Als Fan des 1. FC Köln fällt es dieser Tage schwer, die Champions League zu verfolgen. Der Grund: Drei Spieler stehen im Vordergrund, die einst beim FC groß geworden sind. Die Geißböcke reden sich den NLZ-Erfolg schön, statt bei anderen Personalien zu handeln.
Ein Kommentar von Marc L. Merten
Natürlich hat der 1. FC Köln in dieser Woche allen Grund, stolz zu sein. Dass Yann Bisseck nun A-Nationalspieler Deutschlands ist, dass Jonas Urbig sein erstes Spiel in der Champions League absolviert hat und dass international diskutiert wird, wie schwer der Ausfall von Florian Wirtz wiegt, ist auch eine Auszeichnung für den Nachwuchs des 1. FC Köln.
Die Wahrheit aber ist: Der FC darf sich darüber eigentlich nicht freuen. Bisseck wurde aus Köln weggeschickt, weil man ihm den Durchbruch nicht zutraute. Urbig wurde weggeschickt, weil man ihm den Durchbruch verbaut hatte. Und Wirtz … naja, über die Gründe ihrer Abschiede wurde in der Vergangenheit schon häufig genug diskutiert.
Lob für NLZ ist nur fauler Wortzauber
Trotzdem blutet dem FC-Fan das Herz, wenn Bisseck nun im Champions-League-Viertelfinale auf Urbig trifft, nachdem Urbig mit dafür gesorgt hat, dass Wirtz mit Leverkusen im Achtelfinale ausschied. Die drei größten Talente, die der 1. FC Köln im letzten Jahrzehnt im Nachwuchs hatte, spielen allesamt nicht mehr für ihren Heimatclub, und nur für Urbig konnte der FC eine nennenswerte Ablöse erzielen.

Wenn die Verantwortlichen sich diesen Erfolg der Eigengewächse nun schönreden und ihrer FC-Akademie wie eine Auszeichnung um den Hals hängen, ist dies nur fauler Wortzauber. Denn er lenkt vom eigentlichen Versagen des Clubs ab. Man will sich gar nicht ausmalen, wo der FC heute stehen könnte, wenn man beispielsweise im Sommer 2021 Bisseck eine Chance gegeben hätte, statt mit Luca Kilian, Timo Hübers, Jeff Chabot und Bright Arrey-Mbi vier andere Spieler für dieselbe Position zu verpflichten?
Beim FC wird kurzfristig gestückwerkelt
Die perspektivische Kaderplanung war in den vergangenen Jahren immer wieder ein Streitpunkt beim FC. Sportchef Christian Keller und seine Mitstreiter haben erklärt, dass sie es besser machen wollen als ihre Vorgänger. Nur sieht man davon bis heute nichts. Auch jetzt drohen wieder mehr Talente den Club zu verlassen als zu verlängern. Der Frust bei so manchem Eigengewächs ist in den vergangenen Monaten einmal mehr gewaltig gestiegen.
Nach dieser FC-Woche mit dem internationalen Fokus auf drei Eigengewächse, die bei anderen Topclubs für Furore sorgen, wäre eigentlich die Zeit gekommen, dass der FC ein eigenes Ausrufezeichen setzt. Doch von Vertragsverlängerungen mit Signalwirkungen sind die Geißböcke aktuell ein gutes Stück entfernt. Worauf Keller und Co. bei Downs, Finkgräfe und auch Talente wie von der Hitz warten, bleibt ein Rätsel. Und so wird in Köln einmal mehr vor allem kurzfristig gestückwerkelt.
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