Gerhard Struber hat gegen Fortuna Düsseldorf erneut darauf verzichtet, sein Wechselkontingent auszuschöpfen. Die zweite Reihe des 1. FC Köln kann sich aktuell nicht empfehlen.
In der 63., 86. und 94. Minute hatte Gerhard Struber am Samstag in der Merkur Spiel-Arena neue Kräfte ins Spiel gebracht. Zunächst kam Steffen Tigges für den angeschlagenen Damion Downs. Anschließend wollte der Trainer mit Mathias Olesen für den ebenfalls von Krämpfen geplagten Tim Lemperle für noch mehr Stabilität im Zentrum sorgen. Für die letzten Sekunden sollte schließlich Dominique Heintz den Sieg über die Zeit bringen.
Vor einigen Jahren noch hätte Struber sein Wechselkontingent damit ausgeschöpft gehabt. Seit der Corona-Pandemie stehen den Mannschaften jedoch bekanntlich fünf Wechsel zur Verfügung. Zum vierten Mal in Folge jedoch verzichtete Struber im Derby auf seine übrig gebliebenen Optionen von der Bank.
Obuz machte sich vergeblich bereit
Als Grund dafür nannte der Trainer hinterher das Spiel, “in dem extreme Energie drin war.” Aufgrund der Dynamik sei es nicht so leicht gewesen, “von außen reinzukommen und gleich atmosphärisch reinzuspringen und die Antennen auf hundert zu haben.” Obwohl insbesondere Linton Maina und Luca Waldschmidt in den letzten Minuten körperlich deutlich abgebaut hatten, ließ Struber auch die beiden Offensivkräfte auf dem Feld.
Zwar hatte Marvin Obuz in der Nachspielzeit ebenfalls bereit gestanden, als dann Leart Pacarada jedoch signalisierte, dass es für ihn nicht weitergehen kann, brachte Struber Dominique Heintz. Obwohl der Wechsel weiterhin möglich gewesen wäre, verzichtete der 47-Jährige anschließen auf Obuz.
“Die Jungs haben bis zuletzt alles investiert, hatten immer noch Tiefe im Spiel. Von daher waren wir nicht auf der letzten Rille, so wie Sie das beschreiben”, erklärte Struber hinterher auf GEISSBLOG-Nachfrage. Zwar habe das Spiel Kraft gekostet, dennoch sei die Mannschaft körperlich in der Lage, auch über die 90 Minuten hinaus noch die volle Intensität zu gehen. Aus Strubers Sicht war das Derby am Samstag vielmehr ein Spiel, dass “diese Wechselsituationen” nicht zugelassen hätte.
Joker drängen sich nicht auf
Zur Wahrheit gehört jedoch auch, dass sich die Ersatzspieler bislang nach ihren Einwechslungen nicht hatten aufdrängen können. Erst zweimal sorgen die Kölner Joker durch Maina (gegen den HSV) und Waldschmidt (gegen Braunschweig) für Tore und damit Scorerpunkte. Zuletzt hatten die Wechsel den FC zumeist eher aus dem Konzept gebracht, statt noch einmal für neue Impulse zu sorgen.
In sechs Spielen hat Struber dabei bislang 24-mal gewechselt. Nur der inzwischen entlassene Karel Geraerts hatte mit 21 Wechseln beim FC Schalke 04 noch seltener von der Bank reagiert. “Ich weiß gar nicht, ob wenig gewechselt wird”, wollte Sportchef Christian Keller das Thema am Samstagmittag in Düsseldorf klein halten, musste aber auch eingestehen: “Heute war es tatsächlich wenig und spät.”
Keller sieht keine Notwendigkeit für fünf Wechsel
Trotzdem vertritt der Geschäftsführer die Auffassung, dass nicht immer fünfmal gewechselt werden müsse, sollten die Spieler noch einen guten Eindruck machen. “Ich glaube, es hat sich so ein bisschen eingebürgert, dass man erwartet, dass fünfmal gewechselt wird. Aber es gibt keine Regel, dass man das tatsächlich tun muss. Wenn eine Startelf funktioniert, warum sollst du dann wechseln?”
Letztlich bleibt es müßig darüber darüber zu diskutieren, ob der FC den Sieg mit weiteren oder etwa anderen Wechseln über die Zeit gebracht hätte. Doch insbesondere einige der Ersatzspieler dürften sich hinterfragen, warum sie für das Trainerteam selbst bei solch intensiven Spielverläufen derzeit keine Option darstellen. Als wirkliche Verstärkung zumindest haben sich an den ersten sechs Spieltagen kaum mehr Akteure als die Startelf-Spieler erwiesen.
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