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Henke: “Ein Vertrag in China ist komplizierter als hier”

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Michael Henke war unter Zvonimir Soldo Co-Trainer beim 1. FC Köln. (Foto: imago/Eibner)

[nextpage title=”Henke über Verträge in China und Modeste”]

Knapp anderthalb Jahre war Michael Henke zusammen mit Zvonimir Soldo verantwortlich für den 1. FC Köln. Zwischen 2009 und 2010 arbeitete der erfolgreiche Co-Trainer beim Effzeh. Inzwischen ist er in China tätig. Der GEISSBLOG.KOELN sprach am Rande von Loss mer schwade mit dem mittlerweile 61-Jährigen über China, Anthony Modeste und Simon Terodde, der einst unter Henke und Soldo zu den FC-Profis kam.

GEISSBLOG.KOELN: Herr Henke, Sie sind seit Anfang des Jahres 2018 in China bei Shanghai Shenhua als Co-Trainer angestellt. Wie fällt Ihr Fazit nach einem Jahr aus?

MICHAEL HENKE: „Meine Erfahrungen in China sind durchweg positiv. Ich habe keine Sekunde bereut, diesen Schritt gegangen zu sein. Das Leben und die Arbeit als Trainer sind natürlich anders als hier. Es war bislang sehr interessant, phasenweise natürlich schwierig, aber die Mentalität ist einfach eine andere. Darauf muss man sich einstellen.“

Sie haben den Abschied von Anthony Modeste bei Tianjin Quanjian aus der Ferne erlebt. Was dachten Sie, als Sie davon gehört haben?

Ich habe darauf getippt, dass es finanzielle Probleme gegeben haben muss, der Klub möglicherweise verzögert gezahlt hat, woraufhin Modeste gekündigt hat und nach der WM-Pause nicht mehr zurückgekommen ist. Auf der anderen Seite war für mich klar, dass ein chinesischer Verein das nicht akzeptieren würde.

Warum?

Einfach, weil der Klub viel Geld für den Spieler bezahlt hat. Der Verein war nach Modestes Fernbleiben und dem Wechsel von Axel Witsel nach Dortmund auf dem Weg in die zweite Liga. In China sind die Mannschaften in hohem Maße von ihren ausländischen Stars abhängig, und ein Abstieg ist in China genau wie hier in Deutschland oder Europa eine Katastrophe für einen Verein.

Wie handhaben Sie Ihre Vertragsangelegenheiten mit Ihrem Klub denn persönlich?

Einen Vertrag mit einem chinesischen Klub zu erstellen, ist natürlich komplizierter als hier. Der Vertrag wurde auf Chinesisch gemacht, dann musste er ins Englische übersetzt werden. Ich habe aber gehört und auch selbst erfahren, dass das, was am Ende im Vertrag steht, auch eingehalten wird. In dieser Hinsicht habe ich kaum andere Dinge gehört. Ich war auch mal im Iran tätig, und da hat ein Vertrag in der Tat keine so große Bedeutung. In China habe ich diese Erfahrung nicht gemacht.

Man hört, der Vertrag von Anthony Modeste sei nach Schweizer Recht geschlossen worden. Hat Sie das verwundert oder ist das üblich für Ausländer in China?

Das habe ich selbst erst im Zuge der Diskussionen um Modeste gehört und war verwundert. Ob das mit der FIFA zusammenhängt, die in der Schweiz sitzt? Ich selbst habe einen Vertrag, nach dem ich in Euro bezahlt werde. Ich habe den Vertrag in Deutschland mit den Chinesen nach deutschem und chinesischem Recht ausgehandelt und geschlossen. Da kam keiner auf die Idee, den Vertrag nach Schweizer Recht abzuschließen.

[nextpage title=”Terodde und Modeste – kann das gut gehen?”]

Gehen wir mal davon aus, der Transfer wird tatsächlich für gültig erklärt – dann wäre Anthony Modeste der Konkurrent von Simon Terodde. Und den kennen Sie selbst ja noch aus Ihrer Zeit beim FC.

Das stimmt. Simon kam damals zum FC, als ich mit Zvonimir Soldo in Köln angefangen habe. Ich war früh ein Fan von ihm. Simons Problem war aber, dass die Mannschaft nicht so stabil war und wir mehr Erfahrung auf dem Platz brauchten. Deswegen war es schwer und vielleicht noch etwas zu früh für ihn, obwohl er die Anlagen bereits hatte.

Inzwischen stellt er diese Anlagen eindrucksvoll unter Beweis.

Ich finde es klasse und freue mich sehr für ihn, weil er auch als Charakter ein feiner Typ ist. Ich halte sehr viel von ihn, aber dass er jetzt schon seit Jahren so trifft, ist sensationell und war in der Form nicht absehbar.

Was halten Sie von dem Vorwurf, er sei ein Top-Zweitliga-Stürmer, aber kein Erstliga-Stürmer?

Es gibt in der Tat Spieler, die in der Zweiten Liga top sind, in der Bundesliga aber mit der etwas anderen Spielart und dem höheren Tempo nicht zurechtkommen. Bei Simon muss man aber bedenken, dass er ja praktisch erst ein halbes Jahr in Stuttgart und ein halbes Jahr in Köln erste Liga gespielt hat. Der VfB war Aufsteiger, der FC steckte unten drin. Da spielt man einen ganz anderen Fußball als ein Team, das im oberen Drittel steht. Ich fände es sehr interessant zu sehen, wie Simon in einer Top-Mannschaft der Bundesliga spielen würde. Mit mehr Ballbesitz, mit mehr Bällen im Strafraum. Ich glaube, da würde er gut funktionieren.

Jetzt könnte es erst einmal sein, dass er sich dem Konkurrenzkampf mit Anthony Modeste stellen muss. Wie, schätzen Sie, wird Simon Terodde damit umgehen?

Er ist gefestigt, strahlt bei so vielen Toren ein enormes Selbstbewusstsein aus. Dazu habe ich ihn so kennengelernt, dass er nicht zu übergroßer Euphorie neigt. Er war immer bodenständig. Das sollte ihm helfen, einen solchen Konkurrenzkampf anzunehmen. Und für den FC wäre ein Sturm mit Terodde, Modeste und Cordoba das Beste, was dem Klub passieren könnte. Solche drei Jungs braucht der FC.

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