Der 1. FC Köln trifft auf einen Angstgegner – Christian Keller auf seinen Ex-Club. Der Sport-Geschäftsführer der Geißböcke und Ehrenvorsitzende des SSV Jahn Regensburg freut sich auf “ein cooles Spiel” an seiner alten Wirkungsstätte.
Die Reise zur vorletzten Auswärtspartie im Jahr 2024 ist für Christian Keller eine in die eigene Vergangenheit. Beim SSV Jahn Regensburg hatte der Sportchef des 1. FC Köln von August 2013 bis Oktober 2021 den Geschäftsführer-Posten inne, war zuvor schon als Berater des Managements tätig gewesen. Nun kehrt er als Ehrenvorsitzender an seine frühere Wirkungsstätte zurück – mit diesem Titel hatte ihn sein Ex-Club im Oktober 2023 aufgrund seiner immensen Verdienste ausgezeichnet.
Die Privilegen eines Ehrenvorsitzenden, beispielsweise freier Eintritt zu jedem Spiel, rufe er allerdings “zu selten” ab, sagt Keller vor dem am Sonntagmittag anstehenden Zweitliga-Duell. Auf dieses freut sich der 46-Jährige angesichts seiner seltenen Besuche in Regensburg umso mehr: “Das ist für mich ein cooles Spiel, weil wir da alle gemeinsam echt eine gute Zeit hatten und viel bewegen konnten.” Ihn erwarte “ein Wiedersehen mit vielen Leuten, die ich extrem schätze”.
Vom Buhmann zum Ehrenvorsitzenden
Die Vorfreude dürfte auf Gegenseitigkeit beruhen, im Jahnstadion steht Keller ein warmer Empfang bevor. War er doch im Herbst 2021 bei seinem Abschied auf Händen getragen worden. Man hatte den promovierten Manager damals nur ungerne nach Köln ziehen lassen, nachdem es ihm gelungen war, Regensburg mit teilweise erstaunlichen Tabellenrängen (fünf, acht, zwölf und 14) sowie ohne Pandemieschulden in der 2. Liga zu etablieren.
Es hatte für Keller in der Oberpfalz aber auch ganz andere Zeiten gegeben. Denn vor den erfolgreichen Zweitliga-Jahren war er mit dem Jahn zunächst in die Regionalliga abgestürzt. Wie nun in Köln, wenngleich in einer anderen Dimension, war ihm vorgeworfen worden, den Verein kaputtzusparen. Auf die Wut vieler Fans folgte jedoch der Durchmarsch aus der vierten in die zweite Liga.
Dennoch war es – aufgrund der Anfangsjahre in Regensburg – nichts Neues für den gebürtigen Baden-Württemberger, als in den vergangenen Monaten zu gegebenen Anlässen „Keller raus“-Rufe durchs RheinEnergieStadion hallten. Dass er beim FC ebenfalls mal auf Händen getragen wird, ist aktuell schwer vorstellbar – das war es allerdings auch in Regensburg lange Zeit gewesen.
Ein Kölner Sieg beim Jahn am Sonntagnachmittag wäre ein kleiner Schritt hin zu einer positiven Wende, die auch beim FC auf den sportlichen Absturz folgen soll. Die Geißböcke müssen hierfür das klare Schlusslicht der Liga bezwingen. Regensburg hat bislang lediglich acht Punkte gesammelt und bewegt sich mit einem sagenhaft schwachen Torverhältnis von -28 wieder in Richtung Drittklassigkeit.
Struber will “jeden Keim der Hoffnung nehmen”
“Jahn Regensburg hängt angeschlagen im Eck”, weiß auch FC-Trainer Gerhard Struber, warnt aber: “Wir wissen aus Erfahrung, wie gefährlich solche Gegner sind. Es gilt, alles zu unternehmen, um Regensburg jeden Keim der Hoffnung zu nehmen.”
Zumal der Jahn ein Kölner Angstgegner ist, die jüngsten drei Aufeinandertreffen für sich entschieden hat – zwei davon im DFB-Pokal per Elfmeterschießen. Den letzten Liga-Vergleich gewann Regensburg im Mai 2019 mit 5:3 im RheinEnergieStadion – mit Boss Keller, Doppelpacker Sargis Adamyan und Trainer Achim Beierlorzer, der anschließend zum FC wechselte.
Struber plant natürlich, diese Negativserie zu beenden: „Wir wollen gewinnen und wissen, was wir dafür leisten und liefern müssen. Es geht darum, wieder in Spannung zu kommen, um die Aufgabe Jahn Regensburg zu meistern.” Mit drei Punkten würde der FC den Rückstand auf Rang zwei wieder auf einen Zähler verkürzen. Kapitän Timo Hübers erwartet dabei erneut “ein Kampfspiel” und hat “schon gehört, dass dort raue Bedingungen herrschen, vielleicht auch nicht die besten Gegebenheiten”.
Christian Keller kann gewiss bei sämtlichen Fragen bezüglich der Gegebenheiten helfen. Vor allem aber hofft der Kölner Sportchef, dass seine Reise in die Vergangenheit eine erfolgreiche wird. Bei seinem ersten Besuch mit dem FC in Regensburg schieden die Geißböcke im Juli 2022 aus dem Pokal aus. Insofern wäre ein Sieg im Jahnstadion nicht nur Kellers erster als Ehrenvorsitzender, sondern auch der erste als Regensburger Kontrahent.
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