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CAS-Urteil: Wie der Kontakt zu Potocnik entstand – welche Rolle ManCity spielte

Vorstandsberater Jörg Jakobs (l.) und Geschäftsführer Christian Keller im Franz-Kremer-Stadion. (Foto: Bucco)
Vorstandsberater Jörg Jakobs (l.) und Geschäftsführer Christian Keller im Franz-Kremer-Stadion. (Foto: Bucco)

Der 1. FC Köln scheute sich zuletzt, Antworten bezüglich des Erstkontakts zu Jaka Cuber Potocnik zu liefern. Einblicke ins CAS-Urteil sorgen nun für mehr Klarheit – und enthüllen zudem die Machenschaften von Olimpija Ljubljana.

Am 21. Dezember 2023, kurz nachdem man die Trennung von Trainer Steffen Baumgart verkündet hatte, erreichte den 1. FC Köln eine Nachricht aus Lausanne, die einer Hiobsbotschaft gleichkam. Der Internationale Sportgerichtshof bestätigte die zuvor von der FIFA verhängte einjährige Transfersperre. Nun, wo die Geißböcke die erste von zwei Wechselperioden ohne Neuzugänge hinter sich haben, gibt es Einblicke in das verhängnisvolle CAS-Urteil.

Der FC hatte das Sturm-Talent Jaka Cuber Potocnik am 31. Januar 2022, einen Tag nach dessen Kündigung bei Olimpija Ljubljana, unter Vertrag genommen. Laut Meinung des CAS konnte weder die vorgeworfene Anstiftung zum Vertragsbruch widerlegt werden – noch konnten ausreichende Gründe für Potocniks Kündigung geliefert werden.

Potocnik-Berater kontaktierte Jakobs

Während des Berufungsverfahrens im September 2023 erklärte der FC, man habe die Verpflichtung Potocniks erst nach dessen Kündigung juristisch prüfen lassen und den Transfer im Anschluss an die positive Bewertung der Anwälte durchgeführt. Das all dies in weniger als einem Tag gelang, könne man dem Club nicht vorwerfen. Die Richter stellten allerdings fest: “Köln war nicht in der Lage, Beweise (wie E-Mails mit einem eindeutigen Stempel oder Berichte) für seine so genannte ‘umfassende Untersuchung’ vorzulegen.” So heißt es in dem Urteil, das dem GEISSBLOG vorliegt. 

Beim jüngsten Mitgliederstammtisch des FC, am 10. Januar, war die Kontaktaufnahme zu Potocnik zuletzt hitzig diskutiert und erfragt worden. Geschäftsführer Philipp Türoff wand sich, so gut er konnte, und Präsident Werner Wolf versprach Aufklärung in den kommenden Monaten. Aus dem CAS-Urteil geht nun hervor, dass Potocniks Berater Goran Sukalo bereits im Dezember 2021 Kontakt zu Jörg Jakobs aufgenommen hatte, um ihn auf das Sturm-Talent aufmerksam zu machen.

Durch sein starkes Interesse bot Köln ein ‘Sicherheitsnetz’.

Aus dem CAS-urteil

Demnach hatte der eigentliche Vorstandsberater Jakobs, der 2021 nach dem Aus von Horst Heldt „die strategische Ausrichtung des sportlichen Bereichs und die Kaderplanung” verantwortete (so die offizielle Mitteilung des Vereins im Mai 2021), den Erstkontakt zum Potocnik-Lager. Im CAS-Verfahren hat der FC laut Urteil erklärt: “Die wenigen vorherigen Kontakte (zu Potocnik, Anm. d. Red.) waren nur allgemeiner Natur und wurden von einem ‘externen Berater’ hergestellt.” Doch ob Jakobs damals als externer Berater oder Interims-Sportchef fungierte, spielte für das Gericht ohnehin keine große Rolle. Da der FC seinem Rat vertraut habe, sei der Verein haftbar.

Die Richter sahen in Jakobs’ Kontakt zu Potocnik-Berater Sukalo einen Beleg für das Interesse des Bundesligisten. So heißt es im Urteil: „Nach den in der Anhörung gemachten Aussagen, insbesondere von Vertretern von Olimpija und Herrn Jakobs, wurde dem Gremium klar, dass der 1. FC Köln großes Interesse daran hatte, den Spieler zu verpflichten, und dass er den Weg für seinen Transfer geebnet hatte, lange bevor der Spieler den Vertrag mit Olimpija kündigte. Herr Jakobs selbst räumte ein, dass er Herrn Sukalo sechs Tage vor der Kündigung des Olimpija-Vertrags von seinem ‘allgemeinen Interesse an dem Spieler’ erzählt hatte, den er als aufstrebendes Talent und mögliches künftiges Ziel ansah.“ Das Fazit: “Durch sein starkes Interesse bot Köln ein ‘Sicherheitsnetz’, ohne das der Spieler aller Wahrscheinlichkeit nach nicht gewagt hätte, seinen Ausbildungsverein zu verlassen.” 

Die Gründe, aus denen Potocnik in Ljubljana gekündigt hatte, wurden vom CAS eher als persönliche Versprechungen der Slowenen und nicht als verpflichtende Vereinbarungen interpretiert. Womit die Familie des inzwischen 18-Jährigen aus Sicht des Gerichts keine Berechtigung für diesen Schritt hatte. Potocnik sitzt bekanntlich aktuell die zweite Hälfte seiner viermonatigen Sperre ab – und auch sein Ex-Club Olimpija verließ den Gerichtssaal wahrlich nicht als Gewinner. Schließlich hatten die Slowenen eine Strafzahlung in Höhe von 2.507.200 Euro gefordert.

Fake-Angebot von Manchester City

Diese Summe hatte Ljubljana aus einem angeblichen Angebot von Dinamo Zagreb konstruiert, übermittelt durch Spielerberater Andy Bara. Aber: Die Vorsitzende der Geschäftsführung Dinamos, die vom FC als Zeugin aufgerufene Vlatka Peras, widersprach dem vehement. Es habe kein Interesse aus Zagreb gegeben. Bara sagte seine Anwesenheit als Zeuge bezeichnenderweise “aus unerfindlichen Gründen” ab. So kamen die Richter in Lausanne zu dem Entschluss, dass die Dinamo-Offerte “nicht, und das ist eine Untertreibung, den Tatsachen” entspreche – so weitere Zitate aus dem Urteil.

Ebenfalls brisant: Ex-Olimpija-Sportdirektor Mladen Rudonja gab vor dem CAS an, “dass sein Nachfolger, Herr Barisic, ihn vergeblich gebeten hatte, ein falsches undatiertes Angebot von Manchester City vorzubereiten, was (…) darauf hindeuten könnte, dass Olimpija insgesamt versucht hatte, den Wert des Spielers künstlich zu erhöhen”. Dies wiederum dürfte der Grund für die Strafanzeige sein, die der FC kurz nach der CAS-Anhörung im September 2023 “wegen versuchten Betrugs” gegen drei Olimpija-Vertreter gestellt hat.

Ljubljana musste sich letztlich mit 60.000 Euro plus Zinsen begnügen. Die Einblicke ins CAS-Urteil untermauern den Verdacht, der sich bereits in den vergangenen Monaten verfestigt hat: Dieses Verfahren kennt nur Verlierer – abgesehen von der FIFA, der es gelungen ist, ein Exempel zu statuieren.

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