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FC-Vorstand im Interview: Verträge müssen geprüft werden

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Der Vorstand des 1. FC Köln im Interview mit dem GEISSBLOG.KOELN. (Foto: Bucco)

“Akut” muss niemand um den 1. FC Köln fürchten. Das sagt der Vorstand der Geissböcke im Interview mit dem GEISSBLOG.KOELN. Doch wie steht es wirklich um den Effzeh? Sollte der Klub nicht eher seine Spieler weiter zum Verzicht bitten als seine Fans? Und hat Köln womöglich in den letzten Jahren auf zu großem Fuß gelebt? Das FC-Präsidium im GBK-Gespräch.

Das Interview führte Marc L. Merten

GBK: „Herr Sauren, beginnen wir bei Ihnen: Eine Aussage von Ihnen am Donnerstag hat für Unklarheit gesorgt. Sie sagten, der FC hätte keine Liquiditätsprobleme, bräuchte aber Cash. Was meinten Sie damit?”

ECKHARD SAUREN: „Dass der FC aktuell nicht in seiner Existenz bedroht ist, trotzdem aber jeden Euro brauchen kann, um zukunftssicher weiterarbeiten zu können. Es muss also niemand akut um den FC fürchten, wir möchten aber jedem danken, der uns unterstützt, um gemeinsam da rauszukommen.“

Genau darum ist ja eine Diskussion entbrannt. Inwiefern ist es legitim, den einfachen Fan darum zu bitten auf Geld zu verzichten, während die Spieler weiterhin – trotz Gehaltsverzicht – monatlich sechsstellige Summen kassieren?

CARSTEN WETTICH: „Ganz klar ist: Jedem Ticketinhaber, gleich ob Dauerkarteninhaber oder Tagesticketkäufer, ermöglichen wir, sich sein Geld erstatten zu lassen. Wir haben Verständnis dafür, wenn das gemacht wird. Uns haben aber auch viele Fans angesprochen und gefragt, ob und wie sie dem FC helfen können. Wir wollten jedoch zunächst unsere eigenen Hausaufgaben erledigen. Das heißt: Spieler, Vorstand, Geschäftsführung und Abteilungsleiter verzichten auf Teile ihrer Gehälter. Erst nachdem wir das abgeschlossen haben, möchten wir uns an die Fans wenden. Für diejenigen Fans, die auf eine Erstattung verzichten, haben wir uns Alternativen überlegt, damit sie etwas Besonderes als Gegenwert erhalten. Das werden wir in der kommenden Woche kommunizieren. “

Untergangs-Szenarien an die Wand zu malen, wären Eigentore

Wäre es denn möglich, mit den Spielern über einen weiteren Verzicht zu sprechen?

WERNER WOLF: „Wir haben Verträge mit den Spielern, an die wir uns halten. Das aktuelle Szenario mit den Vereinbarungen, auf Geld zu verzichten, gilt für die laufende Saison. Was mit der kommenden Saison ist, werden wir ja sehen. Ich finde aber, dass in den Debatten um die Spielergehälter viel zu wenig beachtet wird, wie solidarisch sich sehr viele Fußballprofis in der Krise verhalten. Da werden zum Beispiel die Gehälter der Jugendclubs übernommen, und zwar freiwillig und längst nicht nur bei uns.“

In Ihrem Gespräch mit den Fans am vergangenen Donnerstag klang durch, dass der FC aktuell keine existenzbedrohende Situation erlebt, durchaus aber 2021 in arge Probleme geraten könnte. Was darf denn aus FC-Sicht nicht passieren?

