Steffen Baumgart hat am Freitagabend beim 2:1-Derbysieg des 1. FC Köln bei Bayer Leverkusen zwei Gesichter gezeigt. Der FC-Trainer lebte während des Spiels und nach dem Schlusspfiff alle Emotionen mit, um hinterher kühl und knapp zu bleiben – zumindest an den Mikrofonen.
Als der Schlusspfiff in der BayArena ertönte, war Steffen Baumgart nicht mehr zu halten. Der 51-Jährige riss die Arme in die Höhe, ballte die Fäuste in Richtung Bank, umarmte sein Trainerteam und rannte dann auf seine Spieler zu. Jeff Chabot sprang er gar in die Arme und schlang die Beine um den Innenverteidiger.
Später, nach den Interviews am Spielfeldrand, nahm er sich noch die Zeit in die Kurve zu gehen, wo zwar schon viele FC-Fans gegangen waren. Doch dafür klatschte der FC-Trainer mit allen Kölner Anhängern am Zaun ab, ließ sich feiern und bedankte sich bei so vielen Fans wie möglich persönlich für die Unterstützung.
Baumgarts Bank-Zoff mit Rolfes
Baumgart hatte schon während des Spiels alle Emotionen dieser Partie ausgelebt, genossen und auch provoziert. In Hälfte eins war er mehrfach mit Schiedsrichter Felix Zwayer und seinem Vierten Offiziellen zugange. In der zweiten Halbzeit legte er sich dann offen mit der Leverkusener Bank an, insbesondere mit Simon Rolfes.
Der Bayer-Sportchef warf den Geißböcke in zwei Situationen Schauspielerei vor – ausgerechnet nach zwei Leverkusener Fouls, die Zwayer jeweils hätte mit Gelb werten müssen: Hlozek mit dem Ellenbogen gegen Schmitz und Hincapie (74.) mit der offenen Sohle gegen Ljubicic (78.). Baumgart schimpfte in Richtung Rolfes, dieser machte abfällige Handbewegungen.
Große Genugtuung nach Stillos-Kritik
Es war ganz offensichtlich, dass Baumgart keinesfalls vergessen hatte, unter welchen Umständen dieses Derby am Freitagabend und nicht am Sonntag ausgetragen wurde – und dass sich die Bayer-Verantwortlichen stillos verhalten hatten. Umso größer war die Genugtuung, dass der Kölner Freitagsfluch ausgerechnet in jenem Spiel zu Ende ging, das eigentlich nie hätte freitags ausgetragen werden dürfen.
Umso bemerkenswerter war Baumgarts kühle Art später an den Mikrofonen. Zunächst bei DAZN, später auch auf der Pressekonferenz: Baumgart ließ sich nichts entlocken, keine Emotionen, keine Schadenfreude, nicht einmal die große Freude über den Sieg, die er zuvor noch für alle sichtbar herausgeschrien hatte.
Baumgart erst kühl, dann süffisant
“Wir sind glücklich über den Sieg, haben ein gutes Spiel gemacht. Wir haben ein sehr umkämpftes Spiel gesehen, ein gutes Spiel von beiden Mannschaften. Am Ende gewinnen wir 2:1 – aus meiner Sicht auch verdient. Deshalb freuen wir uns sehr – und mehr habe ich auch eigentlich nicht zu sagen”, fiel das nüchterne Fazit auf der Pressekonferenz aus.
Selbst auf GEISSBLOG-Nachfrage zu seinem Zoff mit Rolfes erklärte Baumgart nur süffisant: “Wir haben uns über die Heimfahrt unterhalten und ich habe ihm für Donnerstag viel Glück gewünscht.” Anschließend verschwand der 51-Jährige in den Katakomben – ohne einen letzten Handshake mit Xabi Alonso. Die beiden Trainer hatten sich zwar nach dem Schlusspfiff kurz die Hände gereicht, nach der PK aber nicht mehr. Etwas, das eigentlich üblich ist. Es waren diese Momente, die zeigten, dass auch nach dem FC-Sieg in Leverkusen die Geschehnisse der Vortage keinesfalls vergessen waren.
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