der endgültige Beweis für die Fehler und falschen Einschätzungen in der Kader-Zusammenstellung des FC.
In Abwesenheit des verletzten Davie Selke, der als Teil der harmlosesten Offensive der Bundesliga immerhin schon fünf Tore fabriziert hat, verzichtete Timo Schultz gänzlich auf gelernte Stürmer. Stattdessen hechtete Jan Thielmann vergeblich nach Flanken. Mit anderen Worten: Der ohnehin als verletzungsanfällig bekannte Angreifer Nummer eins fällt aus und keine Alternative steht bereit – in Sachen Kaderplanung ein Armutszeugnis.
Wobei das Testspiel gegen den VfL Bochum am Sonntagmittag noch offenbarte, dass Schultz mit seiner Aufstellung die wohl bestmögliche Wahl getroffen hatte. Steffen Tigges und Florian Dietz, die nominellen Selke-Vertreter, gingen auch gegen eine Bochumer B-Elf leer aus.
Wochenende voller Ernüchterung
Generell muss man es aus Sicht des FC als ärgerlich bezeichnen, dass Fußball mit Toren gespielt wird. Ansonsten hätten die Geißböcke gar kein so schlechtes Wochenende hinter sich. Was zwischen den beiden Enden des Spielfelds passierte, sah durchaus ansehnlich aus. Was allerdings in den entscheidenden Zonen, den Strafräumen, vor sich ging, legte zum wiederholten Male den Verdacht nahe, dass es einfach nicht reicht – dass die Qualität, die laut Keller vorhanden sein soll, fehlt. Das gilt nicht nur für die Offensive.
Und so war auch Timo Schultz’ zweites Bundesliga-Wochenende eines voller Ernüchterung. Auf den verpassten Heimsieg gegen Heidenheim und die anschließenden Hiobsbotschaften um Selke und Luca Waldschmidt vor sieben Tagen folgten die deutliche Niederlage gegen Dortmund sowie einige Ausrufezeichen der Konkurrenz. Schlusslicht Darmstadt ist nun punktgleich und Bremen durch den 1:0-Sieg bei den Bayern genau wie Bochum (1:0 gegen Stuttgart) auf neun Punkte enteilt. Der Drahtseilakt droht zu scheitern.
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