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“Dubiose Kanäle” und “Geldkoffer”: FC wehrt sich gegen Transfer-Vorwürfe

Christian Keller, Werner Wolf und Philipp Türoff. (Foto: Bucco)
Christian Keller, Werner Wolf und Philipp Türoff. (Foto: Bucco)

Der 1. FC Köln geht in die Offensive. Mit einer neuen Podcast-Serie “FC Inside” wollen Vorstand und Geschäftsführung der harschen Kritik den Wind aus dem Segel nehmen. In Folge eins am Sonntag ging es vornehmlich um die Transfersperre.

Der 1. FC Köln setzt sich zur Wehr. Mit “FC Inside” sollen Fakten auf den Tisch, Vorwürfe entkräftet und Vorgänge noch einmal erläutert werden. Medienberater Mike Kleiß führt durch drei Podcast-Folgen. In Teil eins stellten sich Präsident Werner Wolf, Vizepräsident Carsten Wettich sowie die beiden Geschäftsführer Philipp Türoff und Christian Keller.

Im Zentrum stand die Transfersperre, das Zustandekommen und die Frage, warum diese nicht verhindert wurde. Auch erste Ergebnisse des Gutachtens wurden genannt, allerdings wurde auch ersichtlich, dass dieses Gutachten nur wenig Aussagekraft hat mit Blick auf die Abläufe im Hintergrund. Ein Blick in die wichtigsten Aussagen des Podcasts:

Was das Gutachten aussagt

Präsident Werner Wolf bestätigte in “FC Inside”, dass das Gutachten zwei Phasen unter die Lupe genommen hatte: jene bis zur Verpflichtung von Jaka Cuber Potocnik am 31. Januar 2022 und die zweite Phase nach der Verpflichtung bis zum CAS-Urteil. “Die Feststellung zur ersten Phase ist eine leichte, nicht schwerwiegende Pflichtverletzung der beiden Geschäftsführer”, sagte Wolf mit Blick auf die damaligen Geschäftsführer Philipp Türoff und Alexander Wehrle. “In der zweiten Phase stellt der Gutachter keine Pflichtverletzung fest. Er kommt zu dem Schluss, dass es keine Schadenersatzansprüche gibt.”

Vizepräsident Wettich erläuterte dazu, dass die beauftragte Kanzlei geprüft habe, “ob die Geschäftsführung seinerzeit die Pflichten eingehalten hat – und falls nicht, ob hieraus eine Haftung erfolgt”. Wettich betonte aber auch: “Nicht geprüft wurde, ob man etwas anderes oder es hätte besser machen können. Es war ein klar rechtliche Prüfung.” Das heißt: Das Gutachten sollte lediglich potentielle Schadenersatzansprüche klären. Ein Urteil über alle Abläufe vor und nach dem Transfer sowie rund um die FIFA- und CAS-Prozesse wurde nicht getroffen.

Wettich erläuterte auch, dass das Gutachten bestätigt habe, “dass die Geschäftsführung die Risiken gesehen und bewertet”, habe, es aber “keine Sachverhaltsermittlung in der Kürze der Zeit” und damit vor der Verpflichtung habe durchführen können. Nur eine solche ausführliche Sachverhaltsermittlung – und damit auch eine sorgfältige Abwägung der Rechtsrisiken – hätte “eine enthaftende Wirkung” haben können, so Wettich.

Der größte Kritikpunkt im Gutachten war offensichtlich eine mangelhafte Rechtsberatung rund um den Transfer und den FIFA-Prozess: “In der Rückschau wundert sich die Kanzlei ein Stück weit über die positiven juristischen Prognosen.” Diese hatten dem FC lediglich eine Geldstrafe in sechsstelliger Höhe vorhergesehen, aber keine Transfersperre.

Was der betroffene Geschäftsführer sagt

Alexander Wehrle ist inzwischen beim VfB Stuttgart, und so kam bei “FC Inside” lediglich Philipp Türoff zu Wort. Dieser zeigte sich betroffen. “Es ist die Aufgabe der Geschäftsführung, Schaden vom FC fernzuhalten. Hier ist Schaden entstanden, den ich als Geschäftsführer nicht verhindert habe. Ganz klar: Das würde ich heute anders machen. Wir haben das falsch eingeschätzt unter den damals unter großem Zeitdruck vorliegenden, unvollständigen Informationen. Es gibt sehr viele Aspekte, die im Rückblick als Fehler zu diesem Ergebnis der Transfersperre beigetragen haben.”

