Der 1. FC Köln bezahlt offenbar einmal mehr dafür, dass die Geißböcke den Karneval über den Sport gestellt haben. Schon wieder sind zahlreiche FC-Profis unmittelbar nach der Session krank geworden. Und das in der womöglich wichtigsten Phase der Saison.
Ein Kommentar von Marc L. Merten
Ja, der Karneval gehört zu Köln. Ja, der 1. FC Köln ist ein Karnevalsverein. Aber warum macht der FC sich die Zeit nach dem Karneval seit Jahren selbst so schwer? Drei Jahre in Folge erlebten die Geißböcke einen wochenlangen Kater nach der Session, gaben sogar zu, dass sie ihn teils selbst verschuldet hatten. Konsequenzen gab es aus dieser Selbsterkenntnis aber keine.
Zur Erinnerung: 2022, 2023 und 2024 holte der FC in den jeweiligen fünf Spielen nach Weiberfastnacht genau einen Sieg bei sechs Unentschieden und satten acht Niederlagen. Es schien, als würde der FC ein Opfer des eigenen Brauchtums. Ex-Trainer Steffen Baumgart gab dies 2023 sogar selbst zu, als sich nach Karneval insgesamt sechs Spieler krank abgemeldet hatten und der Absturz begann.
Ausmaß der Krankheitsfälle eigentlich nicht hinnehmbar
Zwei Jahre später saß eine Woche nach Weiberfastnacht FC-Trainer Gerhard Struber auf der Spieltags-Pressekonferenz vor dem Auswärtsspiel in Ulm und musste verkünden, dass sich mit Eric Martel, Leart Pacarada, Dominique Heintz und Mark Uth gleich vier Spieler krank abgemeldet hatten. Drei Tage nach Rosenmontag glaubt selbst beim FC niemand an einen Zufall, auch wenn Struber davon sprach, dass Krankheitsfälle im Winter „eingepreist“ seien.
Doch die Frage muss gestattet sein: Kann der FC nicht besser auf seine Spieler aufpassen oder nehmen die Verantwortlichen die häufigen Erkrankungen zu Karneval inzwischen einfach billigend in Kauf? Für einen Fußballclub, bei dem es vorrangig um Ergebnisse gehen sollte, ist dieses Ausmaß an Krankheitsfällen nach Karneval eigentlich nicht hinnehmbar. Dass man dieses Risiko nun auch 2025 wieder eingegangen ist, ist zumindest bemerkenswert.
Muss jetzt eine Rumpftruppe ran?
2022, 2023 und 2024 war man wenigstens mit dem Rückenwind eines Sieges und so mit einem gewissen Leichtsinn in den Höhepunkt des Straßenkarnevals gestartet. 2025 aber wusste man mit Blick auf die vorherigen Ergebnisse gegen Magdeburg und Düsseldorf schon, wie wichtig die nächsten Spiele werden würden. Gefeiert wurde trotzdem, dazu in Karlsruhe verloren. Nun muss womöglich eine Rumpftruppe in Ulm die Kohlen aus dem Feuer holen.
Der FC ist mehr als nur ein Fußballclub. Das ist unbestritten. Die Folklore ist wichtig, Teil der Stadt, Teil der Identität des FC. Doch manchmal ist dieses Selbstverständnis eben auch das Problem dieses Clubs. Was es so schwierig macht: Die Geißböcke können sich in dieser Zweitliga-Saison ein Frühjahr wie in den letzten Jahren eigentlich nicht erlauben. Sollte der FC weiter sieglos bleiben, könnte der Aufstiegszug abgefahren sein, noch ehe die Crunchtime beginnt.
Beim FC geht’s nicht immer um den Sport
Gerade jetzt bräuchte der FC eigentlich seine besten Spieler. Doch die liegen reihenweise flach. Martel, Heintz, Pacarada – wenn es schlecht läuft, muss der FC kurzfristig ohne drei Stammspieler in Ulm antreten. Von den verletzungsbedingten Ausfällen ganz zu schweigen. Das ist – ganz nüchtern betrachtet – eine sportlich bittere Nachricht für den FC. Und am Ende sollte es beim FC eben um den Sport gehen. Das aber ist nicht immer der Fall und sollte den sportlich Verantwortlich eigentlich mal zu denken geben.
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