Der 1. FC Köln bereitet sich auf die dritte Bundesliga-Saison seiner Frauen-Mannschaft vor. Zweimal stiegen die Geissböcke nach dem Aufstieg aus Liga zwei sang- und klanglos wieder ab, weil der Klub keine konkurrenzfähigen Rahmenbedingungen geschaffen hatte. Das soll nun anders werden, heißt es. Meint es der Effzeh dieses Mal ernst?
Köln – “Wir werden dafür Sorge tragen, dass für die nächste Saison in der Bundesliga Voraussetzungen geschaffen werden, damit es eine vernünftige Chance gibt die Liga zu halten.” Diese Worte hatte Interimsvorstand Stefan Müller-Römer auf der offiziellen Abschlussfeier der Saison 2018/19 des 1. FC Köln gesprochen. Er hatte sie nicht auf die Profis, sondern auf die FC-Frauen bezogen – auch, wenn der Satz gleichermaßen Gültigkeit haben dürfte.
Über die Definition einer “vernünftigen Chance” dürfte es zwar unterschiedliche Meinungen geben. Doch einen Monat nach der Ansage Müller-Römers wird man den Eindruck nicht los, der Effzeh möchte mit allen – zumindest kommunikativen – Mitteln diesen Worten Taten folgen lassen. Fast täglich gibt der Klub in dieser Woche Meldungen über den Fortschritt der Kaderplanungen für das Frauen-Team heraus, produziert ein aufwendiges Video mit der Rückkehrerin Rachel Rinast, postet als Vorgeschmack auf die neueste Stürmerin Eunice Beckmann eines ihrer sehenswertesten Tore und gibt bekannt, welche Verträge mit den Aufsteigerinnen verlängert wurden.
Haben die Neuverpflichtungen das nötige Niveau?
Beckmann ist eine von fünf Verpflichtungen, die der FC bislang getätigt hat. Die 27-Jährige spielte zuletzt für Madrid CFF und wurde in ihrer Karriere bereits mit dem FC Bayern München zweimal Deutscher Meister sowie DFB-Pokal-Siegerin mit Duisburg. Zwischenzeitlich hatte sie sich mit 25 Toren in der Schweiz beim FC Basel zur Torschützenkönigin aufgeschwungen und bringt eine Erfahrung aus 97 Bundesliga-Spielen mit. Rachel Rinast war nur einen Tag zuvor präsentiert worden. Die 28-Jährige spielte bereits von 2010 bis 2012 und von 2013 bis 2016 für den FC und wechselt aus Tel Aviv zurück in ihre Wahlheimat.
Zuvor hatte Köln bereits Madeline Gier von Bayer 04 Leverkusen sowie Francesca Calò und Sabrina Horvat vom SV Werder Bremen verpflichtet. Drei ebenfalls Bundesliga-erfahrene Spielerinnen, Gier als einstige deutsche U20-Weltmeisterin, Calò als schweizerische Nationalspielerin und damit Teamkollegin Rinasts sowie Horvat als österreichische Nationalspielerin. Dass weder Österreich noch die Schweiz für die aktuell stattfindende Frauen-WM qualifiziert sind und die Länder nicht zu den Top-Nationen der Welt zählen, gehört jedoch ebenso zur Wahrheit wie die für Kölner Verhältnisse durchaus bemerkenswerten Verpflichtungen.
Trainer Breuer vor seiner letzten Saison
Am Tag ihrer Rückkehr nach Köln ließ sich Rinast vom FC mit den Worten zitieren: “Ich habe in meiner Karriere erlebt, dass in manchen Klubs der Frauenfußball an den Rand gestellt wurde. Das war beim FC nie der Fall und ich freue mich sehr wieder hier zu sein.” Zur Wahrheit, und das dürfte die 28-Jährige aus eigener Erfahrung noch in Erinnerung haben, gehört jedoch auch, dass sich der FC in der Vergangenheit bislang nicht zum Frauen-Fußball in der Bundesliga bekannt hatte. Zwar nutzte man die Aufstiege in den Jahren 2015 und 2017, um sich in der ersten Liga zu präsentieren. Einen konkurrenzfähigen Etat stellte man den Frauen jedoch nicht zur Verfügung.
Aktuell, so heißt es in der Liga, benötigt eine Frauen-Bundesliga-Mannschaft rund 1,5 bis zwei Millionen Euro als Jahresetat – und damit weniger, als einer der Topverdiener bei den FC-Profis im Jahr an Gehalt einstreicht. Ob die Geissböcke diese Summe nun im dritten Anlauf zur Verfügung stellen, ist bislang nicht bekannt. Und so werden erst die kommenden Wochen zeigen, ob den Versprechungen auch wirkliche Taten folgen und ob die Neuverpflichtungen den Anforderungen an die Bundesliga gerecht werden können. All dies geschieht vor der letzten Saison unter Trainer Willi Breuer. Nach GBK-Informationen will der 64-Jährige nach der kommenden Bundesliga-Saison als Chefcoach aufhören und bei den FC-Frauen eher helfende als tragende Kraft werden. Es wäre ihm – und den Spielerinnen – zu wünschen, dass der Klub diesmal mehr für den Klassenerhalt tut als nach den letzten zwei Aufstiegen.
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