Der Mitgliederrat hat sich am Freitag an die mehr als 130.000 Mitglieder des 1. FC Köln gewandt. Das Gremium plädiert gegen eine außerordentliche Mitgliederversammlung und damit gegen eine vorzeitige Abwahl des Vorstands um Präsident Werner Wolf.
Das Warten auf eine Mitteilung aus dem Geißbockheim – irgendein Zeichen, wie es in der 2. Bundesliga weitergehen soll – hält an. Mit Personal-Entscheidungen, insbesondere die Trainer-Frage drängt, ist wohl frühestens am Montag zu rechnen. Allerdings meldete sich am Freitag der Mitgliederrat ausführlich zu Wort.
Man wolle “einige Dinge einordnen, die in den vergangenen Tagen und Wochen durch Medien und prominente Begleiter:innen des FC gefordert oder behauptet wurden”, schreibt das Gremium in einer E-Mail an die mehr als 130.000 Mitglieder des Vereins. Offensichtlich seien “folgenschwere Fehlentscheidungen getroffen”, dennoch werde “blinder Aktionismus uns in der Situation nicht helfen”.
Mitgliederrat gegen außerordentliche MV
Von “manchen Mitgliedern” sei der Wunsch, “eine außerordentliche Mitgliederversammlung zur Abwahl aller Vorstandsmitglieder einzuberufen” an den Rat herangetragen worden. Das Gremium führt jedoch eine Reihe von Gründen auf, warum diese Maßnahme “nicht im Sinne des Vereins sein kann”.
Sollten alle Vorstandsmitglieder – Präsident Werner Wolf sowie seine Stellvertreter Eckhard Sauren und Carsten Wettich – abgewählt werden, müsste der Mitgliederrat, so sieht es die Satzung vor, “parallel den Verein vertreten, eine außerordentliche Mitgliederversammlung planen und ein neues Vorstandsteam zur Wahl vorschlagen. Das alles unverzüglich und damit in kürzester Zeit.”
Wobei im September, im Rahmen der nächsten ordentlichen Mitgliederversammlung, ein neuer Mitgliederrat gewählt wird. “In der Phase der kommissarischen Führung könnten die Mitgliederräte, die die Vertretung des Vereins innehaben, also gegebenenfalls noch einmal abgelöst werden”, gibt das Gremium in seiner Mail zu bedenken.
Weiterhin heißt es: “Die Einladungsfrist für eine Mitgliederversammlung beträgt mindestens vier Wochen. Der FC müsste in diesem Szenario also innerhalb weniger Monate drei Mitgliederversammlungen (zwei außerordentliche und eine ordentliche) planen und durchführen, was große organisatorische Herausforderungen bedeutet.” Und, pro Versammlung, Kosten von jeweils rund 300.000 Euro nach sich zieht.
“Verein wird gelähmt”
“Hinzu kommt”, schreibt das Gremium, “dass in einer solchen Phase der Ungewissheit der Verein auch hinsichtlich möglicher Personalentscheidungen gelähmt wird. Die Suche nach leitenden Mitarbeiter:innen würde durch eine solche Situation nahezu auf Eis gelegt werden müssen.” Man wolle die Mitglieder zwar “nicht an der Wahrnehmung ihrer satzungsmäßigen Rechte hindern”, aber dazu aufrufen, “unsere Argumente sorgfältig abzuwägen. Eine Abwahl allein kann keine Lösung sein, die dem FC in dieser schwierigen Situation weiterhilft. Das Gegenteil ist der Fall.” Aus diesen Gründen habe sich auch der Mitgliederrat selbst “dagegen entschieden, eine außerordentliche Mitgliederversammlung einzuberufen”.
Zuletzt hatte unter anderem Vorstandskritiker Dieter Prestin erklärt, dass er und sein Team in Erwägung ziehen, eine solche Versammlung zu beantragen. Mit dem Mitgliederrat sind Prestin und seine Mitstreiter um Ex-Karnelvalsprinz Stefan Jung bislang offenbar nicht in Kontakt getreten.
“Darf kein einfaches ‘Weiter so’ geben”
Zumindest heißt es vom Gremium nun: “In den Medien konnte man zuletzt einige Stimmen vernehmen, die Interesse an einem Engagement im Vorstand des FC bekundet haben. Dabei wurde u. a. auf die Bedeutung des Mitgliederrats verwiesen. Wir laden jedes Mitglied, das sich ein solches Engagement vorstellen kann, herzlich ein, sich mit uns auszutauschen. Bisher blieb dies allerdings aus.”
Trotz der Ablehnung einer außerordentlichen Versammlung betont der Mitgliederrat zum Ende seines virtuellen Briefs: “Nach einer solchen Saison darf es selbstverständlich kein einfaches ‘Weiter so’ geben. Es gilt nun, mit der nötigen Sorgfalt abzuwägen, welche Schlüsse zu ziehen und welche Schritte zu gehen sind.” An erster Stelle müsse immer der Verein stehen.
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