Die Verpflichtung von Dominick Drexler verändert die Kaderstruktur beim 1. FC Köln noch einmal. Der variable Offensivspieler dürfte bei Trainer Markus Anfang sofort zu den Kandidaten für die Startelf zählen. Das dürfte insbesondere drei Spieler ins Grübeln bringen. Was verändert sich durch den siebten Neuzugang?
Köln – Die Spieler des 1. FC Köln haben seit Samstagnachmittag wieder Kölner Boden unter den Füßen. Das Trainingslager in Kitzbühel ist beendet. Der Effzeh hat einen deutlichen Schritt nach vorne in der Entwicklung unter Markus Anfang gemacht. Die Testspiele, insbesondere das 1:0 gegen Bremen, haben den Geissböcken wichtiges Selbstvertrauen gegeben.
Jojic weg, Drexler da – und direkt Stammspieler?
Den Sonntag haben die Spieler vom Trainerteam frei bekommen. Am Montag steigen die FC-Profis erst nachmittags wieder ins Training ein. Das Team genauso wie die Trainer haben also anderthalb Tage Zeit, die letzten neun Tage in Kitzbühel sacken zu lassen und durchzuatmen. Die Arbeit in Österreich hat einige Erkenntnisse gebracht und dem Kader eine erste Struktur gegeben. Zudem gab es zwei Transferbewegungen: Milos Jojic hat den Klub verlassen, Dominick Drexler steigt am Montagnachmittag ins Training ein.
Der Spielertausch kann aus Kölner Sicht durchaus als Verbesserung gewertet werden. Der Serbe hatte unter Anfang keine Chance mehr nach drei enttäuschenden Jahren in Köln. Für zwei Millionen Euro wechselte er in die Türkei. Für das Doppelte holten die Kölner aus Dänemark den ehemaligen Kieler Drexler. Das soll sich auszahlen. Anfang und der 28-Jährige kennen sich bestens, der Rechtsfuß kann sofort und ohne taktische Einweisungen auf dem Platz funktionieren. Der Offensivspieler, der alle vier Positionen hinter dem Mittelstürmer in Anfangs System bekleiden kann, hat damit sogar einen Vorsprung gegenüber den Spielern, die in den letzten vier Wochen das neue Spielsystem intensiv trainierten. Sollte Drexler also fit sein und voll im Saft stehen, hat er nun zwei Wochen Zeit, diesen Wissensvorsprung in einen Stammplatz zu verwandeln.
Drexler über Außen oder in der Mitte?
Drexler spielte in Kiel vermehrt auf einer der beiden Halbpositionen im Zentrum. Anfang und Sportchef Armin Veh ließen in Kitzbühel noch offen, auf welcher Position der Neuzugang am ehesten eingeplant ist. Doch gerade im Zentrum ist der Konkurrenzkampf groß: Niklas Hauptmann, Louis Schaub, Vincent Koziello und Salih Özcan stritten sich bislang auf hohem Niveau um zwei Plätze, dazu kam Youngster Nikolas Nartey. Weil Özcan möglicherweise zunächst auf der Sechs gebraucht wird und Nartey noch nicht soweit ist, bleiben drei Spieler für zwei Positionen. Oder vier – sollte Drexler mit in die Verlosung kommen.
Doch eigentlich suchte der FC einen weiteren Außenbahnspieler. Auch diese Rolle kann Drexler ausfüllen – oder aber Louis Schaub für die Außenbahn frei machen. In Anfangs System spielen die äußersten Mittelfeldspieler keine klassische Flügelflitzer-Rolle. Immer wieder ziehen sie vielmehr von außen in die Mitte, um die Pässe in die Schnittstellen zu spielen. Das kann Drexler ebenso wie das Eins gegen Eins. Auch Christian Clemens agierte auffällig und überraschend häufig auf links, um mit seinem starken rechten Fuß ins Zentrum zu ziehen. Schaub könnte ihm dies auf rechts gleich tun, um mit links in die Mitte vorzudringen. Drexler wäre dann frei für eine der beiden Halbpositionen.
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Drei FC-Profis werden ganz genau hinschauen
Auf den Außenbahnen gibt es allerdings noch vier weitere Kandidaten: Chris Führich, Serhou Guirassy, Marcel Risse und Simon Zoller. Führich kam gegen Watford FC und Werder Bremen gar nicht zum Einsatz und dürfte damit einen klaren Hinweis bekommen haben, dass es für den Youngster aktuell nicht für den großen Sprung zu den Profis reicht. Guirassy durfte gegen Bremen beginnen, machte seine Sache bis auf eine allzu theatralische “Neymar”-Rolle ordentlich, scheint sich aber nur schwerlich mit der Rolle auf der Außenbahn arrangieren zu können, was ihm in Kitzbühel immer wieder verbale Rüffel des Trainerteams einbrachte. Risse bleibt für Anfang eine Option, scheint aktuell aber hinter Clemens zurückzustehen. Zoller spielte gegen Wattens stark, wurde gegen Watford und Bremen aber nur noch eingewechselt, gegen Werder sogar erst eine Viertelstunde vor Schluss.
Zumindest Führich, Guirassy und Zoller werden nach der Drexler-Verpflichtung also genau beobachten, wie sich ihre Rolle durch den weiteren Neuzugang verändert. Führich bekam bereits vom Effzeh das Signal, dass man mit ihm am liebsten dessen 2019 auslaufenden Vertrag verlängern würde, um ihn anschließend zu verleihen. Guirassy und Zoller können nicht zufrieden sein mit ihrer Rolle als Versuchsobjekte auf den Außenbahnen. Zoller nahm diese zwar engagiert an, auch Guirassy zeigte, dass er sie mit überraschenden Momenten füllen kann. Doch Anfang bieten sich nun durch Drexler neue Möglichkeiten.
Eine tragende Rolle – nicht als Nummer 16, 17 oder 18 im Team
Weder Guirassy noch Zoller ließen bislang durchblicken, dass für sie ein Wechsel in Frage kommen könnte. Zoller zeigte sich erst kürzlich im Bild-Interview kämpferisch. “Ich habe unfassbar Lust auf den Verein.” Er habe schon im Winter trotz Angeboten bleiben wollen und sehe sich in der Verantwortung, dem FC beim Aufstieg zu helfen. Dennoch sagte er auch, dass sein Anspruch sei, “zumindest eine tragende Rolle einzunehmen, nicht als Nummer 16, 17 oder 18 im Team. Ich bin 27 Jahre alt, will Leistung bringen. Ich will keine Saison auf der Tribüne verbringen.” Gleiches gilt wohl auch für Guirassy. Daher dürften schon die nächsten Tage mit Dominick Drexler im Team Aufschluss darüber bringen, ob sich im Kader beim FC noch etwas tun könnte.
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