Der 1. FC Köln nimmt auf sich, was kein anderer Club wagen wollte. Die Geißböcke legen sich mit den Mächtigen des Deutschen Fußballs an und stellen sich damit hinter viele Fans im ganzen Land. Der FC geht damit als einzelner Club für das große Ganze ins Risiko.
Ein Kommentar von Marc L. Merten
Böse Zungen könnten behaupten: Mit juristischen Anträgen kennt sich der 1. FC Köln nach den FIFA- und CAS-Verfahren mittlerweile aus. Noch bösere Zungen könnten dem FC wünschen, dass er den Antrag bei der DFL besser vorbereitet hat als seinen Kampf gegen die Transfersperre. Doch viele Fans, auch jene anderer Clubs, hoffen, dass der FC dieses Mal erfolgreich sein wird.
Denn der 1. FC Köln geht den Weg, den sich sonst kein anderer Club getraut hat. Die Geißböcke lehnen sich mit dem Antrag, dem DFL-Präsidium das Verhandlungs- und Abschlussmandat für den Investoren-Deal zu entziehen, offen gegen die Verbands-Entscheidung auf, einen Geldgeber mit aller Macht und gegen die andauernden Fan-Proteste durchzudrücken.
Der FC macht sich mächtige Feinde
Der FC will diesen Antrag freilich nicht als Misstrauensvotum gegenüber der DFL-Führungsspitze verstanden wissen. Wohl auch deswegen, weil man fürchtet, sich als Club mit diesem Vorstoß innerhalb weiter Teile der Liga zu isolieren. Doch der FC geht für sich selbst dieses Risiko ein, um wiederum für viele Fans auch außerhalb der Geißbock-Welt zu kämpfen. Die Kölner Geschäftsführung schwingt keine Reden, die keinem weh tun, sondern schafft mit dem Antrag unangenehme Fakten.
Damit dürfte dem FC in vielen Fan-Szenen in Deutschland der Dank sicher sein. Doch die Mächtigsten der Liga – von Axel Hellmann über Aki Watzke bis zur DFL-Geschäftsführung – dürften dem FC nur noch mehr zürnen. Die Geißböcke waren bereits die treibenden Kräfte hinter dem ersten “Nein” im Mai 2023, und als sich dann Christian Keller auch noch per Kampfkandidatur in den Aufsichtsrat wählen ließ, wurde der FC in den Augen so mancher Vereinsbosse zum Roten Tuch.
Der FC steht wie kaum ein anderer Club für diesen Kampf
Man muss kein Prophet sein, um zu erkennen, dass sich der 1. FC Köln mit diesem Antrag erneut mächtige Feinde machen wird. Doch der FC steht wie kaum ein anderer Club in Deutschland für eine klare Haltung gegen Investoren, für 50+1, für die Mitbestimmung von Mitgliedern und Fans, für das, was noch vom Volkssport Fußball übrig geblieben ist.
Diese Haltung mag nicht immer hilfreich sein, sie mag auch nicht immer erfolgversprechend sein. Doch in einer Zeit, in der sich schon genügend Einzelpersonen im Milliardengeschäft Fußball die Taschen vollmachen, ist dies ein wichtiges Zeichen. Noch mehr, weil der FC in vielen anderen Bereichen ziellos umher irrlichtert. Doch nun kämpft der Club an vorderster Front für das, was nicht nur den FC, sondern auch die Bundesliga lange ausgezeichnet hat und noch lange auszeichnen soll: dass der Fußball den Fans gehört – und nicht denjenigen, die am meisten dafür bezahlen.
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