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Offener Bruch: Mitgliederrat geht auf Konfrontationskurs zum Vorstand

Die Mitgliederrats-Vorsitzenden Ho-Yeon Kim und Fabian Schwab. (Foto: Bucco)
Die Mitgliederrats-Vorsitzenden Ho-Yeon Kim und Fabian Schwab. (Foto: Bucco)

Kaum war so etwas wie Ruhe beim 1. FC Köln eingekehrt, da kocht der politische Machtkampf im Hintergrund wieder hoch. Diesmal sorgt der Mitgliederrat mit einem Newsletter für Ärger innerhalb des Clubs. Der Vorstand reagiert empört.

Wer geglaubt hatte, das Thema Transfersperre beim 1. FC Köln würde nach dem Ende der Saison und den Aufarbeitungen durch Vorstand und Geschäftsführung im Juni beendet sein, hat sich getäuscht. Der Mitgliederrat hat das Thema am Samstag überraschend in einem Newsletter an die Mitglieder wieder auf die Tagesordnung gesetzt.

Das Gremium wartete mit harter Kritik am Vorstand auf – und das, obwohl ein vom Mitgliederrat beauftragtes Gutachten zu möglichen Pflichtverletzungen des Vorstands noch gar nicht vollständig vorliegt, wie es in dem Newsletter hieß. Bislang liegt lediglich eine “juristische Ersteinschätzung” vor. Dennoch ging das von Ho-Yeon Kim und Fabian Schwab geführte Gremium am Samstag an die Öffentlichkeit.

“Gravierende Lücke” in den Kontrollmechanismen

Zum Hintergrund: Der Vorstand hatte zur Transfersperre bereits ein Gutachten eingeholt. Allerdings hatte dieses erstens nur die Arbeit der Geschäftsführung beurteilt und nicht die Arbeit des Vorstands. Zweitens hatte das Gutachten nur juristische Einschätzungen vorgenommen, keine strukturellen – und damit nicht die Frage beantwortet, ob der FC etwas hätte anders machen können oder müssen. Dieser zweite Punkt, inklusive einer Analyse der Vorstandsarbeit, soll nun das Gutachten des Mitgliederrates klären. Schließlich kontrolliert der Mitgliederrat den Vorstand, nicht die Geschäftsführung.

In dem Schreiben an die Mitglieder, das dem GEISSBLOG vorliegt, hieß es nun: “Wir stellen fest, dass eine gravierende Lücke in den Kontrollmechanismen des FC besteht”, schreibt der Mitgliederrat. “Unterhalb der Zustimmungsgrenze des Gemeinsamen Ausschuss, kann die KGaA theoretisch ohne weitergehende Kontrolle nach Belieben agieren. Welche schwerwiegenden Folgen dies haben kann, mussten wir schmerzhaft erfahren. Schon im Rahmen unseres Berichts auf der letztjährigen Mitgliederversammlung haben wir deutlich kritisiert, dass beim FC auf Gesamtvereinsebene kein umfassendes Risikomanagement vorhanden ist. Nach heutigem Stand ist ein solches zwar in Auftrag gegeben, jedoch weiterhin nicht vollständig implementiert.”

Warum hat der MR nicht selbst schon gehandelt?

Damit forderte der Mitgliederrat indirekt mehr Einfluss auf das operative Geschäft durch den Gemeinsamen Ausschuss, in dem die beiden Vorsitzenden des Gremiums sitzen. “Zustimmungspflichtige Geschäfte dürfen nicht nach rein monetären Gesichtspunkten definiert werden. Auch anderweitig drohende Schäden für den Gesamtverein müssen als Kriterium aufgenommen, das ausdrückliche Verbot bestimmter Geschäfte definiert werden. Ein potenzieller Schaden kann dabei nicht nur finanzieller Natur sein – auch mögliche Reputationsschäden müssen berücksichtigt werden.”

Dazu erklärte der Mitgliederrat, es müsse Diskussionen über eine Satzungsreform geben. Das Gremium ließ in dem Newsletter allerdings offen, warum der Mitgliederrat dies in den letzten drei Jahren seiner Amtszeit nicht selbst bereits angestoßen hat respektive selbständig durchgeführt hat. Stattdessen verwies das Gremium in dem Newsletter lediglich darauf, dass der Vorstand dies nicht gutgeheißen habe. Allerdings hätte es für Vorschläge zu Satzungsänderungen keine Zustimmung des Vorstands bedurft.

Newsletter im Mitgliederrat umstritten

Der Mitgliederrat warf dem Vorstand zudem Falschaussage gegenüber den Mitgliedern vor. Diese Umstände waren bereits im Januar auf dem ersten Mitglieder-Stammtisch offen zutage getreten. Seitdem hatte der Mitgliederrat dazu geschwiegen und veröffentlichte erst jetzt, sechs Monate später, eine öffentliche Kritik an der Vereinsführung für die Aussagen zum “Zeitpunkt der ersten Kontaktaufnahme zum Spieler sowie in Bezug auf die Einholung von juristischem Rat im Vorfeld der Verpflichtung”.

Kein Wunder, dass Inhalt und Zeitpunkt der Kritik beim Vorstand nicht gut ankam – zumal Präsident Werner Wolf erst am Donnerstagabend von Ho-Yeon Kim über den Newsletter und dessen Inhalt informiert worden war. Nach GEISSBLOG-Informationen hat dies nicht nur zu einem offenen Bruch zwischen Vorstand und Teilen des Mitgliederrates geführt. Auch innerhalb des Gremiums hatte es bereits vorab erhebliche Diskussionen um den Newsletter gegeben. Längst nicht alle 15 Mitglieder standen hinter dem Vorhaben der Gremienführung, den Newsletter zu versenden.

Wolf kritisiert Mitgliederrat scharf

“Nach dem guten Austausch mit vielen Mitgliedern des 1. FC Köln beim Stammtisch am 12. Juni, bei dem wir nach langer Aussprache gemeinsam den Blick nach vorn gerichtet haben, tut es uns als Vorstand sehr leid, dass nun rund um die Transfersperre ein inhaltlicher Dissens mit dem Mitgliederrat öffentlich ausgetragen wird”, teilte Präsident Wolf auf Nachfrage schriftlich mit. “Wir haben dem Mitgliederrat in den letzten Tagen mehrfach die Hand gereicht, haben zu Gesprächen eingeladen, um strittige Punkte intern zu klären. Leider hat der Mitgliederrat unsere Angebote ausgeschlagen.”

Und weiter: “Der Vorstand wird weiterhin die Türe offen lassen. Was wir aber nie tun werden: uns auf die Austragung von Differenzen in der Öffentlichkeit einzulassen. Das Wohl des 1. FC Köln steht über allem und darf nicht durch Gremienkonflikte beschädigt werden. Der FC gehört den Mitgliedern und in ihrem Sinne handelt der Vorstand. Wir geben weiterhin alles, damit unser Verein endlich nachhaltig und gestärkt in die Zukunft blicken kann.” Doch statt in die Zukunft zu blicken, geht es jetzt erst einmal wieder um die Vergangenheit.

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