fbpx

Olesen mit Baumgart-Dank und Schultz-Vorfreude: „Das ist mein klares Ziel“

Mathias Olesen im Einsatz für seinen Leih-Club Yverdon Sport FC. (Foto: IMAGO / Mediafab.ch)
Mathias Olesen im Einsatz für seinen Leih-Club Yverdon Sport FC. (Foto: IMAGO / Mediafab.ch)

Mathias Olesen ist einer von sechs verliehenen Profis des 1. FC Köln. Im Interview mit dem GEISSBLOG spricht der luxemburgische Nationalspieler unter anderem über seine Entwicklung in der Schweiz und seinen Plan für die Zukunft.

Das Interview führten Sonja Gauer und Martin Zenge

GEISSBLOG: Herr Olesen, Sie spielen mittlerweile seit knapp drei Monaten auf Leihbasis für den Schweizer Erstligisten Yverdon Sport FC. Wie fällt Ihr Zwischenfazit aus?

MATHIAS OLESEN: „Es ging richtig gut los, ich bin angekommen und habe direkt gespielt. Im Februar war ich dann leider drei Wochen krank, mit einer Lungenentzündung – was extrem nervig war, weil ich mich in einer guten Phase befunden und körperlich extrem fit gefühlt habe. Die Krankheit hat mich selbst überrascht, die letzten zwei, drei Jahre hatte ich nie beim Training gefehlt. Mittlerweile bin ich aber wieder topfit, fühle mich auch neben dem Platz wohl und bin froh, hier in der Schweiz zu sein.“

Nach Ihrem Comeback waren Sie zuletzt abwechselnd Startelf- und Einwechselspieler. Sind Sie mit Ihren Einsatzzeiten zufrieden?

„Ja, der Trainer hat ein bisschen rotiert, da wir drei Spiele in sechs Tagen hatten. Die Spiele gegen die Young Boys und die Grasshoppers, als ich von Anfang an gespielt habe, waren gefühlt meine bislang besten Spiele für Yverdon.“

“Ich spiele jetzt ein bisschen freier”

Erfüllt die Leihe, wenn man von der Lungenentzündung absieht, Ihre Erwartungen?

„Auf jeden Fall. Ich finde, dass ich mich in den letzten Monaten bereits entwickelt habe – sportlich und persönlich. In Köln lebe ich nah an meiner Familie, habe viele Kumpels. Hier in der Schweiz ist alles komplett neu. Ich glaube, ich nehme auch mehr Selbstvertrauen mit auf den Platz und spiele jetzt ein bisschen freier, denke nicht so viel über Fehler nach, sondern mehr darüber, was ich gewinnen kann. Und ich finde, dass mich auch technisch entwickelt habe.“

Am Samstag endet die reguläre Saison der Super League mit einem Heimspiel gegen Schlusslicht Lausanne, anschließend geht es für Yverdon in der Abstiegsrunde mit Spielen gegen die Teams aus der unteren Tabellenhälfte weiter. Wie beurteilen Sie die Situation?

„Wir haben sieben Punkte Vorsprung auf den Relegationsrang – trotzdem müssen wir natürlich noch ein bisschen punkten, um ganz sicher zu gehen, dass wir in der Liga bleiben. Das Heimspiel gegen Lausanne ist sehr wichtig. Sollten wir gewinnen, sieht es richtig gut aus für den Klassenerhalt. Als Aufsteiger ist der Klassenerhalt natürlich das große Ziel.“

Da hier alles ein bisschen ruhiger ist, kann ich mich komplett auf den Fußball konzentrieren. Ich freue mich aber auch, wieder in Köln zu sein und diese geile Stimmung zu erleben.

Mathias Olesen

Wie schätzen Sie die Qualität der Schweizer Super League im Vergleich zur Bundesliga ein?

„Das Niveau ist natürlich nicht das gleiche wie in der Bundesliga. Der Fußball hier ist sehr von Taktik und Technik geprägt, es wird auch viel gelaufen – aber nicht so intensiv wie in der Bundesliga. Die Bundesliga ist sehr anstrengend, man ist immer extrem kaputt nach einem Spiel (lacht). Aber gerade das technische Niveau hier finde ich sehr gut, und ich glaube, mir hilft es in der Entwicklung, mal eine andere Art von Fußball zu erleben.“

Grundsätzlich könnte der Unterschied zwischen Yverdon und Köln wohl kaum größer sein. Beim letzten Heimspiel gegen die Grashoppers waren 2.500 Fans im Stadion, beim FC spielen Sie vor 50.000.

