Die FC-Profis und Trainer Timo Schultz nach der Niederlage gegen Darmstadt. (Foto: Bucco)

Die FC-Profis und Trainer Timo Schultz nach der Niederlage gegen Darmstadt. (Foto: Bucco)

Letzte Hoffnung? “Scheißegal” – Schultz will “alles von Bord werfen”

Nach der größten Enttäuschung dieser Saison hofft Timo Schultz auf eine Trotzreaktion des 1. FC Köln. Die schier aussichtslose Situation soll die Mannschaft von ihrer lähmenden Angst befreien – der FC-Trainer setzt auf eine “Scheißegal-Stimmung”.

Steht der 1. FC Köln nach diesem Offenbarungseid noch einmal auf? Oder besser gefragt: Steht der FC überhaupt einmal auf – zeigt die Mannschaft endlich jene Qualität, die Trainer und Sportchef seit Monaten in ihr sehen wollen?

Beim 0:2 gegen Darmstadt, der erschreckendsten Niederlage dieser Krisen-Saison, kristallisierte sich noch deutlicher als zuvor heraus, wie sehr die Abstiegsangst das Team lähmt. Ob es in der Bundesliga tatsächlich drei Kader gibt, die schwächer besetzt sind, sei mal dahingestellt. Doch mehr als diese Bankrotterklärung gegen das abgeschlagene Schlusslicht muss auch ohne Jonas Hector und Ellyes Skhiri im Europapokal-Teilnehmer des Vorjahres stecken.

“Vielleicht ist jetzt der Punkt erreicht, wo…”

Ein “maßlos enttäuschter” Timo Schultz hatte am Samstag nach dem Spiel erklärt: “Ich glaube, dass wir deutlich besser spielen können. Wenn ich die Jungs bei der Erwärmung sehe, wie sie das Tornetz teilweise kaputt schießen, sehe ich schon die vorhandene Qualität. Aber die Qualität musst du eben auch abrufen können, das haben wir als Mannschaft nicht geschafft.”

Und zwar zum x-ten Mal in dieser Saison, egal mit welchem Trainer. Bereits unter Steffen Baumgart war Kölns Kopf-Problem immer wieder ein großes Thema im und ums Geißbockheim. Doch weder der Heißsporn Baumgart noch der auch aufgrund seiner mentalen Fähigkeiten geholte Schultz konnten der Mannschaft (bislang) den notwendigen Glauben vermitteln. Nicht mal ein ekstatisches Erlebnis wie der 2:1-Erfolg gegen Bochum befreite die Spieler von ihrer Angst.

Statt uns zu freuen, dass wir spielen dürfen, haben wir Angst zu verlieren.

Christian Keller

Kapitän Florian Kainz sprach nach dem 0:2 gegen Darmstadt von “Verunsicherung”, Timo Hübers meinte: “Uns ist das Herz in die Hose gerutscht.” Geschäftsführer Christian Keller erklärte beileibe nicht zum ersten Mal: „Statt uns zu freuen, dass wir spielen dürfen, haben wir Angst zu verlieren.” Und: “Wenn du Angst hast zu verlieren, wird es schwer, irgendwann mal ein Spiel zu gewinnen”, ergänzte Mark Uth.

Am Abgrund stehend bleibt Schultz eine letzte Hoffnung, diesen seit Monaten klemmenden Schalter umzulegen: “Vielleicht ist genau jetzt der Punkt erreicht, wo man eine gewisse Scheißegal-Stimmung initiieren kann.” Wie in den Schlussminuten gegen Bochum, als bereits alles verloren schien. “Vielleicht ist die Situation, in der wir jetzt stecken, die Gelegenheit, alles von Bord zu werfen und befreit drauf los zu spielen.”

FC spielte nur einmal wirklich befreit auf

Denn wirklich befreit hat der FC in dieser Saison nur ein einziges Mal gespielt, beim Heimsieg gegen Borussia Mönchengladbach (3:1). Beim 1:0-Erfolg in Darmstadt bewegte man sich spielerisch auf unterstem Bundesliga-Niveau, beim 2:0 gegen Eintracht Frankfurt fielen beide Treffer in Überzahl und dem Bochum-Comeback gingen 89 ganz schwache Minuten voraus.

Schultz gab nun zu: “Wenn wir uns mal die Heimspiele dieses Jahres nehmen, ob es Heidenheim war, Bremen oder Bochum, wo wir nominell das favorisierte Team waren: Wir haben es nicht geschafft, mal eine dominante Halbzeit zu spielen, den Gegner hinten reinzudrücken.”

Es sind noch vier Spiele zu gehen, es ist noch alles möglich.

Timo Schultz

Die jüngste Heim-Pleite gegen Darmstadt stellte den vorläufigen Tiefpunkt dar – sowohl tabellarisch als auch spielerisch. “Wir haben es nicht geschafft, an unsere Leistungsgrenze zu kommen und den Hebel umzulegen, mal sämtlichen Druck beiseite zu schieben”, so Schultz, der jetzt auf eine Trotzreaktion hofft – auf eine “Scheißegal-Stimmung”. Das schwächste Spiel der Saison soll herbeiführen, was die wundersame Auferstehung gegen Bochum nicht bewirkte: die Mannschaft von ihrer Versagensangst befreien.

“Es sind noch vier Spiele zu gehen, es ist noch alles möglich”, sagte Schultz, glaubte und forderte nach der Enttäuschung am Samstag: “Wir können besser spielen – wir müssen besser spielen. Wenn wir das hinbekommen, haben wir auch eine Chance, in Mainz zu gewinnen. Und dann ist rein rechnerisch noch alles drin.” Doch dafür muss der FC (fünf Punkte Rückstand) in dieser schier aussichtslosen Situation seine Angst abschütteln.

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