Transfer-Zeugnis: Acht Neuzugänge, viele Enttäuschungen

Der 1. FC Köln hat im Sommer 2023 zwei Torhüter und sechs Feldspieler verpflichtet. Der GEISSBLOG blickt auf die Neuzugänge und bewertet die Arbeit der Kaderplaner um Sportchef Christian Keller.

Jeff Chabot gehört zu jenen Spielern, die der 1. FC Köln im Sommer 2023 verpflichtet hat. Der Innenverteidiger war allerdings bereits im Januar 2022 für anderthalb Jahre von Sampdoria Genau ausgeliehen worden. Nach zwei unglücklichen Halbserien drehte der Hüne schließlich auf und verdiente sich die feste Verpflichtung durch die Geißböcke zur Saison 2023/24.

Über Chabot hinaus holte Sportchef Christian Keller im Sommer 2023 insgesamt acht externe Neuzugänge zum 1. FC Köln. Mit Philipp Pentke und Jonas Nickisch kamen zwei Torhüter. Dazu verpflichtete der FC sechs Feldspieler für Abwehr, Mittelfeld und Angriff. Die Noten und Transfer-Zeugnisse für Keller je Neuzugang:

Philipp Pentke

Pentke begann seine Zeit beim FC als Trainingstorhüter. Weil der 38-Jährige als dritter Torhüter in Hoffenheim keine Vertrag mehr bekommen hatte und Keller aus Regensburger Zeiten kannte, durfte er sich beim FC fit halten. Der FC machte kein Geheimnis daraus, dass “Penne” nicht bleiben sollte. Er war nicht der Torhüter, den die Geißböcke als Nachfolger von Timo Horn suchten. Doch Keller fand niemand anderen und nahm schließlich Pentke – inklusive eines Geschmäckles. Pentke ist die klare Nummer zwei, war zuletzt länger verletzt und soll im Bestfall nie für den FC in einem Pflichtspiel auflaufen. Keller fand somit zwar eine preiswerte Lösung, aber sportlich mit beträchtlichem Risiko.

Transfer-Note: 4,5

Jonas Nickisch

Der Youngster kam ablösefrei von RB Leipzig als neue Nummer eins für die Regionalliga-U21 des FC. Nickisch macht seine Sache dort gut, ist Teil der starken Mannschaft, die oben mitspielt. Bis in die Bundesliga ist es zwar noch ein weiter Weg. Die Verpflichtung des 19-Jährigen war aber vor allem ein Transfer für die U21, und unter diesem Gesichtspunkt klappt sie wie gewünscht.

Transfer-Note: 2,5

Rasmus Carstensen

Carstensen kam auf Leihbasis mit Kaufoption von KRC Genk. Steffen Baumgart brauchte ein paar Wochen, um mit dem Dänen warm zu werden. Dann schickte sich der 22-Jährige an, Benno Schmitz den Platz streitig zu machen. Carstensen ist schnell, hat eine gute Flanke. Er muss sich körperlich noch an die Bundesliga gewöhnen, doch mit seiner Verpflichtung sorgte Keller zumindest für einen seltenen Lichtblick des Sommers.

Transfer-Note: 2,5

Dominique Heintz

Heintz war eine der Überraschungen auf dem Transfermarkt. Der FC suchte eigentlich eine neue Nummer eins für die Innenverteidigung, daraus machte Keller keinen Hehl. Wäre der FC bereit gewesen Geld in die Hand zu nehmen, hätte er im Sommer anders agiert. Heintz war daher nicht die Lösung, die die Geißböcke eigentlich angestrebt hatten. Heintz kam lediglich, weil Soldo ging und es einen Ersatz brauchte. Dafür aber kennt er den FC, ist loyal, spielte bislang fast ausschließlich als Linksverteidiger, machte seine Sache dort ordentlich. Trotzdem: Keller handelte anders als geplant.

Transfer-Note: 4,0

Leart Pacarada

Pacarada kam ablösefrei vom FC St. Pauli – und mit Vorschusslorbeeren als “bester Linksverteidiger der Zweiten Liga” (Keller), der vor allem die Offensive noch mehr beleben sollte. Das funktioniert bislang überhaupt nicht. Zu allem Überfluss hat sich der 29-Jährige nun auch verletzt, sodass er aktuell nicht helfen kann. Der Schatten von Jonas Hector schwebt noch über der Position, auch Pacarada hat darunter zu leiden. Bislang also eine Fehleinschätzung und eine große Lücke im Kader.

Transfer-Note: 4,5

Jacob Christensen

Christensen kann einem leid tun. Der 22-Jährige kam im Sommer ablösefrei aus Nordsjaelland. Viele Fans sahen in ihm den Skhiri-Nachfolger. Das sollte er zwar nie sein, aber weil Keller keinen weiteren Sechser holte, steht Christensen beispielhaft für die verpasste Transferpolitik des Sommers. Dabei kam der Däne nur als weitere Option, der langsam an die Bundesliga herangeführt werden sollte. Dann verletzte er sich auch noch und fiel zwei Monate aus. Was für ein schwerer Start für Christensen, von dem man noch überhaupt nicht weiß, was er überhaupt zu leisten im Stande ist. Und so ist er bislang DAS Opfer der verfehlten Kaderplanung.

Transfer-Note: 5,0

Faride Alidou

Alidou kam auf Leihbasis von Eintracht Frankfurt und sollte mit seiner Geschwindigkeit als Alternative zu Maina und Thielmann die offensiven Flügel beleben. Von dieser Idee ist nach der Hinrunde nichts mehr übrig. Alidou stand zuletzt mehrheitlich gar nicht erst im Kader. Die Verantwortlichen kritisierten seine Fitness, was bedenklich ist, absolvierte Alidou doch die vollständige Vorbereitung in Frankfurt. Wenn er zum Einsatz kam, war er mehr ein Bruder Leichtfuß denn der technisch starke Angreifer. Aktuell ist er überhaupt keine Option.

Transfer-Note: 5,0

Luca Waldschmidt

Waldschmidt kam auf Leihbasis vom VfL Wolfsburg und sollte die Offensive als hängende oder zweite Spitze torgefährlicher und variabler machen. Dieser Plan geht bislang überhaupt nicht auf. Waldschmidt enttäuschte in der Hinrunde trotz seiner zwei Tore, konnte sich weder ins Pressing noch ins Angriffsspiel einfügen.

Transfer-Note: 4,5

Fazit

Nickisch als U21-Transfer außen vor gelassen, hat bis auf Carstensen noch kein Neuzugang vielversprechende Ansätze gezeigt. Waldschmidt bringt die größte Bundesliga-Erfahrung mit, zudem hat er das unbestrittene Potential zu den besten Fußballern des Kaders zu gehören. Doch zeigen konnte er es bislang nicht. Die größte Enttäuschung ist wohl bislang Alidou.

Es bleibt, dass Keller im Sommer eigentlich ganz anders transferieren wollte, die potentiellen Säulen auf der zentralen Achse aber nicht bezahlen konnte. Für dieses Versäumnis bezahlte der FC in der Hinrunde auf dem Rasen.