Dem 1. FC Köln helfen in den Endphase der Saison nur noch Siege. Dafür müssen die Geißböcke mehr Risiko eingehen. Ändert sich dadurch auch etwas am Personal?
Nur ein einziges Mal hat eine Mannschaft, die nach 26 Spieltagen nur 18 Punkte auf dem Konto hatte, am Ende noch die Liga gehalten. In der Saison 2019/20 sicherte sich Werder Bremen mit dieser Ausbeute über eine erfolgreiche Relegation gegen den 1. FC Heidenheim noch den Klassenerhalt. Damals hatte die Mannschaft acht Spieltage vor dem Saisonende sogar schon fünf Punkte Rückstand auf den Relegationsrang.
Beim 1. FC Köln ist es aktuell nur ein Zähler. Dennoch werden die Kölner in den nächsten Wochen wohl mehr Siege brauchen, als die drei die sie im bisherigen Saisonverlauf erst eingefahren haben. “Bis jetzt lautete unsere Prämisse, Punkt für Punkt einsammeln und die Leistung zu stabilisieren. Jetzt aber, wenn die Spiele weniger werden, müssen wir Spiele gewinnen”, sagte auch Timo Schultz während der Ländespielpause dem GEISSBLOG.
FC muss mehr Risiko gehen
Dafür jedoch wird der FC in den restlichen Spielen mehr Risiko gehen müssen. Entsprechend heißt es auch für das Trainerteam nun umzudenken. Das bedeutet: Die Kölner werden “früher oder offensiver wechseln” müssen, zudem “einen vorwärts gerichteten Ansatz wählen. Am Ende werden wir Tore schießen müssen, um auch mal drei Spiele hintereinander gewinnen zu können.”
Was bedeutet das jedoch für die taktische Ausrichtung und damit für die Aufstellung? Durch die Rückkehr von Davie Selke und Luca Waldschmidt sowie die abgesessene Sperre von Jan Thielmann und die Genesungen von Linton Maina und Dejan Ljubicic hat Schultz in den kommenden Wochen wieder mehr offensive Variationsmöglichkeiten.
Dreikampf um die Doppel-Sechs
Insbesondere im Mittelfeld-Zentrum könnte es dabei zwischen Ljubicic, Eric Martel und Denis Huseinbasic zu einem Dreikampf um die Plätze kommen. Zwar lobte Schultz auch Jacob Christensen auffällig offensiv. Dass der Trainer den jungen Dänen in der auch mental herausfordernden Situation jedoch deutlich mehr Einsatzzeiten schenkt, erscheint unwahrscheinlich.
Um die Doppel-Sechs wird sich wohl also vornehmlich ein Trio streiten. Womöglich wird es zeitweise sogar nur einen Platz geben, sollte der FC gezwungen sein, noch offensiver zu spielen und die Doppel-Sechs aufzulösen. Eric Martel galt dabei in dieser Saison stets als gesetzt. Der Kapitän der U21-Nationalmannschaft stand in jedem Spiel, in dem er einsatzfähig war, in der Startelf.
Denis Huseinbasic zählt derweil unter Schultz zu den großen Gewinnern. Nur ein Spiel hat der 22-Jährige bislang unter dem neuen Trainer nicht von Beginn an absolviert. Auch Dejan Ljubicic gehört – wenn fit – zu den Stammspielern unter Schultz. Allerdings agierte der Österreicher abgesehen vom Spiel gegen Leverkusen bislang ausschließlich auf der Außenbahn.
Schultz sieht Ljubicic auf der Sechs
Das könnte sich jedoch in den nächsten Wochen ändern. “Dejan Ljubicic sehen wir perspektivisch auf der Sechs”, sagte Schultz im Gespräch mit dem GEISSBLOG. Entsprechend könnten die Karten im zentralen Mittelfeld nun noch einmal neu gemischt werden.
Das Trainingslager in Algorfa hatten dabei alle drei Spieler mehr oder weniger verpasst. Während Martel und Husenbasic bei ihren Nationalteams weilten, war Ljubicic nach seiner Mandelentzündung nur als Zuschauer bei den Einheiten dabei. Während der Österreicher sowie Huseinbasic zum Wochenstart allerdings wieder am Geißbockheim auf dem Feld standen, wird Martel erst am Freitag wieder das Mannschaftstraining beim FC absolvieren.
Den Ausschlag für die Startelf am Sonntag dürfte das allerdings wohl kaum geben. Trotzdem erscheint es angesichts der Tabellensituation nicht gänzlich ausgeschlossen, dass Schultz den Mittelfeld-Mann in den kommenden Wochen auch mal auf die Bank beordert. Zwar gilt Martel als einer der stärksten Zweikämpfer im FC-Team. Offensiv hat Martel jedoch nur wenig Einfluss auf das Kölner Spiel.
Martel als Opfer des offensiven Ansatzes?
Von durchschnittlich 36 Pässen pro 90 Minuten spielt Martel im Schnitt nur vier in das letzte Drittel, 0.6 davon in den gegnerischen Strafraum. Als defensiver Sechser hat der 21-Jährige dabei freilich auch andere Aufgaben als Ljubicic oder Huseinbasic, die beide eher den Weg nach vorne suchen. In der Schlussphase der Saison werden die Kölner nun aber vermehrt das Risiko suchen müssen. Muss Schultz für den “vorwärts gerichteten Ansatz” Martel in der Startelf also opfern?
Angesichts der Mentalität und Zweikampfstärke des Sechsers eigentlich kaum vorstellbar. Wahrscheinlicher ist, dass der Trainer zunächst weiterhin mit der Kombination aus einem Stabilisator wie Martel und einem offensiver ausgerichteten Sechser wie Ljubicic oder Huseinbasic beginnen wird. Je nach Spielverlauf dürfte die Doppel-Sechs dann eine der ersten Positionen sein, die zugunsten einer offensiveren Schlussphase aufgelöst wird.
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