Wer geht beim 1. FC Köln im Abstiegskampf voran? Den Geißböcken fehlt es merklich an Führungsqualitäten. Gegen Werder Bremen haben ausgerechnet die jüngsten Spieler Verantwortung übernommen.
Ein Kommentar von Sonja Gauer
Max Finkgräfe, Justin Diehl und Jan Thielmann sanken mit dem Schlusspfiff zu Boden. Das Trio war in den letzten Minuten gegen die zwölfte Saisonniederlage des 1. FC Köln angerannt, hatte mit aller Macht versucht sich dagegenzustemmen – auch wenn beileibe nicht alles gelingen wollte. Am Ende reichte es nicht. Wieder einmal.
Ausgerechnet die Jüngsten auf dem Platz waren es gegen Bremen gewesen, die noch einmal alles versucht hatten. Thielmann als Mittelstürmer, als Rechtsaußen, als Außenverteidiger. Finkgräfe zeigte erneut den Mut, von seiner linken Verteidigerseite in die Mitte zu ziehen, ins Dribbling zu gehen, sich aufzureiben. Und Justin Diehl versuchte nach seiner Einwechslung ebenfalls alles, um noch für die Wende zu sorgen.
Allen drei war dem Abpfiff die Enttäuschung im Gesicht abzulesen. Thielmann lag nach elf Kilometern und 33 Sprints abgekämpft auf dem Boden. Finkgräfe ging Arm in Arm mit Diehl in Richtung Südkurve, um sich bei den Fans für den einmal mehr starken Support in der aktuellen Situation zu bedanken. Danach blieb der Linksverteidiger noch einige Augenblicke stehen und blickte betrübt in Richtung Gästeblock, wo die Bremer ihren dritten Auswärtssieg in Folge feierten.
Wieder geht der Kapitän als erster vom Feld
Dass gegen Bremen zwei 19-Jährige und ein 21-Jähriger mitten im Abstiegskampf das größte Herz zeigten, ist beachtlich und zeigt den Charakter der Spieler. Viel einfacher wäre es, sich in der schwierigen Situation hinter den Führungsspielern zu verstecken. Doch es stellt sich die Frage, wer beim 1. FC Köln aktuell überhaupt ein solcher sein will.
So war es einmal mehr bemerkenswert, dass mit Florian Kainz der Kapitän zum wiederholten Male als erster Spieler ausgewechselt wurde und schon nach 67 Minuten vom Platz ging. Keine drei Minuten später fiel das 0:1.
Dem Österreicher die Führungsqualitäten abzusprechen, wäre ungerecht. Schließlich war es die Entscheidung des Trainers, seinen Kapitän so frühzeitig vom Feld zu nehmen. Kainz versucht seiner Rolle bestmöglich gerecht zu werden. Kainz versucht seine Mannschaft bestmöglich nach vorne zu treiben, und wenn es wie gegen Bremen einmal mehr nicht reicht, stellt sich der 31-Jährige Woche um Woche. Einzig schafft es Kainz in dieser Saison zu selten, gleichzeitig auch seine eigene Leistung auf den Platz zu bringen.
Kellers Kader hat kaum Führungsspieler
Doch wer führt neben Florian Kainz diese Mannschaft? Mark Uth als erfahrener Profi und Vize-Kapitän fehlt seit Wochen einmal mehr verletzt. Dejan Ljubicic läuft seiner Form trotz kleinerer Lichtblicke nach wie vor meilenweit hinterher. Und auch dahinter drängt sich aktuell kein Spieler auf, seine Teamkollegen auf dem Platz wachzurütteln, anzutreiben und mit letzter Konsequenz aus dem Tabellenkeller führen zu wollen.
Christian Keller muss sich daher nach 22 Spieltagen nicht nur die Frage stellen, ob sein Kader tatsächlich Bundesliga-tauglich ist. Sondern auch, ob er vor der Saison eine Mannschaft mit ausreichenden Führungsqualitäten für den Abstiegskampf zusammengestellt hat. Zwölf Partien bleiben jenen Spielern, die sich selbst als solche sehen wollen, um auf dem Platz Verantwortung zu übernehmen. Die Youngsters haben gegen Bremen gezeigt, wie es geht.
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