Timo Schultz kritisiert beim 1. FC Köln die fehlende Zweikampf-Härte. Jeff Chabot dürfte von dieser Kritik jedoch ausgenommen sein. Der “heimliche Chef” liegt im Liga-Vergleich an der Spitze.
Aus Algorfa berichten Sonja Gauer und Marc L. Merten
Das vierte Training im spanischen Algorfa war am Mittwochmorgen vergleichsweise kurz. Nur 70 Minuten standen die Geißböcke auf dem Feld, obwohl Timo Schultz zum Start in das Trainingslager für Mittwoch und Donnerstag eine längere Einheit angekündigt hatte. Doch der Dienstag hatte die Spieler geschlaucht.
Zwei lange Einheiten sowie der anschließende Gang in den Kraftraum hatten am Mittwoch dazu geführt, dass das Trainerteam ein wenig das Gas vom Pedal nehmen musste. Schließlich befinden sich die Kölner nicht in einer Sommer-Vorbereitung, sondern Mitten in der Saison. Körperliche Durchhänger kann sich der FC daher vor dem entscheidenden Endspurt nicht mehr erlauben.
Chabot kann Trainer-Kritik verstehen
“Wir arbeiten hart und sind konzentriert”, erklärte Jeff Chabot dabei nach dem Training am Mittwoch. Dass sich die Mannschaft acht Spieltage vor Saisonende für die eher ungewöhnliche Reise ins Trainingslager aufgemacht hat, sei dabei durchweg gut angekommen: “Wir haben einen Tapetenwechsel. Wir haben eine gute Truppe zusammen und es geht auch darum, dass wir mal ein bisschen aus unserer Zone rauskommen. Es sind alle sehr positiv auf die Entscheidung eingegangen.”
Neben dem Spiel mit dem Ball, welches Schultz in den Bundesliga-freien Tagen verbessern will, forderte der Trainer zuletzt auch eine größere Zweikampfhärte. Schultz wolle keinen Fairplay-Preis gewinnen, sagte der 46-Jährige nach dem 1:5 gegen RB Leipzig. Seine Spieler waren ihm teilweise zu harmlos zu Werke gegangen.
Chabot kann die Kritik dabei nachvollziehen. “Der Trainer hat komplett recht”, sagte der Innenverteidiger. Wohlwissend, dass er selbst damit wohl kaum gemeint sein kann. Mit 68,45 Prozent gewonnener Zweikämpfe führt der FC-Profi die Statistik im gesamten Liga-Vergleich an.
Chabot sicher: “Wir haben es drinnen!”
Für den Abwehrspieler ist es dabei unverständlich, warum es seine Mannschaft in den Spielen so selten auf den Platz bekommt. “Wenn ich sehe, was wir im Training abliefern und wie robust wir spielen, fehlt das natürlich manchmal auf dem Platz.” Dabei müsse sich die Mannschaft die fehlende Zweikampfhärte nicht erst arbeiten. “Wir haben es drinnen”, ist sich Chabot sicher. “Wir müssen es aber von Woche zu Woche auf den Platz bringen.”
Dazu müssten sich nun die “Details und Nuancen”, die Timo Schultz von seiner Mannschaft sehen will, weiter verbessern. Zeit dafür haben die Geißböcke aktuell in Algorfa. “Wir fühlen uns gut damit”, sagte Chabot zur Ausrichtung des inzwischen nicht mehr ganz so neuen Trainers.
Heimlicher Chef? Das sagt Chabot
Der 26-Jährige gehört dabei auch unter Schultz zu den uneingeschränkten Leistungsträgern. Vor einigen Wochen hatte der Trainer den Innenverteidiger sogar als “heimlichen Chef” der Mannschaft bezeichnet. Für Chabot sei solch eine Aussage natürlich “positiv zu hören.” Der Abwehrspieler kenne dabei seine Rolle und wisse, war er “der Mannschaft geben kann. Ich freue mich, wenn das gut ankommt.”
Neben seiner Robustheit sieht sich Chabot als Spieler, der immer mit “Willen und Leidenschaft” vorangeht. “Ich bin sehr laut auf dem Platz. Das sind Faktoren, die sehr gut reinpassen. In der Kabine bin ich aber auch hin und wieder mal für einen Spaß zu haben.”
Zukunft hängt an Liga-Zugehörigkeit
Dem FC wäre sicher daran gelegen, wenn Chabot in Köln auch noch länger für lachende Gesichter auf und neben dem Platz sorgen würde. Die Zukunft des Innenverteidigers bleibt jedoch bis zum Saisonende offen. Schließlich verfügt der Abwehr-Hüne im Abstiegsfall über eine Ausstiegsklausel und es erscheint ausgeschlossen, dass Chabot den Gang in die Zweite Liga mitgehen würde. Zumal sich inzwischen mehrere Top-Clubs aus dem In- und Ausland nach dem gebürtigen Hanauer erkundigt haben sollen.
Keine Zweifel an einem Verbleib im Sommer gäbe es derweil wohl, sollte der FC den Klassenerhalt schaffen. “Es geht jetzt ans Eingemachte”, weiß auch Chabot, der zunächst immer nur das nächste Spiel im Blick hat und im Zweifel gerne auch noch zwei Extra-Partien in der Relegation nehmen würde. “Am Ende ist es mir relativ egal, wie wir drin bleiben.” Diese Ansicht dürften viele Menschen rund um den FC teilen – und dann auf eine Zukunft von Jeff Chabot in Köln hoffen.
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