SAUREN: „Wir gehen davon aus, dass diese Saison mit Spielen ohne Zuschauer zu Ende gespielt wird. Alles andere hat in der öffentlichen Diskussion nichts zu suchen. Irgendwelche Untergangs-Szenarien an die Wand zu malen, wären Eigentore. Natürlich machen wir intern unsere Hausaufgaben.“

WOLF: „Erst, wenn wir konkret wissen, wie es weitergeht, werden wir mit weiteren Schritten an die Öffentlichkeit gehen. Nicht umgekehrt.“

WETTICH: „Jeder Bundesligist hätte irgendwann ein Insolvenz-Szenario. Wenn über einen längeren Zeitraum keine Spiele stattfänden, bekäme selbst Bayern München Probleme. Das wird Stand heute aber nicht passieren. Wichtig ist daher abzuwägen, was uns wirklich betreffen könnte und davon ausgehend realistische Szenarien zu planen. Und diese den Entwicklungen anzupassen.“

…dann ist es noch mal gut gegangen

Was ist aus Ihrer Sicht das wahrscheinlichste Szenario für diese Saison?

SAUREN: „Geisterspiele…“

WOLF: „…ab dem 9. oder 16. Mai…“

WETTICH: „…und damit so, dass die Liga geordnet beendet werden kann.“

Der FC ist im vergangenen Sommer in ein planbares Risiko gegangen. Nun droht dem Klub ein Rekordminus am Ende der Saison. Wie gehen Sie als neuer Vorstand damit um?

SAUREN: „Die Vorgabe vor der Saison war, die Klasse zu halten. Die Strategie wurde vor unserer Amtszeit festgelegt, das fanden wir aber schon damals richtig. Und mal ehrlich: Wo stünden wir heute ohne die Investitionen in Spieler wie Bornauw, Skhiri oder Ehizibue? Dass darüber hinaus noch eine Pandemie kommen würde, das konnte keiner ahnen.“

WOLF: „Daraus müssen wir jetzt das Beste machen. Wenn wir den Verein ohne echte Existenzsorgen durch diese Krise führen, die Klasse halten und Werte in der Mannschaft geschaffen haben, dann ist es noch mal gut gegangen.“

Musste in dieser Krise beim FC alles auf den Prüfstand gestellt werden?

WETTICH: „Natürlich müssen wir in einer solchen Situation jeden Euro zweimal umdrehen, Prüfstand fände ich aber das falsche Wort.“

WOLF: „Die Einnahmeseite ist keine Raketenwissenschaft. TV-Gelder, Tickets, Sponsoren, Merchandising.“

Bestehende Verträge lassen sich kurzfristig nicht ändern

Die Ausgabeseite war aber durchaus volatil. Stichwort: Abfindungen.

WOLF: „Das würde ich so nicht sagen. Man hat Fixkosten, an denen kann man nichts machen. Bei den variablen Kosten muss man entscheiden, was man macht und was nicht.“

WETTICH: „Bestehende Verträge lassen sich kurzfristig nicht ändern. Das ist ein mittelfristiger Prozess und daran arbeiten wir.“

Welche Lehren zieht der FC denn in Bezug auf die Gestaltung von Verträgen?

SAUREN: „Verträge sollten auch unter der Maßgabe geschlossen werden, was passiert, wenn nicht alles perfekt läuft – das ist doch logisch.“

WOLF: „Die Faktoren, die am meisten Geld kosten, sind Misserfolg und fehlende Kontinuität. Es geht immer darum abzuwägen, welche Risiken man eingehen kann. Das ist eine Aufgabe des Vorstands.“

SAUREN: „Dazu muss man aber sagen, dass die Vertragsaufhebungen mit Armin Veh und Achim Beierlorzer sehr fair abgelaufen sind und man für alle Seiten gute Lösungen gefunden hat. Der Verein hat da einiges einsparen können. Das ist für uns gut gelaufen.“

Hat der FC denn in den letzten Jahren auf zu großem Fuß gelebt?

SAUREN: „Nein. Wir haben nicht umsonst Eigenkapital aufgebaut. Jeder weiß, was ein Abstieg kostet. Und dass wir jetzt in der Coronakrise nicht in der Existenz bedroht sind, spricht für sich.“

Den zweiten Teil des großen Vorstands-Interviews lesen Sie am Mittwoch beim GEISSBLOG.KOELN!

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