Der 1. FC Köln sucht ein neues Präsidium – und seit dieser Woche hat sich ein weiterer Name in der Gerüchteküche eingefunden: Andreas Rettig. Doch der ehemalige FC-Manager scheint andere Ambitionen zu haben. Was nicht unbedingt für ein Politiker-Duo gelten muss.
Köln – Stefan Müller-Römer hat sich aus der Suche nach einem neuen Vorstand verabschieden müssen. Durch seine Amtsübernahme im Vorstand ist der ehemalige Vorsitzende des Mitgliederrates offiziell aus dem Gremium ausgeschieden, bis er nach der Mitgliederversammlung im September wieder dahin zurückkehren wird. Das bedeutet: Zwar hat Müller-Römer die Suche nach einem neuen Präsidium in den letzten Wochen entscheidend mitgeprägt. Aktuell aber darf er laut Satzung keinen Einfluss mehr darauf nehmen.
Dass hinter den Kulissen längst die Ausrichtung jenes Präsidiums besprochen ist, das im Herbst vom Mitgliederrat zur Wahl gestellt werden soll, ist jedoch auch klar. Klar ist aber längst noch nicht, ob ein zweites Vorstandsteam zur Wahl antreten will. Die Vizepräsidenten Toni Schumacher und Markus Ritterbach haben hinter den Kulissen in den letzten Monaten keinen Hehl daraus gemacht, mit einem neuen dritten Mann erneut antreten zu wollen. Alleine öffentlich hatten sie sich bislang nicht dazu geäußert. Zunächst, weil Werner Spinner noch im Amt war. Danach, weil die Trennung von Spinner derart schmutzig verlief, dass sich das Vize-Duo zunächst erst einmal wieder neu ausrichten muss.
Sollte Schulz Spinners Kandidat werden?
Dennoch wabern bereits seit Wochen mehrere Namen durch Köln, die als potentielle Spinner-Nachfolger mit Ritterbach und Schumacher antreten könnten. Ob eine Kampfabstimmung im Herbst den FC befrieden würde, gilt zwar als unwahrscheinlich. Doch weil die Konflikte innerhalb des Klubs in den letzten Wochen offen zutage getreten waren, geht es auch um die Neuausrichtung des Vereins.
Ob, und wenn ja, mit wem Schumacher und Ritterbach antreten würden, ist noch gänzlich offen. Im November im Nachklang zur 70-Jahre-Feier wurde klar, dass Martin Schulz ein Kandidat hätte werden sollen. Der ehemalige SPD-Kanzlerkandidat war von Spinner im Rahmen der Feier für seinen Einsatz in der Causa Anthony Modeste gelobt worden. Doch erstens ging bekanntlich dieser Einsatz zunächst gewaltig nach hinten los. Zweitens gilt Schulz als einer der Kandidaten, die sich Spinner selbst als Nachfolger hätte vorstellen können. Dass sich Schumacher und Ritterbach nun aber öffentlich mit Spinner überwarfen, beendete jegliche Gedankenspiele um Schulz.
Der zweite Politiker kommt aus dem anderen Lager der Großen Koalition. Wolfgang Bosbach, Mitglied im FC-Beirat, gilt als glühender FC-Fan und ist bekanntlich politisch blendend vernetzt. Der CDU-Mann hatte nach GBK-Informationen tatsächlich kurzzeitig mit dem Amt des FC-Präsidenten geliebäugelt. Aktuell soll er aber Abstand von diesem Gedanken genommen haben. Er wäre ein öffentlichkeitswirksamer Kandidat für ein mögliches Gegenpräsidium. Angeblich soll Bosbach aber gerade deswegen abgewunken haben, weil er eine Kampfwahl im Herbst für nicht förderlich im Sinne des Klubs hält.
Rettig wartet auf ein Angebot von RWE
Und dann wäre da noch seit dieser Woche Andreas Rettig. Der gebürtige Leverkusener gab bekannt, seine Tätigkeit als Geschäftsführer beim FC St. Pauli zum 30. September 2019 beenden zu wollen. Darüber hinaus betonte er, er wolle aus persönlichen Gründen in seine Wahlheimat Köln zurückkehren. Der 55-Jährige, der zwischen 2002 und 2005 als Sportlicher Leiter die Geschicke beim FC geleitet hatte, arbeitet seit über zwei Jahrzehnten in der Bundesliga, hat sich in den letzten Jahren immer wieder für den Erhalt von 50+1 ausgesprochen und ist auch deswegen laut Kölnische Rundschau nun in die Gerüchteküche rund um die Liste möglicher Präsidenten mit aufgenommen worden.
Allerdings hatte Rettig erst im vergangenen Herbst der Bild erklärt: “Aktuell kann ich mir keinen anderen Verein als den FC St. Pauli vorstellen. Allerdings – ich warte noch immer auf ein Angebot meines Liebling-Vereins Rot-Weiss Essen. Da bin ich seit ewigen Zeiten schon zahlendes Mitglied.” Ein fliegender Wechsel im September vom Millerntor ans Geißbockheim wäre auch deswegen eine große Überraschung. Und so werden Rettig, Bosbach und Schulz wohl nicht die letzten Namen bleiben, die in den kommenden Wochen kursieren werden. Erst, wenn der Mitgliederrat die Karten auf den Tisch legt und das Präsidium vorstellt, das vom Gremium zur Wahl vorgeschlagen wird, dürfte diese Diskussion noch einmal neue Fahrt aufnehmen.
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