Diesen Wahnsinn hat der FC gebraucht – und haben die Fans verdient

Der 1. FC Köln will und muss im Kampf um den Klassenerhalt über die Emotionen zum Erfolg kommen. Dafür war das Zustandekommen des Sieges gegen den VfL Bochum perfekt. Auch, weil der FC endlich mal wieder die Fans belohnt hat.

Ein Kommentar von Marc L. Merten

Es lief die 83. Minute am Samstagnachmittag in Müngersdorf, als Worte in der Südkurve erklangen, die man so lange nicht mehr gehört hat: “Wir wollen Euch kämpfen sehen!” Nicht nur von ein paar Einzelnen, sondern lautstark von der Mehrheit der Fans im Süden. Es war der Moment, da im RheinEnergieStadion die Stimmung drohte zu kippen.

Schon einmal in dieser Saison hatte es einen ähnlichen Moment gegeben, nach dem Pokal-Aus in Kaiserslautern, als sich die Geißböcke blamabel hatten vom Zweitligisten abschießen lassen. Am 28. Spieltag nun drohte das Motto “He weed nit resigniert” in Frust und Ablehnung umzuschlagen.

FC braucht Emotionen – spielerisch reicht es nicht

Doch dann kam, was kaum einer mehr für möglich gehalten hatte: die Wende, das Tigges-Eckentor, das Waldschmidt-Kopfballtor, der Sieg, die drei Punkte. Müngersdorf war in den letzten Jahren selten einmal so laut gewesen wie in dem Moment, da der Ball zum 2:1 im Tor einschlug. Es war eine Explosion, wie man sie sich seit Monaten gewünscht hatte. Denn sie hat die Energie, den FC zum Klassenerhalt zu führen.

Diese Emotionen, so viel ist seit Samstag klar, braucht der 1. FC Köln zur Rettung. Denn spielerisch, fußballerisch alleine, das wurde auch gegen Bochum klar, reicht es in dieser Saison nicht. Der Kader ist einfach nicht gut genug. Sogar an der Wehrhaftigkeit hatte man zuletzt zweifeln müssen, weil die Mannschaft führungslos dem Abstieg entgegen zu schlingern schien.

So kann die direkte Rettung gelingen

Diese Wehrhaftigkeit hat die Mannschaft nun erstmals in ganzer Stärke in dieser Saison unter Beweis gestellt. Wenn es sie nun schafft, die Energie des Sieges gegen Bochum auf die kommenden Wochen zu übertragen und zu konservieren, aus ihr neues Selbstbewusstsein zu ziehen, dann kann der Klassenerhalt gelingen, und das sogar auf direktem Wege. Denn dann kann der FC auch Darmstadt und Mainz schlagen, dann kann sogar Bochum noch abgefangen werden.

Wichtig war das Zustandekommen des Sieges aber auch für die FC-Fans. Denn die Unterstützung für die Mannschaft hatte zu bröckeln begonnen, nachdem die Anhänger den Geißböcke trotz aller Misserfolge länger als in der Vergangenheit üblich treu beigestanden hatten. Nun wurden sie für ihre Treue und ihre Leidenschaft der letzten Monate auch in schwierigsten Situationen belohnt. Eine Belohnung, die überfällig war. Und so könnte der Wahnsinn von Bochum den Grundstein zur Rettung gelegt haben und am Ende doch noch alle versöhnen.