Hoffen und Bangen am Geißbockheim: Vor dem Auswärtsspiel beim defensivstarken SSV Ulm stehen hinter zahlreichen Leistungsträgern des 1. FC Köln dicke Fragezeichen. Gerhard Struber droht eine Startelf ohne sämtliche Top-Scorer.
Den einen hat es Sprunggelenk erwischt, den anderen an der Hand, gleich vier sind krank. Als Gerhard Struber auf der Pressekonferenz vor der Reise zum Tabellenvorletzten Ulm über sein Personal sprach, waren da weitaus mehr Frage- als Ausrufezeichen zu vernehmen (der GEISSBLOG berichtete). Wohl noch nie in dieser Saison war ein Abschlusstraining mit derart viel Hoffen und Bangen verbunden wie jenes am Freitagmittag.
Kann Damion Downs mit seiner Spezialschiene auflaufen? Klingen die Infekte von Eric Martel, Leart Pacarada, Dominique Heintz und Mark Uth noch rechtzeitig ab? Und: Wie viele Minuten hat Tim Lemperle, der nach fünfeinhalb Wochen Zwangspause zurück im Mannschaftstraining ist, nach seiner Muskelverletzung im Tank? Das sind die Fragen, die es vor der nachmittäglichen Abreise nach Ulm zu beantworten gilt.
Nur zwei Tore ohne Beteiligung der Wackelkandidaten
„Es ist alles noch nicht ganz so klar, es gibt das eine oder andere Fragezeichen“, sagt Struber und könnte durch die möglichen Ausfälle mächtig zum Improvisieren gezwungen sein. Erschreckend: Ohne Linton Maina, der nach seiner Verletzung in Karlsruhe Wochen oder gar Monate fehlt, Downs, Lemperle, Pacarada, Martel und Heintz droht dem FC eine Startelf ohne 94,6 Prozent aller Liga-Tore.
Konkret heißt das: Nur an zwei (!) der insgesamt 37 Kölner Treffer in dieser Zweitliga-Spielzeit war keiner der vielen Wackelkandidaten als Torschütze oder Vorbereiter direkt beteiligt. Diese Statistik verdeutlicht, wie groß die Personalsorgen – insbesondere mit Blick auf die Anfangsformation – wirklich sind.
Das Positive ist, dass Tim Lemperle einen großen Schritt zurück gemacht hat.
Gerhard Struber
Strubers Hoffnungen: Downs, der am Donnerstag mit Schmerzen nur gut 30 Minuten trainieren konnte, könnte am Freitag wieder länger auf dem Platz stehen. Seine Schwellung an der Hand gehe mehr und mehr zurück. „Sobald es weniger ist, ist er über einen längeren Zeitraum belastbar“, glaubt der Trainer. Zumindest ein Joker-Einsatz sollte realistisch sein.
Das gilt auch für Lemperle, der seit seinem Muskelfaserriss in Regensburg (8. Dezember) mehrfach Rückschläge erlitt und erst in dieser Woche wieder vollends ins Mannschaftstraining einsteigen konnte. „Das Positive ist, dass Tim einen großen Schritt zurück gemacht hat“, kann sich Struber zumindest über diese eine Personalie freuen. Wie lange der Bald-Hoffenheimer in Ulm stürmen kann, ist allerdings noch gänzlich offen.
Struber: „Viele Jungs tragen es in sich“
Ohne die drei Top-Scorer Maina, Downs und Lemperle müssten von Beginn an andere in die Bresche springen. „Viele Jungs tragen es in sich, über ihre Kreativität und ihren Spielwitz Chancen herauszuspielen. Da gibt es keine zweite Meinung“, sagt Struber und fordert: „Es gilt, den Mut und die Überzeugung unter Beweis zu stellen – es einfach zu tun, uns mehr zuzutrauen.“
Der Österreicher dürfte Akteure wie seine Landsmänner Dejan Ljubicic und Florian Kainz meinen, die in den vergangenen Wochen zumindest vereinzelt an Toren beteiligt waren. Aber auch Spieler wie Luca Waldschmidt und Denis Huseinbasic, die seit Monaten außer Form sind. Oder Winter-Zugang Imad Rondic, der noch nicht unter Beweis stellen konnte, dass er dem FC weiterhilft, und den bislang nie offensiv eingesetzten Jan Thielmann.
Es gilt, unter Beweis zu stellen, dass es einen Unterschied gibt zwischen dem FC und Ulm.
Gerhard Struber
„Wir waren diese Woche gut in den Abläufen drin. Jetzt gilt es, das im Spiel umzumünzen und auch dort wieder mehr Torgefahr auszustrahlen“, so Struber nach nur fünf Treffern in sieben Rückrunden-Partien. Allerdings ist das Toreschießen gegen Ulm selbst ohne Personalsorgen alles andere als ein Selbstläufer. Die Baden-Württemberger sind zwar Vorletzter, stellen mit 31 Gegentreffern (nur einer mehr als Köln) aber die fünftbeste Defensive der Liga.
„Wir spielen gegen eine Mannschaft, die es versteht, gut zu verteidigen“, weiß auch Struber und hebt den „richtig großen Schulterschluss“ der Ulmer hervor. „Sie geben wenig Raum her, werfen im Infight alles in die Waagschale. Das ist ein Gegner, der einiges mitbringt, was die Defensive angeht.“
Doch natürlich sei der Abstiegskandidat auch ein Gegner, „wo wir klar den Anspruch haben, ins Gewinnen zu kommen“, unterstreicht der Kölner Chefcoach. „Das ist unser Plan, das ist unser Auftrag, das ist unsere Herangehensweise an diesen Spieltag.“ Es gelte, „unter Beweis zu stellen, dass es einen Unterschied gibt zwischen dem FC und Ulm“. Und zwar unabhängig davon, welche FC-Profis am Ende auf dem Platz stehen.
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