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Keller-Kritik trotz Erlösung: “Wir hatten uns schon deutlich mehr erwartet”

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Der Ausflug der Bundesliga-Frauen ins RheinEnergieStadion ist für den 1. FC Köln ein voller Erfolg gewesen. Geschäftsführer Christian Keller freute sich über einen gelungenen Nachmittag – äußerte aber auch klare Kritik und formulierte ehrgeizige Ziele.

Nach dem Schlusspfiff in Müngersdorf, nach dem erlösenden 2:1-Sieg der FC-Frauen gegen Werder Bremen sah man in zufriedene Gesichter. Da machte auch Christian Keller keine Ausnahme. Der Sport-Geschäftsführer des 1. FC Köln bekannte hinterher, „total happy“ zu sein, „weil wieder so viele Menschen gekommen sind und weil wir den Menschen heute einfach ein gutes Gefühl mitgeben konnten auf dem Nachhauseweg“.

Dabei habe man im Vorfeld bewusst darauf verzichtet, anders als im Vorjahr, ein Rekord-Spiel auszurufen. Man habe gewollt, „dass die Menschen wegen des Spiels und wegen des Sports kommen. Dass 30.000 kommen, ist ein sehr, sehr gutes Statement und zeigt, dass wir uns mit den Frauenfußball beim 1. FC Köln schon auf einem richtigen Weg befinden.“ Grundsätzlich sei es fortan geplant, „dass einmal in der Saison so ein Highlight-Spiel im großen Stadion stattfinden soll“.

Keller legt Finger in die Wunde

Bei aller Freude über den wichtigen Sieg im Kampf um den Klassenerhalt – den ersten Sieg seit November – legte Keller am Sonntag jedoch auch den Finger in die Wunde: „Ich muss schon sagen, dass wir mit dem Saisonverlauf natürlich überhaupt nicht zufrieden sind, wir hatten uns schon deutlich mehr erwartet. Wir haben jetzt mittlerweile einen Kader zusammen, der sich nicht zu verstecken braucht, der eigentlich im guten Liga-Mittelfeld angesiedelt ist, was die Qualität anbelangt. Wir haben auch einen guten Schritt getan im Vergleich zur letzten Saison. Vor dem Hintergrund ist es schon zu wenig, dass wir jetzt erst 14 Punkte auf dem Konto haben.“

Eine weitere Budget-Erhöhung im Sommer bedeute die sportlich bisher enttäuschende Spielzeit jedoch nicht automatisch – insbesondere nicht aufgrund dessen, dass im Männer-Team im Sommer aufgrund des CAS-Urteils ohnehin nicht in Beine investiert werden darf: „Wir versuchen, den Frauenfußball als autonomes Projekt zu fahren, das sie aus sich heraus tragen und nicht quersubventioniert werden soll über einen Männerfußball. Nur wenn es sich selbst trägt, dann gewinnt es auch noch die Akzeptanz, die es einfach braucht. Da sind wir auf einem guten Weg und sind jetzt schon auf einem viel, viel höheren Level als vor einem Jahr, als das letzte Highlight-Spiel war. Ich bin mir sicher, dass sich das in die nächste Saison fortsetzen wird und dann wird, ohne dass quersubventioniert werden muss, noch ein bisschen mehr Geld da sein.“

Keller will in die obere Tabellenhälfte

Mit Blick auf die Zukunft äußerte Keller ehrgeizige Ziele: „Es ist nicht unser Ziel und nicht mein persönliches Ziel, dass wir in drei Jahren immer noch um den Klassenerhalt spielen. Das wollte ich schon in dieser Saison nicht. Ich schätze unser Leistungsvermögen irgendwo zwischen Platz sechs bis acht ein, auf die Tabelle bezogen. Perspektivisch sollte es auch ein bisschen mehr als sechs bis acht sein.“

Als ich hergekommen bin, war Frauenfußball von der Wertigkeit her gefühlt nicht das fünfte Rad am Wagen, sondern das Ersatzrad, das irgendwo in einer Lagerhalle in Bonn eingelagert worden ist.

Christian Keller

Keller unterstrich zugleich den immensen Sprung, den der Frauenfußball insbesondere in seiner Wertschätzung beim 1. FC Köln in den letzten Jahren gemacht habe: „Frauenfußball ist mittlerweile ein fester Bestandteil der Organisation. Als ich hergekommen bin, war Frauenfußball von der Wertigkeit her gefühlt nicht das fünfte Rad am Wagen, sondern das Ersatzrad, das irgendwo in einer Lagerhalle in Bonn eingelagert worden ist.”

Aber mittlerweile habe man “es geschafft, dass der Frauenfußball in die Organisation des 1. FC Köln ganz fest integriert ist. Wenn so ein Highlight-Spiel wie jetzt ist, dann arbeiten selbstverständlich alle Bereiche dafür wie bei einem Männerspiel. Dann läuft das Sponsoring wie bei den Männerspielen, dann läuft das Ticketing wie bei den Männerspielen, dann läuft das Merchandising wie bei den Männerspielen und alles, was sonst noch dazugehört. Das ist für uns organisatorisch ein ganz großer Schritt und eine große Entwicklung gewesen, weil einfach viele Akteure ihren Geist etwas öffnen mussten und erkennen mussten, dass Fußball beim 1. FC Köln mehr ist als nur Männerfußball.“ Und mehr als ein Ersatzrad.

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