Türoff unterstrich, dass es nach der Potocnik-Verpflichtung “einige Kontaktversuche über dubiose Kanäle gab, denen wir seriös nicht folgen konnten oder wollten. Dieses Bild vom Geldkoffer… das war sehr eigenartig”, sagte der Finanz-Geschäftsführer. Man habe sich nach dem Transfer “eine deutlich vertiefte Rechtsberatung” eingeholt, “die auch keine andere Einschätzung hervorgebracht” habe als eine drohende Geldstrafe.

Man sei zwar trotzdem “in den direkten Lösungskontakt gegangen, zunächst im Beisein von Alexander Wehrle und Jörg Jakobs über Berater mit dem Versuch da weiterzukommen, später dann mit Christian Keller an Bord im direkten Kontakt mit Vertretern von Ljubljana”. Doch auch Keller betonte im Podcast, dass das unseriöse Geschäftsgebaren der Slowenen dazu geführt habe, dass man sich nicht hätte einigen können.

Bekanntermaßen hatte Ljubljana auf einer Zahlung von 2,5 Mio. Euro bestanden. Keller hingegen hatte angeboten, “was mir rechtlich geraten wurde”. Dies sei eine Ablöse von 300.000 Euro plus Boni gewesen, sodass sich die Summe maximal auf 500.000 Euro hätte erhöhen können. “Das war ein Vielfaches des damaligen Marktwertes des Spielers.” Bekanntlich dennoch zu wenig für Ljubljana, sodass es zum FIFA-Urteil kam.

Warum es keine spätere Einigung gab

Auch nach dem FIFA-Urteil konnte schließlich bekanntlich keine Einigung erzielt werden. Die Verantwortlichen von Olimpija Ljubljana erklären bis heute, man hätte dafür lügen müssen. “Die Gründe, warum das nicht umgesetzt wurde, kann man nur spekulieren. Dass Ljubljana aber dafür hätte lügen müssen, war nicht der Fall”, sagte Wettich. “Denn in unserer Sicht war die Kündigung des Spielers ja wirksam gewesen. Das wäre der richtige und mögliche Weg gewesen. Da ist Ljubljana nicht mitgegangen.”

Allerdings betonte Wettich, dass die FIFA in keinem Fall einer Einigung hätte zustimmen wollen und weiter für eine Transfersperre gegen den 1. FC Köln gekämpft hätte. “Aus heutiger Sicht muss man sagen: Ein Vergleich wäre deshalb auch so nicht erfolgreich gewesen.”

Das unterstrich auch Keller – und wurde dabei emotional. “Es hält sich nach wie vor die Geschichte: Warum hat der FC denen nicht einfach einen Geldkoffer mit 2,5 Mio. Euro hingestellt? Es ging nicht. Ich bin betroffen über die Transfersperre, aber wir haben alles versucht, um diese Sperre abzuwenden, und dann fände ich es schön, wenn das auch mal akzeptiert würde bei allem Ärger darüber. Glaubt mir, ich ärgere mich am meisten darüber.”

Die Verantwortung des Präsidiums

Es ging im Podcast auch um die Verantwortung des Präsidiums. Erstmals bestätigte Präsident Wolf, dass es schon in 2021 Kontakt zu dem Spieler gegeben habe (der GEISSBLOG berichtete exklusiv). “Wir haben in zwei Vorstandssitzungen über den Spieler gesprochen. Die erste Sitzung war der 15. Dezember 2021. Da wurde über einen normalen Transfer gesprochen und gefragt: Können wir uns den leisten? Der zweite Termin, an dem über den Spieler gesprochen wurde, war der 2. Februar 2022, also nach der Verpflichtung. Da wurden wir darüber informiert, dass der Spieler verpflichtet wurde. Da war das Kind in den Brunnen gefallen.”

Dazu machte Keller, damals noch nicht Sport-Geschäftsführer, klar: “Nachwuchsspieler-Verpflichtung liegen bei Transfersumme und Gehalt im Normalfall meilenweit unter den definierten Zustimmungsgrenzen, bei denen ein Kontrollgremium angerufen werden musste. Es ist kompletter Humbug, dass der Vorstand von dem Vorgang der Verpflichtung hätte wissen sollen. Das geben die Strukturen nicht her.”

Daher sei, so Keller, der Vorstand auch nicht für die Verpflichtung verantwortlich zu machen. Und deshalb wollen auch alle Beteiligten im Amt bleiben, wie Wettich betonte: “Konsequenzen muss es insoweit geben, dass sich ein solcher Vorgang nicht wiederholt. Das muss nicht immer in Form personeller Konsequenzen sein. Wir haben die Geschäftsführung beauftragt, Dinge umzustellen, zu überprüfen, wie Risiken künftig erfasst werden.” So wolle man verhindern, dass künftig wieder eine Transfersperre passiert.

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