Noch nie hat der 1. FC Köln nach 22 Spieltagen weniger Tore geschossen als in dieser Saison. Was sind die Hauptgründe für die mangelnde Torausbeute?
Im Durchschnitt haben die 18 Bundesliga-Mannschaften nach 22 Spieltagen 34,4 Tore erzielt. Mit seinen 15 Treffern liegt der 1. FC Köln nicht nur auf dem letzten Platz, sondern hat auch weniger als die Hälfte der durchschnittlichen Tore erzielt.
Keine Frage: Aus den Torchancen, die sich der FC kreiert, machen die Geißböcke deutlich zu wenig. Nur 4,3 Prozent aller Torschüsse führten bislang zum Erfolg – der Bundesliga-Schnitt liegt bei immerhin neun Prozent.
Zwei Teams mit weniger Pässen ins letzte Drittel
Dabei schießen die Kölner gar nicht so selten in Richtung des gegnerischen Tores: Mit 10.18 Abschlüssen pro 90 Minuten liegt der FC auf Rang zwölf. 33.9 % gehen davon auch zielgerichtet auf den Kasten – was den Kölnern ebenfalls Rang zwölf einbringt.
Das Haupt-Problem dürfte jedoch bei weitem nicht die mangelnde Chancenverwertung sein. Vielmehr schafft es der FC viel zu selten, sich in den gefährlichen Räumen in Abschlusspositionen zu bringen. Gegen Werder Bremen und die TSG Hoffenheim waren die Kölner zuletzt aus dem Spiel heraus zu keiner einzigen Großchance gekommen.
“In Hoffenheim und gegen Bremen war es nicht ausreichend. Es ist eine Einstellungssache, häufiger ins Risiko zu gehen”, sagte Timo Schultz am Donnerstag und ergänzte: “Wir müssen die Bälle fordern, halten und vorne reinspielen.”
Ein Problem, das sich wie ein roter Faden durch die gesamte Saison zieht. Im Ligavergleich spielt der 1. FC Köln die drittwenigsten Pässe in das letzte Drittel (40.69 pro 90 Minuten). Davon kommen 62 Prozent beim eigenen Mitspieler an. Nur Borussia Mönchengladbach und der 1. FC Heidenheim spielen noch weniger Pässe in das Angriffsdrittel.
Die wenigsten Ballberührungen im Strafraum
Darüber hinaus hat der FC die mit 3.97 die wenigsten Angriffsläufe aller Mannschaften zu verzeichnen und spielt die zweitwenigsten Schnittstellenpässe (3.8, 30 % erfolgreich) vor Heidenheim. Dies führt unweigerlich dazu, dass die Mannschaft von Trainer Timo Schultz die wenigsten Ballberührung im gegnerischen Strafraum aufweist (315 in 22 Spielen). Ein weiterer Umstand, der dazu führt, ist jedoch auch die zumeist schwache Strafraumbesetzung.
Die Schwierigkeiten ins letzte Drittel zu kommen liegt dabei allerdings nicht an einer schwachen Zweikampfquote in der Offensive. Schließlich führt der FC in der Offensive die sechstmeisten Eins-gegen-Eins-Duelle (21.8 pro 90 Minuten) und nur vier Mannschaften haben dabei eine bessere Erfolgsquote als die Kölner (55.9%).
Vergleicht man allerdings die Kölner offensiven Mittelfeldspieler mit den anderen Bundesliga-Spielern auf dieser Position, fällt auf, dass einzig Florian Kainz und Dejan Ljubicic überdurchschnittlich effektiv agieren.
Kölns offensive Mittelfeldspieler im Liga-Vergleich
Kainz | Maina | Thielmann | Alidou | Ljubicic | ⌀ aller off. MF mit mehr als 10 Saison-Einsätzen | |
Pässe | 41 | 26 | 20 | 19 | 36 | 32 |
Passquote | 76 % | 72 % | 74 % | 75 % | 87 % | 77 % |
Vertikalpässe (Genauigkeit %) | 13.6 (59 %) | 5.07 (66 %) | 6.2 (65 %) | 4.21 (79 %) | 9.3 (68 %) | 8.7 (66 %) |
Rückpässe (Genauigkeit %) | 7.4 (94 %) | 7.2 (92 %) | 4.5 (94 %) | 4.6 (100 %) | 7.2 (90 %) | 7 (93 %) |
Querpässe (Genauigkeit %) | 14.39 (82.5 %) | 8.4 (66 %) | 5.8 (81 %) | 5.72 (63 %) | 13 (86 %) | 9.4 (78 %) |
Lange Pässe (Genauigkeit %) | 5.08 (43 %) | 0.9 (46 %) | 1.78 (53 %) | 0.45 (67 %) | 2.4 (51 %) | 2.3 (52 %) |
Schlüsselpässe | 0.4 | 0.56 | 0.28 | 0 | 0.4 | 0.5 |
Pässe ins letzte Drittel (Genauigkeit %) | 6.57 (54 %) | 1.81 (62 %) | 1.78 (68 %) | 0.9 (50 %) | 3.1 (66 %) | 3.3 (67 %) |
Pässe in den Strafraum (Genauigkeit %) | 3.65 (52 %) | 2.43 (49 %) | 1.78 (53 %) | 2.11 (43 %) | 2.01 (57 %) | 2.5 (52 %) |
Erfolgreiche Pässe hinter die Kette | 16.6 % | 50 % | 25 % | 0 % | 42 % | 32 % |
Beide Österreicher spielen mehr Pässe als der Bundesliga-Durchschnitt, wobei Ljubicic in Sachen Passquote noch deutlich erfolgreicher ist als Kainz und der Rest. Davon richten beide FC-Profis ihre Pässe überdurchschnittlich häufig vertikal nach vorne.
Kainz spielt zudem deutlich häufiger die Pässe ins letzte Drittel und in den gegnerischen Strafraum. Bei beiden Werten übertrumpft der Kapitän seine Mitspieler deutlich. Dafür spielt Ljubicic deutlich häufiger erfolgreiche Pässe hinter die gegnerische Kette. Hinter Kainz und mit Abstrichen hinter Ljubicic drängen sich allerdings kaum FC-Spieler als entscheidende Passgeber auf.
Fazit
Dem 1. FC Köln fehlt es in dieser Saison nicht erst seit der Verletzung von Davie Selke an einem eiskalten Torjäger. Gleichzeitig schafft es das offensive Mittelfeld viel zu selten, seine Angreifer oder sich selbst in gefährliche Abschlusspositionen zu bringen. Mit Mark Uth und Luca Waldschmidt fallen zudem zwei Kreativspieler seit vielen Wochen aus. Mit der Rückkehr des langzeitverletzten Trios könnte der FC jedoch nochmal einen Trumpf im Saison-Endspurt in den Händen halten.
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