Hertha BSC kann nun also groß einkaufen gehen. Der Hauptstadt-Klub hat sich mit frischem Geld versorgt und kann dank der Finanzspritze von Investor Lars Windhorst auf Gelder von 200 bis 250 Millionen Euro setzen. Beim 1. FC Köln schließt man dagegen Investorenbeteiligungen aus. Ein Fehler? Mitnichten. Die Geissböcke sollten sich stattdessen Eintracht Frankfurt zum Vorbild nehmen.
Ein Kommentar von Marc L. Merten
Die Diskussionen blühen beim FC seit Jahren. Brauchen die Geissböcke einen Investor, um sich dauerhaft in der Bundesliga zu etablieren und womöglich irgendwann einmal wieder oben angreifen zu können? Wenn man die Gelder sieht, die Hertha BSC nun zur Verfügung haben wird, kann man für einen kurzen Moment neidisch werden. Doch der Effzeh ist selbst das beste Beispiel, warum Geld alleine nicht erfolgreich macht.
Zu frisch sind die Erinnerungen an den Sommer 2017. Der FC befand sich in der besten Ausgangslage seit Jahrzehnten. Der Modeste-Verkauf, die Europa-League-Qualifikation, der neue TV-Vertrag: Die Geschäftsführer Alexander Wehrle und Jörg Schmadtke fanden kaum die richtigen Attribute für den wirtschaftlichen Erfolg, die Rekordzahlen, den neuen Reichtum des FC. Und dann machten die FC-Bosse bekanntlich alles falsch.
Mehr Geld heißt zunächst nur: höhere Ausgaben
Der Sommer 2017 sollte beim FC als Warnung und Symbol ins Vereinsbuch geschrieben werden, dass mehr Geld zunächst einmal nur bedeutet: höhere Ablösesummen, höhere Gehälter, vermeintlich mehr Spielraum für Fehler und vor allem der Hang, auch mal nachlässig zu werden, weil es plötzlich nicht mehr auf die eine oder andere Million ankommt. Der FC machte im größten Erfolg die größten Fehler und findet sich nur zwei Jahre später in dem Dilemma wieder, auf dem Transfermarkt nur knappe Ressource zur Verfügung zu haben.
Ein Investor würde dies nicht verändern. Das Geld würde einmalig in den Klub gepumpt, wie nun in Berlin. Das Geld wäre aber, wenn nicht mit Sinn und Verstand investiert, sofort wieder weg. In Steine statt in Beine müsste freilich das Motto lauten. Doch selbst dann wären die Anteile am Klub verloren, ein Rückkauf nur durch großen Aufwand möglich.
Eintracht macht Leihgeschäfte zur Goldgrube
Besser als die Hertha hat es in den letzten Jahren Eintracht Frankfurt gemacht. Die Hessen haben in der Vergangenheit zwar auch schon Anteile an ihrem Klub abgegeben. Inzwischen hat die SGE aber eine bessere und lukrativere Einnahmequelle entdeckt: Frankfurt verpflichtete in den letzten drei Jahren regelmäßig junge Spieler, häufig aus der zweiten oder dritten Reihe größerer Klubs, auf Leihbasis und versuchten sich dabei eine Kaufoption zu sichern: Kostic, Rode, Wolf, Vallejo, Trapp, Hinteregger – und natürlich Luka Jovic und Ante Rebic. Die Adler wurden zur Spielwiese für Talente anderer Klubs und hofften auf die eine Leistungsexplosion, die den Klub auf Jahre sanieren würde.
Sie kam bekanntlich in Person von Jovic und seinem Wechsel zu Real Madrid. Sollte nun auch noch Rebic zu Atletico gehen, hätte die Eintracht mit zwei einstigen Leihspielern, die sie nach erfolgreicher Integration für zusammen sieben Millionen Euro fest verpflichteten, am Ende über 100 Millionen Euro eingenommen.
Solche Transfererfolge sind besser als jeder Investor. Und genau das muss der Weg des 1. FC Köln werden. Dafür braucht es ein gutes Scouting, den Mut zu jungen Spielern (auch den Eigengewächsen), den Willen zu Leihgeschäften mit Kaufoptionen für Neuzugänge (wie sie bereits auf Seiten der Abgänge praktiziert werden) und eine Vision, über Jahre hinweg eine personelle Entwicklung voranzutreiben, die dem Klub eine neue Perspektive aufzeigt. Zuletzt ging es nur um den kurzfristigen Erfolg. Dieser muss auch weiter an erster Stelle stehen. Wenn der FC es aber schafft, ihn mit der Phantasie für diese zweite Ebene der Kaderplanung zu paaren, könnte die Hertha womöglich in einigen Jahren so neidisch auf den FC schauen wie die Geissböcke aktuell auf Eintracht Frankfurt.
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