Nach den überzeugenden Auftritten gegen Braunschweig und Schalke scheint Gerhard Struber seine Stammformation gefunden zu haben. In der Länderspielpause muss nun die zweite Reihe des 1. FC Köln Argumente für sich sammeln.
Wirklich gelegen kommt der Zeitpunkt dieser ersten Länderspielpause dem 1. FC Köln nicht. Mit den Erfolgen gegen Eintracht Braunschweig und Schalke 04, insgesamt 8:1 Toren in acht Tagen, sind die Geißböcke gewaltig ins Rollen gekommen – würden wohl gerne nahtlos weitermachen. Stattdessen ist Geduld gefragt, bis zum nächsten Heimspiel gegen Magdeburg am 14. September.
Für einige Akteure bedeutet die Liga-Unterbrechung allerdings eine willkommene Chance, abseits der Pflichtspielbetriebs auf sich aufmerksam zu machen. Gelegenheit dazu gibt es speziell am Donnerstagabend, wenn sich der FC beim Benefizturnier des Fußball-Verband Mittelrhein mit fünf weiteren Clubs aus der Region misst.
19 Uhr treffen die fürs Halbfinale gesetzten Geißböcke im Bonner Sportpark Nord zunächst auf den Sieger des Duells Bonner SC gegen Fortuna Köln. 20 Uhr wartet entweder das Finale oder das Spiel um Platz drei. Die möglichen Gegner: Viktoria Köln, 1. FC Düren und Alemannia Aachen.
Gerhard Struber will am Donnerstag einerseits “die jungen Spieler kennenlernen”. Die U21-Akteure Joao Pinto, Etienne Borie, Teoman Akmestanli, Georg Strauch, Neo Telle und Arda Süne trainieren in der Länderspielpause mit den Profis. Vor allem aber möchte der Chefcoach “die Spieler sehen, die bei uns in den letzten Wochen wenig Einsatzzeit hatten”. Besonders diese sieben Profis haben Eigenwerbung nötig:
Luca Waldschmidt
Der Ex-Wolfsburger erzielte beim 5:0 gegen Braunschweig zwar sein erstes Saisontor, hat in den ersten Liga-Wochen jedoch seinen in der Vorbereitung sicher geglaubten Stammplatz verloren. Bei seinen Startelf-Auftritten gegen den Hamburger SV und Sandhausen konnte er das Spiel nicht wie gewünscht an sich reißen.
Hinzu kommt: Struber setzt inzwischen auf eine Doppelsechs mit Denis Huseinbasic als zurückgezogenem Spielmacher statt auf einen klaren Zehner – so hat es Waldschmidt noch schwerer, Einsatzzeit zu ergattern. Auf Schalke wurde der 28-Jährige erst in der 90. Minute eingewechselt. Das ist gewiss nicht die Rolle, die sich die Verantwortlichen und er selbst bei dem festen Transfer zum FC vorgestellt hatten.
Sargis Adamyan
Der 31-Jährige blieb am Sonntag sogar gänzlich unberücksichtigt. Nachdem er bei seinen bisherigen Einwechslungen gegen den HSV und Braunschweig sowie im Pokal in Sandhausen für keinerlei Akzente sorgen konnte, war Adamyan in Gelsenkirchen zum zweiten Mal in dieser Saison über die komplette Spielzeit nur Zuschauer.
Struber ist der dritte Trainer, unter dem der Ex-Hoffenheimer probiert, sich beim FC durchzusetzen. Wie und auf welcher Position dies gelingen soll? Momentan fehlt die Fantasie, der generelle Aufschwung in der Kölner Offensive hat Adamyan bislang nicht erfasst. Er ist hinter Steffen Tigges lediglich die Nummer vier im Sturm.
Rasmus Carstensen
In der Bilanz des Rechtsverteidigers stehen nach vier Spieltagen null Zweitliga-Minuten. Carstensen wurde nur im Pokal eingewechselt, sah dort bei Sandhausens Last-Minute-Ausgleich als Linksverteidiger alles andere als gut aus.
