Der 1. FC Köln expandiert nach China, scheint die menschenrechtlichen Umstände dort aber nur hinzunehmen. Derweil baut sich der Deutsche Fußball-Bund eine Welt, die mit der Realität nicht mehr viel zu tun haben scheint. Und in Köln steht eine Entscheidung in der Stadionfrage bevor. Der GEISSBLOG.KOELN sprach mit FC-Präsident Werner Spinner über diese Themen.
Kitzbühel – Werner Spinner beendete den ersten Teil des Interviews (erschienen am Donnerstag) mit den Worten: “Die Verhandlungen mit Modeste und Tianjin waren sehr unruhig. Das war ein ständiges Hin und Her. Das gibt es in den Gesprächen mit REWE nicht. Da arbeiten verlässliche Leute, mit denen man hart, aber gut und vertrauensvoll verhandeln kann.” So ging das Interview weiter.
Warum war das mit den Chinesen nicht möglich?
Das Thema Modeste ist für mich durch. Aber ganz generell: Die Verhandlungstaktik der Chinesen ist schon ganz besonders und nicht mit unserer zu vergleichen.
In China leben 1,4 Milliarden Menschen – die können kaufen!
Warum?
Weil in China in den letzten 50 Jahren eine Industrialisierung stattgefunden hat, die als kommunistischer Kapitalismus beeindruckend ist. Als wir die Wiedervereinigung hatten, haben wir gesagt: Das System der DDR hat sich als Fehler erwiesen. Unser System hat gesiegt. Wenn Sie das heute am Erfolg der Länder in der Welt messen, kommen Sie aber gar nicht drum herum zu fragen, warum China heute an erster Stelle steht. Die halbe Welt rennt seit 30 Jahren nach China, um dort Geschäfte zu machen.
Aber die Gründe und den Weg an die Spitze muss man deutlich hinterfragen –auch als 1. FC Köln, der dort mitverdienen möchte.
In China leben 1,4 Milliarden Menschen. Die können kaufen. Das mal als Erstes. Deshalb dürfen wir vor diesem Markt nicht die Augen verschließen. Und dann wird China in den nächsten 20 bis 30 Jahren im Weltfußball eine immer größere Rolle spielen. Wenn die Chinesen so ein Ziel aufrufen, setzen sie das Programm dafür auch um. Sie haben zwar nicht sofort die beste Lösung. Aber das stört sie nicht. Dann kommt bald eine neue und bessere Lösung.
Trial and Error – aber oftmals ohne Rücksicht auf Verluste, oder nicht?
China, wie Asien insgesamt, hat eine andere Kultur. Das muss man erst einmal verstehen. Dann kann man Diskussionen zum politischen Umgang mit Menschenrechten usw. anfangen. Vorher sollte man nicht anderen nachplappern, die sich gegebenenfalls noch nie mit China, seiner Historie und seiner Kultur, 7000 Jahre alt ist, auseinandergesetzt haben.
Ich bin gerne bereit, den chinesischen Botschafter einzuladen
Es lässt sich aber nicht wegdiskutieren, dass China von einem harten Regime geführt wird und gewisse Freiheiten nicht existieren, die wir hier schätzen. Können Sie verstehen, dass einige Fans ein Problem damit haben, dass der 1. FC Köln diese Kooperation einschlägt?
Ich bin gerne bereit, den chinesischen Botschafter zu einer Podiumsdiskussion mit unseren Fans einzuladen. Aber das Problem ist, dass die meisten unserer Fans noch nie in China waren, geschweige denn sich intensiv mit der chinesischen Geschichte und Kultur auseinandergesetzt haben. Eine solche ideologische Diskussion ist schwer zu führen.
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