„Das ist ein großer Unterschied. Die Fans hier sind auch laut, aber es sind natürlich nicht so viele wie in Köln, wo immer 50.000 Menschen kommen. Vielleicht ist auch das ein wichtiger Schritt für mich. Da hier alles ein bisschen ruhiger ist, kann ich mich komplett auf den Fußball konzentrieren in diesem halben Jahr. Ich freue mich aber auch, wieder in Köln zu sein und diese geile Stimmung zu erleben.“

Abseits des Fußballs: Wie unterscheidet sich Ihr Leben in der Schweiz von dem in Köln? 

„Auch die Stadt ist ein wenig ruhiger als Köln (lacht). In Köln ist immer viel los, das mag ich sehr. Ich vermisse die Kölner Cafés. Dennoch glaube ich, dass ich mich gut integriert habe. Ich habe zwei norwegische Teamkollegen, mit denen ich Dänisch-Norwegisch reden kann. Und auch hier kann man etwas Schönes essen oder einen Kaffee trinken gehen.“ 

“Der Plan ist, dass ich zurück nach Köln komme”

Sie sprechen Deutsch, Dänisch, Luxemburgisch und Englisch – wie läuft es mit Französisch, der Amtssprache in Yverdon?

„Da ich während meiner Kindheit in Luxemburg gelebt habe, konnte ich schon ein bisschen Französisch. Ich verstehe relativ viel und verstehe auch, wenn der Trainer redet. Selber zu reden, ist schwieriger, aber ich kann mich verständigen. Um einen Kaffee zu bestellen, reicht es (lacht).“  

Sie haben eben angesprochen, dass Sie sich darauf freuen, wieder vor 50.000 Fans in Köln zu spielen. Wie blicken Sie auf Ihre Zukunft? Ist die Rückkehr zum FC beschlossene Sache?

„Es ist der Plan, dass ich zurück nach Köln komme. Ich will mich beim FC durchsetzen, was ich noch nicht ganz geschafft habe. Ich hatte in den vergangenen Jahren meistens Kurseinsätze, manchmal habe ich auch von Beginn an gespielt. Mein klares Ziel ist, mich in der Bundesliga durchzusetzen.“

Gegen Bochum bin ich durch meine Wohnung gelaufen und habe rumgeschrien.

Mathias Olesen

Wie liefen die Gespräche mit den FC-Verantwortlichen vor Ihrer Leihe?

„Wir haben damals viel geredet. Ich habe in der ersten Saisonhälfte nicht viel gespielt, wurde in der Bundesliga sechsmal eingewechselt. Die Verantwortlichen meinten, sie wollen mir die Möglichkeit geben, mich auszuleihen. Ich möchte am liebsten immer spielen und deswegen wollte ich zu einem Verein, bei dem ich eine große Chance dazu habe. Der FC hat mir gesagt, wenn ich bleibe, bekomme ich auch die Chance, zu spielen – aber man konnte mir natürlich nicht versprechen, dass ich mehr Spielzeit als bisher bekomme.“

Den Amtsantritt des neuen Trainers Timo Schultz haben Sie im Januar noch am Geißbockheim erlebt. Stand zu diesem Zeitpunkt schon fest, dass Sie verliehen werden?

„Es hatte bereits Gespräche gegeben. Aber für mich war es wichtig, noch unter Timo Schultz zu trainieren, damit er mich einschätzen kann. Auch mit ihm habe ich geredet, die Gespräche waren super. Er war ja selbst hier in der Schweiz. Ich freue mich darauf, wieder bei ihm auf dem Trainingsplatz zu stehen.“ 

“Baumgart war ganz wichtiger Trainer für mich”

Was hat Schultz Ihnen über die Schweiz erzählt? Hat er Ihnen zu diesem Wechsel geraten?

„Er hat gesagt, dass in der Super League ein gutes Niveau gespielt wird, dass ich mich hier entwickeln kann. Wir haben auch über das Leben abseits des Fußballs gesprochen und er meinte, dass die Schweiz ein unfassbar schönes Land ist, dass man alle Auswärtsfahrten genießen kann.“

Schultz‘ Vorgänger Steffen Baumgart hat Sie aus der U21 zu den Profis befördert. Welche Rolle nimmt er in Ihrer noch jungen Karriere ein?

