Der 1. FC Köln kehrt am Samstag an den Ort zurück, an dem Ümit Özat im August 2008 beinahe ums Leben gekommen wäre. Der Karlsruher Wildpark wird für den FC immer mit dem Zusammenbruch des damaligen FC-Kapitäns verbunden sein.
Hans Schäfer sagte einst über Ümit Özat: „Er ist der beste Fußballer, den der 1. FC Köln momentan hat.“ Das war in der Saison 2007/08, in der Aufstiegssaison unter Christoph Daum, die den FC zurück in die Bundesliga führte – mit Özat als Führungsspieler und späterem Kapitän. Doch nur wenige Monate später ging die Karriere des Türken abrupt und tragisch zu Ende.
Es war der 29. August 2008 am 3. Spieltag, der FC trat beim Karlsruher SC an, als Özat in der 25. Minute auf dem Spielfeld zusammenbrach. Der KSC befand sich im Angriff, als der Türke ohne gegnerische Einwirkung ins Straucheln kam und schließlich zu Boden fiel. Erst Betreuer, dann Sanitäter eilten hektisch auf das Spielfeld. Özat musste an Ort und Stelle reanimiert werden, ehe er vom Feld und in ein Krankenhaus gebracht werden konnte, wo sich seine Situation stabilisierte.
Schreckliche Bilder, die um die Welt gehen
„Auf einmal stoppte das Spiel und du siehst, wie ein Kölner am Boden liegt“, beschrieb der damalige TV-Kommentator des Spiels, Wolff Fuss, die Szene bei FC.de. „Ich habe nach den ersten Zeitlupenbildern gedacht: um Himmels Willen. Winfried Schäfer saß in der verlängerten Reihe neben mir, hat mich angeguckt und hat die Hände vors Gesicht geschlagen. Er hatte als Nationaltrainer Kameruns seinen Spieler Marc-Vivien Foé auf dem Platz verloren und ihm war in dem Moment sofort klar, was hier passiert ist. Spätestens jetzt war klar, es geht hier um Leben und Tod.“
Die Bilder der folgenden Minuten gingen um die Welt, viele FC-Fans erinnern sich bis heute an Faryd Mondragon und Christoph Daum, denen die Tränen liefen, an entsetzte Youssef Mohamad und Pedro Geromel, die Hände vor ihre Gesichter geschlagen, an Kevin McKenna, der kurze Zeit später für Özat eingewechselt wurde und nicht recht zu wissen schien, ob das ernst gemeint oder nur eine Formalität sein sollte, ehe das Spiel abgebrochen werden würde. Doch das Spiel wurde fortgesetzt, am Ende gewann der FC sogar mit 2:0.
Emotionaler Abschied vor der Südkurve
„Ich sagte: Freunde, ihr könnt jetzt hier nicht ernsthaft das Spiel weiterlaufen lassen. Hier kämpft ein Mensch um sein Leben, wir können hier nicht Fußball spielen und so tun, als ob die Welt aus 1:0, 2:0 oder 2:1 besteht“, sagte Fuss rückblickend. „Ümit Özat wurde in der Zwischenzeit ins Krankenhaus gefahren und – wenn ich mich richtig erinnere – wurde das Spiel auf polizeiliche Empfehlung hin fortgeführt. Es war das einzige Spiel in meinem Leben, bei dem ich keine Lust mehr hatte ein Fußballspiel zu kommentieren. Ich wollte einfach nur nach Hause und hoffen, dass Ümit diesen Abend überlebt.“
Özat erholte sich zwar, konnte aber nie wieder Fußball spielen. Eine Herzmuskelentzündung zwang ihn zum Karriereende. Etwas mehr als ein halbes Jahr später, am 14. März 2009 vor dem Heimspiel gegen Borussia Mönchengladbach, verabschiedete sich ein sichtlich bewegter Özat emotional von den FC-Fans. Der Türke sprach im RheinEnergieStadion vor der Südkurve zu den Kölner Anhängern und gesellte sich anschließend im FC-Trikot auf die Stehplätze, um von dort das Derby zu verfolgen.
Erst Co-Trainer, dann zurück in die Heimat
Doch zu seinen 37 Pflichtspielen für den 1. FC Köln konnte der FC-Kapitän keine weiteren mehr hinzufügen. Stattdessen wurde Özat zunächst Co-Trainer beim FC unter dem späteren Cheftrainer Zvonimir Soldo, ehe er seinen Vertrag auflöste, um zunächst aus familiären Gründen in seine Heimat zurückzukehren, wo er später seine Trainerkarriere fortsetzte. Seine bislang letzte Station endete im März 2021 bei Ankaraspor. Bis heute ist er immer wieder als TV-Experte im türkischen Fernsehen zu sehen.
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