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„Im Profi-Fußball ankommen“: Vizekapitän über ungeplante Verlängerung und Zukunft

Georg Strauch hat weiterhin den Profi-Fußball im Blick. (Foto: Bucco)
Georg Strauch hat weiterhin den Profi-Fußball im Blick. (Foto: Bucco)

Georg Strauch hat bei der U21 des 1. FC Köln eine Führungsrolle übernommen. Vor dem Stadt-Derby mit Fortuna Köln spricht der Vizekapitän unter anderem über seine ungeplante Vertragsverlängerung, seine Zukunftspläne und die Ziele mit der U21.

Das Interview führten Sonja Gauer und Marc L. Merten

GEISSBLOG: Herr Strauch, mit dem Unentschieden gegen Paderborn und der Niederlage gegen Düsseldorf sind Sie mit der U21 durchwachsen in das Jahr gestartet. Was hat aus Ihrer Sicht in den beiden Spielen gefehlt? 

GEORG STRAUCH: „Das Spiel gegen Paderborn hätten wir mit ein bisschen mehr Glück gewinnen können. Gegen Düsseldorf haben wir keine gute Leistung gezeigt, da gibt es verschiedene Gründe für. Wir hatten nicht den besten Tag und wir hatten großen  Personalmangel. Es waren einige Spieler bei den Profis dabei. Man merkt es schon, wenn das Team erst am Wochenende das erste Mal wirklich zusammen ist.“

Kurz vor Ende des Transferfensters haben einige Spieler den Verein verlassen. Hat das einen Einfluss auf die Mannschaft? 

„Ich war in der Woche selbst nicht im Trainingsbetrieb bei der U21, weil ich bei den Profis mittrainiert habe. Deswegen habe ich das nicht so intensiv mitbekommen. Aber wenn immer wieder jemand in die Gruppe schreibt, dass er jetzt weg ist, ist das nicht einfach, denn über das halbe Jahr ist man schon zusammengewachsen. Wir sind aber alle so professionell, dass wir das schnell abhaken.“ 

Sind mögliche Wechsel während einer Transferperiode ein häufiges Thema in der Kabine? 

„Jeder Spieler ist da anders. Bis die Tinte trocken ist, sagt nicht jeder etwas. Wenn ein Spieler eine Zeit lang abwesend ist, wird schon kommuniziert, dass er sich woanders anbietet. Nach einem halben Jahr weiß man als Spieler, wo man steht und spricht mit dem Verein. Der eine kommuniziert das offener als der andere.“ 

Darum hat Strauch nochmal verlängert

Wo stehen Sie aktuell für sich persönlich, aber auch in der Mannschaft und dem Verein allgemein? 

„Ich habe letztes Jahr noch einmal aus mehreren Gründen verlängert. Ich wollte als Führungsspieler in die Saison gehen und die Mannschaft unterstützen. Ich habe jetzt sehr viele Spiele gemacht. Am Anfang hatte ich Schwierigkeiten, weil ich mit mir selbst unzufrieden war. Da habe ich mich rausgekämpft. Jetzt möchte ich weiter voll angreifen und den nächsten Schritt gehen. Ob das hier oder woanders ist, wird man sehen. Ich bin für alles offen.“

In der Pressemitteilung zu Ihrer Verlängerung hieß es, dass Sie in ihr letztes FC-Jahr gehen würden. Gibt es denn eine Hintertür und Sie bleiben womöglich doch noch länger beim FC? 

„Wenn man ehrlich ist, war es schon vor anderthalb Jahren eher keine Option, zu verlängern. Dann ist es doch anders gekommen. Deshalb sollte man niemals nie sagen. Aber die Vorzeichen sind aktuell klar: Ich gehe hier in mein letztes halbes Jahr. Es sieht so aus, dass  sich die Wege dann trennen. Das Karussell dreht sich aber so schnell, weshalb ich nicht gänzlich ausschließen kann, auch hier zu bleiben. Man wird in einem halben Jahr sehen, was für alle Beteiligten das Beste ist.“ 

Welche Gründe haben den Ausschlag gegeben, dass Sie doch noch einmal verlängert haben? 

