Der 1. FC Köln musste bei Justin Diehl zuschauen, wie das Stürmer-Talent den Club hinhielt und dann verließ. Nun droht bei Tim Lemperle dasselbe Szenario. Dem FC sind die Hände gebunden, während im Hintergrund wohl der Transfer vorbereitet wird.
Schon als der 1. FC Köln den Vertrag mit Tim Lemperle im Frühjahr 2023 bis 2025 verlängerte, schien alles auf eine Trennung hinauszulaufen. Der FC musste lange um den Stürmer kämpfen, viele Gespräche führen, ihn von einer Leihe zu Greuther Fürth überzeugen, ihn von der Versuchung des schnellen Geldes abbringen. Nun aber deutet vieles darauf hinaus, dass der Abschied nur aufschoben war.
Am Donnerstag auf der Pressekonferenz vor dem Heimspiel gegen Hannover 96 erinnerten die Worte von Thomas Kessler an jene vor einem Jahr, als es um einen anderen Stürmer ging. Damals kämpfte der FC vergeblich um Justin Diehl, wollte ihn davon überzeugen, dass das Geißbockheim für die Entwicklung des Spielers der richtige Ort, dass dessen Entwicklung längst noch nicht vorbei sei und es in Köln gute Chancen gäbe auf viel Spielzeit.
Entwicklungen wie bei Justin Diehl
Alles nutzte nichts. Der FC hatte nie eine Chance, mit Diehl zu verlängern. Sein Umfeld wollte das große Geld, bot den Spieler der halben Bundesliga an und bekam es schließlich beim VfB Stuttgart. Ein Jahr später ist Lemperles Umfeld ähnlich, zumindest die Spielerberatung ist dieselbe wie bei Diehl. Und wenn man dem glauben darf, was aktuell zu hören ist, wiederholt sich das Spiel. Der halben Bundesliga soll der 22-Jährige bereits schmackhaft gemacht worden sein.
Der FC – diesmal sogar nur in der 2. Liga – dürfte also erneut nur krasse Außenseiter-Chancen haben (So könnte der FC Lemperle doch noch halten – GEISSBLOG berichtete). Und so überrascht es nicht, dass am Donnerstag die Worte von Thomas Kessler ähnlich klangen wie vor einem Jahr. “Wir bieten Tim ein Umfeld, in dem er sich weiterentwickeln kann. Er macht eine gute Entwicklung durch, die ist aber noch lange nicht vorbei. Und ich glaube, dass wir hier beim 1. FC Köln ihm einen guten Rahmen bieten können”, sagte der Lizenzspieler-Leiter.
Vorzeitiger Verkauf wohl ausgeschlossen
Und weiter: “Wir werden Gespräche führen und es sind auch schon welche geführt worden. Das ist ja auch keine Überraschung. Am Ende muss der Spieler wissen, was er möchte. Er hat hier eine gute Wertschätzung. Das werden wir jetzt mit ihm und seinen Interessensvertretern besprechen.” Diese haben aber bereits angekündigt, schon im Winter entscheiden zu wollen – wenn der FC längst nicht weiß, in welcher Liga er künftig spielen wird. Und weil Lemperle ab Sommer 2025 erstklassig spielen will, führt sein Weg wohl aus Köln weg.
Nur ein vorzeitiger Verkauf im Januar gilt als ausgeschlossen. Der FC würde aufgrund des auslaufenden Vertrags ohnehin nur eine kleine Ablöse generieren können, für ein solches Geld im Aufstiegskampf aber keinesfalls den aktuellen Topscorer opfern. Anders herum wissen Spieler und Berater, dass sie im Sommer das große Geld machen können, wenn Lemperle als ablösefreier Spieler auf ein deutlich üppigeres Handgeld hoffen kann.
Und auf einen riesigen Gehaltssprung. Beim FC soll Lemperle nur rund eine Viertelmillion Euro jährlich verdienen, zuzüglich Prämien. Der Vertrag stammt aus dem Frühjahr 2023, da der heute 20-Jährige erst 20 Bundesliga-Spiele als Joker absolviert hatte (kein einziges in der Startelf) und in der Gehaltsstruktur von Sportchef Christian Keller noch in die Kategorie Nachwuchsspieler fiel. Künftig winkt ihm ein Millionengehalt jährlich, das er beim FC nur im Aufstiegsfall verdienen könnte.
Und so gilt es für den FC wieder einmal abzuwarten – in der düsteren Vorahnung, dass der Spieler sich gegen den FC entscheiden könnte, obwohl er sich aktuell fast wunschgemäß entwickelt. “Tim hat unter Gerhard Struber und dem Trainerteam einen riesigen Schritt nach vorne gemacht hat”, sagte Kessler. “Ich glaube, dass er im Sommer nicht so weit war, als er von seiner Leihe zurückgekommen ist. Ich habe den Eindruck, dass er stetig besser wird und mit seinen Toren ein wichtiger Faktor ist. Tim ist für uns ein wichtiger Spieler, wir hoffen, dass die Entwicklung bei uns so weitergeht.” Womöglich aber nur noch bis Juni 2025.
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