Overath: “Vom Typ her wäre Baumgart einer für den DFB”

Wolfgang Overath wird in zwei Wochen 80 Jahre alt. Darüber will das Idol des 1. FC Köln nicht reden. Eigentlich auch nicht über ein Buch, das nun mit und über ihn erscheint. Doch wenn der Name Steffen Baumgart fällt, gerät der Kölner Rekordspieler ins Schwärmen.

Wolfgang Overath ist eine ehrliche Haut. Er sagt, was er denkt. Als am Dienstag am Geißbockheim sein Buch “Alleine kannst du nicht gewinnen” (erschienen im Bonifatius Verlag, zusammen mit WDR-Moderator Sven Pistor) vorgestellt wird, sagt er offen, dass er das Buch eigentlich nicht gebraucht hätte.

“Ich habe ja bald relativ schlimme Tage vor mir”, sagt Overath und meint damit den Trubel um seinen 80. Geburtstag. “Da haue ich ab und bin froh, wenn der Tag vorbei ist.” Noch mehr in den Fokus ist der Tag allerdings gerückt, weil nun dieses Buch erschienen ist, ein Gespräch zwischen Overath und Pistor auf 190 Seiten.

Honorar fließt in soziale Hilfe

“Vor zehn Monaten kamen die Granaten hier zu mir”, sagt Overath am Dienstag mit Blick auf einen Vertreter des Verlags. “Da wollte ich noch nicht. Aber dann haben sie genervt und haben diesen nicht ganz unsympathischen Typen dazu geholt.” Gemeint ist Pistor, der ebenfalls auf der Bühne sitzt. “Dann habe ich gefragt, wie viel sie mir zahlen, und das war dann viel für den Zweck, den ich im Sinn hatte. Also habe ich es gemacht.”

Das Honorar fließt in den Wolfgang Overath Fonds beim Erzbistum Köln, mit dem der Weltmeister Menschen mit besonderen sozialen Schwierigkeiten unterstützt. Ein Buch also für einen guten Zweck und mit Anekdoten rund um den Weltmeister von 1974.

Anschließend jedoch kommt Overath dann doch noch ins Schwärmen. Im Gespräch mit dem GEISSBLOG spricht der Noch-79-Jährige über einen Mann, der ihm imponiert: Steffen Baumgart. “Ich weiß nicht, ob wir miteinander klar gekommen wären”, sagt Overath lachend auf die Frage, ob er gerne unter dem heutigen FC-Trainer gespielt hätte.

Doch insgesamt ist das FC-Idol von Baumgart begeistert. “Er ist ein Granaten-Trainer. Wir haben ja kein Team mit sieben oder acht Stars, sondern eine ganz normale Mannschaft. Aber aus der holt er alles heraus. Das geht nur über ihn.” Overath ist überzeugt, dass nur Baumgart den Erfolg der letzten zwei Jahre hinbekommen hätte.

Overaths Tipp an den DFB

Und er ist überzeugt, dass der 51-Jährige zu den wenigen Trainern in der Bundesliga gehört, die die wichtigste Qualität im heutigen Profifußball hat. “Du kannst heute nur erfolgreich sein, wenn du einen Trainer hast, der die Menschen einfangen kann, der es schafft, die Spieler hinter sich zu vereinen. Und so einer ist Baumgart. Das ist sensationell.”

Deswegen ist Overath auch überzeugt, dass der Deutsche Fußball Bund bei der Suche nach einem Nachfolger des entlassenen Hansi Flick auch auf Baumgart schauen sollte. Nicht zwingend, um ihn abzuwerben, aber doch, um eine Idee zu bekommen, was der Verband nun bräuchte. “Vom Typ her wäre Baumgart einer, der der Nationalmannschaft jetzt gut tun würde”, ist Overath überzeugt.

Doch am liebsten sieht der 79-Jährige den emotionalen Anführer der Geißböcke bei seinem FC. “Du kannst nur hoffen, dass das so lange wie möglich so bleibt und der Verein ihn lange an sich binden kann”, sagt Overath. In der vergangenen Saison hatten sie sich getroffen, ein Gespräch, das vor allem Baumgart bewegt zurückgelassen hatte – inklusive Autogramm des einstigen Weltklasse-Mittelfeldspielers.

Im RheinEnergieStadion werden sich die beiden aber so schnell nicht wiedersehen. Zumindest nicht am Samstag gegen Hoffenheim. Das sei ihm zu viel Trubel, sagt Overath. Vor seinem Geburtstag würden alle Medien etwas von ihm wollen. Dafür habe er keine Nerven. Doch das Buch stellte er am Dienstag dann doch gerne vor.