„Es waren die guten Gespräche mit dem Trainer, Lukas Berg und allen Beteiligten. Sie haben mich überzeugt, zu bleiben und mir eine Perspektive aufgezeigt. Ich kann mehr Verantwortung übernehmen, persönlich reifen und viel Spielzeit bekommen. Ich habe ein bisschen überlegen müssen, weil ich abwägen musste, ob das sportlich für mich das Beste ist. Letztlich hat mich das Gesamtpaket aber überzeugt, sodass ich nochmal in das Jahr hier beim FC gehen wollte.“ 

„Möchte auf jeden Fall Profi-Fußball spielen“

Was würden Sie gerne in Ihrer Karriere einmal wagen? 

„Ich möchte auf jeden Fall Profi-Fußball spielen. Da bin ich sehr ambitioniert und das habe ich auch klar kommuniziert. Ich trainiere jeden Tag hart dafür, mir diesen Traum zu erfüllen. Trotzdem gehe ich auch mit einer gewissen Lockerheit da ran. Wenn sich eine Tür schließt, öffnet sich irgendwo eine andere. Über Umwege werde ich hoffentlich irgendwann im Profi-Fußball ankommen.“ 

Im Sommer 2021 haben Sie die Profi-Vorbereitung unter Steffen Baumgart absolviert, sich dann aber schwer am Knie verletzt. Wie sehr hat Sie diese Verletzung auf dem Weg zum Profi-Fußball ausgebremst? 

„Das war mein zweiter Kreuzbandriss und ein großer persönlicher Schlag. Das Vertrauen in das Knie geht dann ein bisschen verloren. Es war auch ein sehr unglücklicher Zeitpunkt mit dem Trainerwechsel. Ich wollte mich anbieten und hatte eine Chance gewittert. Als ich zurückkam, war es sehr schwer, in einer funktionierenden Mannschaft meinen Platz zu finden. Es war auch zunächst nicht ganz klar, wo ich meine Spielzeit sammeln und trainieren soll. Ab dem dritten Jahr war dann klar, dass ich erstmal bei der U21 zuhause sein werde.“ 

Haben Sie zwischenzeitliche eine Leihe in Betracht gezogen? 

„Auf jeden Fall. Vertraglich war es nur nicht so einfach zu regeln. In meinem ersten Profi-Jahr war ich verletzt, hatte dadurch keine Bühne, um mich zu zeigen und dementsprechend wenig Abnehmer. Im nächsten Sommer war eine Leihe nicht möglich, da es mein letztes Vertragsjahr war. Da hätte man sich wahrscheinlich komplett trennen müssen. Ob das für meinen persönlichen Werdegang besser gewesen wäre, sei dahingestellt. Ich wollte die Schritte beim FC gehen – sportlich und persönlich.“ 

Sie waren zuletzt auch wieder vermehrt im Training der Profis. Wie sind da die Absprachen mit Gerhard Struber? 

„Es ist recht klar. Wir waren vor allem dabei, weil die Profis Personal-Engpässe hatten. Wir alle wissen, dass wir für die U21 spielen und das unser zuhause ist. Trotzdem ist es schön, dabei zu sein und sich anzubieten. Man hat schon die Hoffnung, nochmal mitgenommen oder jetzt wie bei Olli Schmitt einfach mal reingeworfen zu werden. Das ist immer der Wunsch, der mitschwingt. Wir sind aber nicht großartig enttäuscht, wenn wir am Wochenende wieder bei der U21 sind. Das können wir alle gut einordnen.“ 

FC-Zukunft? „Würde es nicht ausschließen“

Das Beispiel von Olli Schmitt zeigt ja, dass es auch unverhofft noch mit dem Profi-Debüt klappen kann, wenn man dranbleibt. 

„Auf jeden Fall. Das gibt Mut. Ich gönne es ihm sehr, wir spielen schon lange zusammen. Teilweise gibt es auch Parallelen in unseren Karrieren. Das ist sehr schön zu sehen.“ 

Könnten Sie sich auch vorstellen, langfristig beim FC zu bleiben – auch wenn es dauerhaft bei der U21 wäre? 

„Ich würde es nicht ausschließen, habe mich bislang aber nicht damit beschäftigt, weil es auch keine Gespräche dazu gibt. Es ist sicher reizvoll, hier bei der U21 auch langfristig eine tragende Säule zu werden. Außerdem ist meine Familie hier, ich bin im Rheinland groß geworden, die Stadt und die Fans hier sind mir sehr ans Herz gewachsen. Wenn sich aber eine Tür öffnet, die mir eine neue Möglichkeit in Richtung Profi-Fußball bringt, müsste ich sehr gut abwägen, was mir wichtiger ist. Tendenziell ist ein Schritt in den Profi-Fußball sehr attraktiv für mich und die Chance würde ich dann gerne nutzen.“ 

Auf welcher Position sehen Sie Ihre Stärken? 