„Steffen Baumgart war ein ganz wichtiger Trainer für mich – vielleicht bislang der wichtigste in meiner Karriere. Ich bin ihm sehr dankbar für die Zeit in Köln, weil er mich vom Jugend- in den Herrenfußball begleitet und mir zum Bundesliga-Debüt verholfen hat. Ich verfolge auch die Spiele von Hamburg und drücke ihm die Daumen.“

Mathias Olesen im Gespräch mit Steffen Baumgart. (Foto: Bucco)
Mathias Olesen im Gespräch mit Steffen Baumgart. (Foto: Bucco)

Und wie verfolgen Sie als ausgeliehener Profi die Spiele des FC?

„Gegen Bochum bin ich durch meine Wohnung gelaufen und habe rumgeschrien (lacht). Das war eine geile Schlussphase, unfassbar schön. Allgemein ist das Zuschauen für mich schwer. Ich bin seit fast fünf Jahren im Verein, kenne alle Spieler und fühle mich auch als ein Teil der Mannschaft.“

Stehen Sie aktuell im Austausch mit Ihren Kölner Teamkollegen?

„Ja, ich habe weiterhin Kontakt zur Mannschaft, meistens über Snapchat oder WhatsApp. Zum Beispiel zu Eric Martel oder mit meinen dänischen Kumpels Rasmus und Jacob. Da geht es aber meistens um Privates und nicht so viel um Fußball.“

Wie zuversichtlich sind Sie, dass es mit dem Klassenerhalt des FC noch klappt?

„Die nächsten zwei Spiele gegen Darmstadt und Mainz werden sehr entscheidend sein für die Rettung. Ich hoffe, dass der FC da viele Punkte sammelt. Die Mannschaft hat auf jeden Fall mehr Punkte verdient als die, die sie geholt hat. Ich finde, die Spiele sehen eigentlich sehr gut aus.“ 

“Weil ich gerne Bundesliga spielen möchte”

Glauben Sie, dass der Ausgang der Saison einen Einfluss auf Ihre persönliche Zukunft haben könnte? 

„Ich hoffe natürlich, dass der FC in der Bundesliga bleibt. Aber ich glaube, dass ich, egal ob in der Bundesliga oder der Zweiten Liga, nächste Saison beim FC sein werde.“ 

Mit der luxemburgischen Nationalmannschaft sind Sie zuletzt in den EM-Playoffs an Georgien gescheitert. Überwiegt die Enttäuschung über das Ausscheiden oder doch der Stolz, so weit gekommen zu sein? 

„Definitiv die Enttäuschung. Wir haben eine gute Qualifikation gespielt und hätten es fast direkt geschafft. Wir waren auch überzeugt, dass wir Georgien schlagen können, wenn wir unsere beste Leistung bringen. Dort haben wir dann in einem echten Hexenkessel gespielt, das Stadion hat gebrannt. Leider war es nicht unser bester Tag.“ 

Ich habe ihm bei der Nationalmannschaft gesagt, er soll aufhören zu gewinnen, weil ich nächste Saison gerne Bundesliga spielen möchte.

Mathias Olesen über den Mainzer Barreiro

Kann es trotz der verpassten Europameisterschaft der Startschuss für eine positive Entwicklung im luxemburgischen Fußball gewesen sein? 

„Auf jeden Fall. Wir sind eine ganz junge Mannschaft und aus dem Nachwuchs kommt auch viel Talent nach. Die meisten Talente spielen im Ausland, in Deutschland, Frankreich oder Belgien. Ich freue mich sehr auf die Zukunft mit der Nationalmannschaft, weil ich glaube, dass wir noch viel erreichen können.“ 

Aber Ihrem Nationalmannschaftskollegen Leandro Barreiro wünschen Sie in den nächsten Wochen mit Mainz wohl kein Glück…

(lacht) „Nein! Ich habe ihm bei der Nationalmannschaft gesagt, er soll aufhören zu gewinnen, weil ich nächste Saison gerne Bundesliga spielen möchte.“ 

DAS KÖNNTE DICH AUCH INTERESSIEREN

DISKUTIER MIT!

Willkommen im Kommentarbereich des GEISSBLOG!
Hier kannst du über den 1. FC Köln diskutieren und dich mit anderen Usern austauschen. Bitte beachte dabei die Spielregeln in unserer Netiquette! Du findest sie hier und kannst sie jederzeit nachlesen. Viel Spaß!
Abonnieren
Benachrichtige mich bei
2 Kommentare
Neueste
Älteste Meistbewertete
Inline-Feedbacks
Alle Kommentare anzeigen
2
0
Diskutier mit & schreib einen Kommentar!x