Obwohl mit Jan Thielmann eine gelernte Offensivkraft auf der rechten Seite der Viererkette verteidigt und defensiv wackelt, hat der Däne derzeit keine Chance, in die erste Elf zu rücken. Aus persönlicher Sicht eine bedenkliche Entwicklung. Zum bislang letzten Mal zur Kölner Anfangsformation gezählt hatte Carstensen im März.
Florian Dietz
Gegen den HSV, Elversberg und Sandhausen bekam der Stürmer noch Joker-Chancen. Gegen Braunschweig und Schalke stand Dietz nun nicht mehr im Kader, Youngster Jaka Cuber Potocnik erhielt jeweils den Vorzug.
Da Tim Lemperle und Damions Downs inzwischen treffen und mit Florian Kainz sowie Mark Uth im Laufe des Herbstes weitere Offensivakteure zurückkehren sollen, dürfte es für den 26-Jährigen nicht gerade leichter werden, einen Platz im Spieltagsaufgebot zu erhalten.
Marvin Obuz
Der Rechtsaußen kehrte als einer der Top-Scorer der 3. Liga von seiner Leihe aus Essen zurück – allerdings auch mit einem Muskelbündelriss. Nach seiner Genesung durfte sich Obuz einzig am ersten Spieltag gegen den HSV ein paar Minuten zeigen.
Seitdem wartet der 22-Jährige auf eine weitere Gelegenheit bei den Profis, sammelte lediglich bei der U21 in der Regionalliga West eine Halbzeit lang Spielpraxis. Obuz muss sich Struber nun zumindest für regelmäßige Joker-Einsätze empfehlen.
Meiko Wäschenbach
Trotz guter Ansätze in der Vorbereitung, auf diversen Positionen, wartet Wäschenbach weiterhin auf sein Profi-Debüt. Beim Auftakt gegen Hamburg sowie im Pokal stand der Allrounder noch in Strubers Aufgebot, zuletzt bekam er dann wieder Spielzeit in der Regionalliga.
Durchaus mit Erfolg: Beim 2:1-Sieg in Wiedenbrück erzielte Wäschenbach als Linksverteidiger sein erstes Tor im Männerbereich. Bei dem 20-Jährigen geht es auch um die langfristige Perspektive, sein Vertrag läuft 2025 aus.
Marvin Schwäbe
Die Nummer zwei sorgte mit seinem heiß diskutierten Interview für Aufsehen und erhielt von Sportboss Christian Keller die Antwort: “Es steht der Torhüter im Tor, der aufgrund der Leistung die Nase vorne hat.” Und das sei aktuell Jonas Urbig.
Nach seinem erfolglosen Transfersommer bleibt Schwäbe lediglich die Chance, bei Testpartien wie am Donnerstag zu überzeugen. Nur so kann der 29-Jährige intern wie extern ein Zeichen setzen.
So läuft die Länderspielpause
Struber freut sich jedenfalls darauf, in Bonn “meine Jungs zu sehen”. Speziell die Profi-Reservisten sollen viel Spielzeit erhalten. “Das ist schon mein Ansinnen”, sagt der 47-Jährige, der gleichzeitig “den einen oder anderen jungen Spieler” live erleben möchte.
Was die Vorfreude des Trainers noch steigert: Die Einnahmen des Turniers kommen Amateurvereinen, die sich in besonderem Maße in der Kinder- und Jugendarbeit engagieren, zugute. “Das ist eine gute Sache, wenn wir da mithelfen können”, sagt der Österreicher – und wird hoffen, dass das Turnier auch einigen seiner Spieler dient.
Da sich, von Dejan Ljubicic und Linton Maina mal abgesehen, sämtliche Kölner Stammkräfte auf Länderspielreise befinden und Timo Hübers nach seiner Krankheitspause noch geschont wird, rückt die zweite Reihe automatisch in den Vordergrund. Freitag und Samstag stehen weitere Trainingseinheiten am Geißbockheim auf dem Programm – vor zwei freien Tagen. Am Dienstag beginnt die Vorbereitung auf Magdeburg, dann werden die Nationalspieler sukzessive zurückkehren.
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