„Ich fühle mich im Mittelfeld am wohlsten. Ich habe das Spiel gerne vor mir und gebe den Takt. Mit Marco Höger haben wir einen ähnlichen Spielertypen, deswegen müssen wir gucken, dass es auf der Position nicht zu viele werden. In der U19 habe ich lange Rechtsverteidiger gespielt. Das ist keine ungewohnte Position für mich und wenn ich dort meinen Rhythmus habe, fühle ich mich da auch wohl. Manchmal ist es schwierig, wenn man auf anderen Positionen aushelfen muss, aber generell macht mir das nicht viel aus.“

Wenn man unterschiedliche Positionen spielen kann, macht man sich dann auch Gedanken, auf welcher Position man es am ehesten in den Profi-Bereich schaffen könnte? Lange Zeit waren Außenverteidiger auf dem Markt sehr gefragt. 

„Die Flexibilität ist Fluch und Segen zugleich. Im jungen Alter kommt es darauf an, viel Spielzeit zu bekommen. Dann kann man immer auf der Platte stehen und sich anbieten. Wenn man aber viele Jahre auf einer Position spielt, kann man dort auch zu einem Unterschiedsspieler reifen.“ 

Sind solche Themen auch Teil der Gespräche mit den Verantwortlichen? 

„Angesprochen wird das natürlich. Auch, wo man sich persönlich am besten aufgehoben fühlt. Manchmal treffen da auch unterschiedliche Meinungen aufeinander. Das ist aber ganz normal. In der U21 muss man so viele Dinge unter einen Hut bekommen, das ist letztlich kein Wunschkonzert. Ich äußere natürlich meine Wünsche, ich spiele aber da, wo ich aufgestellt werde.“ 

Poldi-Abschiedsspiel erfüllt Träume

Im Herbst 2024 standen Sie beim großen Abschiedsspiel von Lukas Podolski auf dem Rasen. Haben Sie sich damit Ihren Traum vom RheinEnergieStadion bereits erfüllt? 

„So halb würde ich sagen (lacht). Es war ein sehr cooles Spiel und hat total viel Spaß gemacht. Meine Familie war da, es haben sich alle gefreut und es war eine tolle Erfahrung, vor ausverkauftem Haus zu spielen. Wenn ich es mir aussuchen dürfte, würde ich trotzdem mal ein Pflichtspiel nehmen. Die halbe Miete ist aber geschafft.“ 

Verfolgen Sie noch einen alternativen Karriereplan? 

„Ich bin kurz vor dem Abschluss meines VWL-Studiums an der Uni Bonn. Ich muss noch die Bachelor-Arbeit schreiben. Ob ich danach noch mehr will und etwas dranhänge, wird sich zeigen. Das kommt auch darauf an, was im Sommer passiert. Grundsätzlich bin ich damit aber gut aufgestellt.“ 

Am Wochenende steht das Stadt-Derby gegen Fortuna Köln an. Was sind Ihre Ziele für den Rest der Saison mit der U21? 

„Wir wollen so viele Punkte sammeln wie möglich. Natürlich wollen wir erstmal nichts mit den unteren Plätzen zu tun haben, damit wir in ruhigen Fahrwassern sind. Dann ist es für jeden einzelnen der Anspruch, immer ans Leistungsmaximum zu gehen.“ 

Die Fortuna kratzt an den Plätzen ganz oben. Ist das auch ein Ziel, perspektivisch mal die Dritte Liga in Angriff zu nehmen? 

„Wir können jeden Gegner schlagen und haben die Qualität, um ganz oben anzuklopfen. Deswegen kann man sich das theoretisch als Ziel setzen, irgendwann mal ganz oben zu stehen. Man darf aber nicht außer Acht lassen, dass eine U21 vor vielen Herausforderungen steht. Es gibt viele Wechsel in den Aufstellungen durch die Abstellungen nach oben oder wenn Profis bei uns Spielpraxis sammeln. Wenn man aber unsere Spiele und auch Ergebnisse sieht, ist theoretisch alles möglich.“

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