Der 1. FC Köln geht mit einem komplett neuen Trainerteam in die 2. Liga. Die Besetzung steht für den benötigten Umbruch. Doch zwei Qualitäten fehlen, von der insbesondere eine von großer Bedeutung sein sollte.
Ein Kommentar von Marc L. Merten
Der 1. FC Köln hat mit Gerhard Struber, Bernd Eibler, Thomas Hickersberger und Peter Greiber ein komplett neues Trainerteam vorgestellt. Timo Schultz ist ebenso Geschichte wie André Pawlak und Kevin McKenna. Kersten Kuhl wurde zur U21 zurückbeordert. Vier neue Gesichter für einen dringend benötigten Neustart – ein wichtiges Zeichen, insbesondere an die Spieler.
Der Kader ist größtenteils zusammengeblieben, echte Neuzugänge gibt es nicht. Da war es unumgänglich, zumindest im Trainerteam Tabula rasa zu machen. So weiß nun jeder Spieler: Es geht ganz von vorn los. Kein Spieler hat einen Bonus. Kein Spieler hat einen Malus. Die viel zitierten weißen Blätter liegen vor jedem FC-Profi, und jeder hat die Chance, die eigene Geschichte neu zu schreiben.
Fehlende Erfahrung in der 2. Liga
Klar ist aber auch, und das verwundert: Zwei Qualitäten fehlen in diesem Trainerteam. Bis auf Greiber kennt keiner in diesem Quartett die 2. Liga in Deutschland. Struber (England, USA) und Eibler (USA) haben immerhin schon im Ausland gearbeitet, Hickersberger hingegen nur in Österreich. Wer weiß, wie speziell das deutsche Unterhaus ist und welche besonderen Anforderungen es mit sich bringt, der weiß auch, dass mangelnde Erfahrung in der 2. Liga ein Nachteil sein kann.
Nicht sein muss – das sei ebenfalls gesagt. Peter Stöger und Manfred Schmid haben das bewiesen. Dennoch müssen Christian Keller, Thomas Kessler und Peter Greiber auf Strubers Team einwirken, um sie für die besonderen Herausforderungen in der 2. Liga zu sensibilisieren. Und damit auch die Mannschaft. Denn wer glaubt, dass der FC aufgrund der gehaltenen Spieler automatisch zum Aufstiegsfavoriten wird, der glaubt auch, dass der FC eigentlich den Bundesliga-Klassenerhalt verdient gehabt hätte.
Fehlende Kenntnis der FC-Talente
Und noch eine Qualität fehlt – und diese verwundert noch viel mehr. Mit Pawlak hatte der FC viele Jahre einen einstigen NLZ-Trainer als Assistenten der Profis, der jeden einzelnen Nachwuchsspieler der Geißböcke in- und auswendig kannte. Dieses Wissen ist nun weg – und wurde nicht nachbesetzt. In einer Phase, in der der Nachwuchs eine besondere Rolle bei den Profis einnehmen soll, herrscht ausgerechnet jetzt im wichtigsten Trainerteam des FC komplettes Unwissen über die Talente am Geißbockheim.
Dabei wären diese Trainer als mögliche weitere Assistenten auf dem Markt gewesen. Manuel Hartmann wäre ein Kandidat gewesen, um ihn zu den Profis zu befördern. Der U17-Coach wollte letzten Sommer schon U21-Trainer werden, stattdessen wurde ihm Evangelos Sbonias vor die Nase gesetzt. Den letztjährigen U17-Coach Jakob Strehlow ließ man in diesem Sommer nach Augsburg ziehen. Ebenso wäre mit Martin Heck der einstige U17-Meister-Trainer verfügbar gewesen – inklusive Zweitliga-Erfahrung als Co-Trainer in Osnabrück. Alle kennen das FC-NLZ und die Spieler aus dem Effeff. Stattdessen wurden alle Posten von außen besetzt.
Eine Chance für alle Seiten
Dennoch gilt: Das neue Trainerteam steht für einen dringend benötigten Neuanfang, der für den FC eine große Chance darstellt. Struber und Eibler haben bei RB gezeigt, dass sie auf junge Spieler setzen. Das müssen sie nun fortsetzen. Hickersberger kennt Dejan Ljubicic noch aus gemeinsamen Zeiten bei Rapid Wien und könnte dafür sorgen, dass das Kölner Sorgenkind wieder in die Spur kommt.
Greiber kennt die 2. Liga bestens. Seine FC-Vergangenheit liegt zwar schon weit zurück, doch er weiß, was es bedeutet, für die Geißböcke zu arbeiten. Und im Hintergrund ist ein eingespieltes Team aus Athletiktrainern und Analysten geblieben, die einerseits den Kader gut kennen und andererseits nun mit neuen Ideen und Herangehensweisen konfrontiert werden. Sollte Struber diesen Trainer- und Betreuerstab gut führen, wird sich der FC neu gestalten können. Das ist für alle eine große Möglichkeit. Und so sollten es auch alle angehen.
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