Der 1. FC Köln will mit Davie Selke zurück in die Erfolgsspur. Steffen Baumgart hält große Stücke auf den Mittelstürmer – und vergleicht ihn mit Spätstarter Niclas Füllkrug.
In der Saison 2017/18 machten zwei deutsche Mittelstürmer in der Bundesliga auf sich aufmerksam: Bei Hannover 96 erzielte Niclas Füllkrug in 34 Spielen 14 Tore und verhalf dem damaligen Aufsteiger so zum Klassenerhalt. In Berlin erzielte derweil Davie Selke in 27 Spielen zehn Tore für Hertha BSC. Was beide zu dem damaligen Zeitpunkt nicht wussten: Es sollte zunächst ihre jeweils beste Bundesliga-Saison bleiben.
Füllkrug war häufig verletzt, kam in den folgenden drei Jahren nur zu 41 Ligaspielen, wechselte nach Bremen, stieg mit Werder ab und schien in der Zweitklassigkeit zu verschwinden. Dann schoss er die Grün-Weißen mit 19 Tore zurück in die Bundesliga und bestreitet nun mit 16 Toren seine beste Bundesliga-Saison – als deutscher Nationalspieler. Und das im Alter von 30 Jahren. Ein echter Spätstarter.
Alte Schule gesucht
Selke wiederum spielte sogar zwei Jahre mit Füllkrug an der Seite für Werder, konnte dort aber ebenso nicht an seine früheren Torjäger-Qualitäten anknüpfen wie nach seiner Rückkehr nach Berlin. Der Neustart soll ihm nun beim 1. FC Köln gelingen. Unter Steffen Baumgart hat er zwar ebenfalls erst ein Mal in zehn Spielen getroffen. Doch beim FC sind sich alle einig, dass diese Liaison funktionieren und Selke – im Alter von 28 Jahren – seinen zweiten Frühling einläuten könnte.
Allen voran ist davon Baumgart überzeugt. “Davie gehört noch zur alten Schule Mittelstürmer. Davon haben wir hier beim FC beim zwei: Davie und Seb Andersson”, sagte Baumgart. “So hat man früher noch Mittelstürmer ausgebildet. Heute ist das anders. Deswegen schleichen wir ja gerade rum und suchen sie händeringend.”
Damit meinte Baumgart auch die deutsche Nationalmannschaft, die in Ermangelung an Alternativen im Herbst Füllkrug zum Spätberufenen im DFB-Team machte und dieser aufgrund seiner Qualitäten plötzlich nicht mehr wegzudenken ist. Für Baumgart keine Überraschung – und ein Hinweis, welchen Weg Selke in seinen Augen sogar noch gehen könnte.
“Es gibt in Deutschland nur noch zwei echte Mittelstürmer: Der Eine ist in Bremen, der Andere bei uns”, sagte Baumgart und verwies damit auf Füllkrug und Selke. “Nur ist die Trefferquote in Bremen anders als hier. Wenn wir aber sehen, wie Davie arbeitet, wie er die Bälle festmacht, Kopfbälle verlängert, wie er sie verteidigt, dann ist es genau das, was uns lange gefehlt hat.”
Nicht, dass Selke in Reichweite der deutschen Nationalmannschaft wäre. Doch Baumgart hat vor, den im Vergleich zu Füllkrug zwei Jahre Jüngeren wieder auf Kurs zu bringen und wieder in einen Torjäger zu verwandeln. Die Rückrunde soll da nur als Auftakt für eine erfolgreiche Saison 2023/24 dienen. Und sollte ihm dies gelingen, hat die Personalie Füllkrug gezeigt, wie schnell es gehen kann.
Darum ist Selke ein “Bandit”
Eines jedenfalls, so Baumgart, sei zumindest für den FC auch neben der Torquote wichtig: die Mentalität des Spielers. “Hermann Gerland hat mal in seinem Buch geschrieben: ‘Wenn du was gewinnen willst, brauchst du Banditen'”, zitierte Baumgart und fügte an: “Auf dem Feld ist Davie auf jeden Fall ein Bandit. Und er erinnert mich an einen, der heute am Spielfeldrand manchmal rumschreit. Ich war nämlich auch einer.” Zum Nationalspieler reichte es bei Baumgart nie – sehr wohl aber zum erfolgreichen Bundesliga-Stürmer. Und den will er aus Selke wieder machen.
Hier kannst du über den 1. FC Köln diskutieren und dich mit anderen Usern austauschen. Bitte beachte dabei die Spielregeln in unserer Netiquette! Du findest sie hier und kannst sie jederzeit nachlesen. Viel Spaß!