Der 1. FC Köln muss im Fall des Abstiegs große Einbußen hinnehmen. Waren die Geißböcke aber auch in dieser Saison schon kaum in der Lage, mit der Konkurrenz finanziell mitzuhalten?
Als Christian Keller 2022 zum 1. FC Köln kam, war dieser ein Sanierungsfall. Das haben Keller und Finanz-Geschäftsführer Philipp Türoff immer wieder erklärt. Auch klar ist: Von dem Lizenzspieler-Etat der Saison 2021/22 in Höhe von rund 60 Millionen Euro ist inzwischen nicht mehr viel übrig.
Der FC hat sich von zahlreichen Top-Verdienern getrennt oder diese nicht halten können, hat eine rigide Sparpolitik bei Gehaltsverhandlungen eingeführt und so die Personalkosten drastisch reduziert. “Der klare Auftrag war, einen erheblichen Anteil des Kaderbudgets einzusparen, um darüber das wirtschaftliche Überleben zu sichern”, bestätigte Keller am Sonntag im Sport1-Doppelpass noch einmal. “Wir haben das Kaderbudget bis zum heutigen Tag um rund ein Drittel reduziert.”
Keller-Aussage lässt aufhorchen
In der Saison 2022/23 gaben die Geißböcke nur noch rund 48 Mio. Euro aus, in der laufenden Saison 2023/24 sind es nur noch rund 40 Mio. Euro. Keller erklärte am Sonntag: “Das ist eine Hausnummer, zumal das Kaderbudget davor schon im hinteren Mittelfeld angesiedelt war.” Höhere Ausgaben wären möglich gewesen, das gab Keller zwar zu. Doch man entschied sich dagegen.
Mit einer Aussage ließ Keller allerdings aufhorchen. “Jetzt sind wir unter den letzten Drei, was das Budget für den Lizenzkader anbelangt. Das mag sich komisch anhören, weil der FC grundsätzlich von seiner Wucht und seiner Strahlkraft natürlich einer der größten Bundesligisten ist.” Der FC nur noch unter den letzten Dreien beim Lizenzspieler-Etat?
Etat-Vergleich: Drei Teams auf Augenhöhe
Ein Blick auf die anderen Clubs zeigt: Der FC gibt in jedem Fall mehr aus als die beiden Aufsteiger. Laut sportschau.de liegt der Lizenzspieler-Etat der SV Darmstadt 98 in dieser Saison bei rund 24 Millionen Euro, jener des 1. FC Heidenheim etwas höher, aber noch immer bei unter 30 Mio. Euro. Doch was ist mit den anderen vermeintlich kleineren Clubs oder jenen, mit denen sich der FC auf Augenhöhe wähnt?
Der VfL Bochum erhöhte laut eigenen Angaben im vergangenen Sommer den Etat von rund 32 Mio. Euro auf rund 40 Mio. Euro und damit auf FC-Niveau. Auch Werder Bremen erhöhte seinen Etat im Vergleich zur Vorsaison auf knapp über 40 Mio. Euro. Mainz 05 plant laut kicker für die kommende Saison mit einem gleichbleibenden Etat von rund 42 Mio. Euro für die Lizenzspieler.
Keine belastenden Altverträge mehr
Der FC könnte also tatsächlich nur Darmstadt und Heidenheim hinter sich gelassen haben in den Ausgaben für die Lizenzspieler-Abteilung. Klar ist aber auch: Bochum, Bremen und Mainz liegen mit den Geißböcken in Sachen Spieleretat nahezu gleichauf, die Etats dieser vier Mannschaften dürfte sich 2023/24 nur minimal unterscheiden.
Kölns Problem: Die Geißböcke kamen von einem deutlich höheren Ausgabenniveau und mussten einsparen, Bochum beispielsweise konnte nach zwei Klassenerhalten investieren. Zur Wahrheit gehört aber auch, dass sich Keller kaum noch auf Altverträge als Last berufen kann. Nur die Arbeitspapiere von Dejan Ljubicic (kam 2021 und besitzt noch seinen damaligen Vertrag) und Benno Schmitz (verlängerte im März 2022) stammen noch aus der Zeit vor Kellers Dienstantritt im April 2022, beide gehörten aber nie zu den Top-Verdienern.
Daher weiß auch Keller: “Die entscheidende Frage ist, ob man mit dem massiv reduzierten Budget bessere Personalentscheidungen hätte treffen können. Der Frage muss ich mich stellen.” Ausreichend Geld für einen konkurrenzfähigen Kader wäre vorhanden gewesen. Heidenheim machte mehr aus seinen geringen Möglichkeiten, Bremen erfüllte die Erwartungen. Köln, Mainz und Bochum hingegen machten zu wenig aus den ihren – der FC jedoch am wenigsten.
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