Der 1. FC Köln steckt zwischen Zuversicht und Angespanntheit. Zum einen hat Horst Heldt einen Großteil der Mammutaufgabe, den Kader auf eine trainierbare Größe zu verkleinern, bereits bewältigt. Zum anderen fehlen Trainer Markus Gisdol auf einigen Positionen noch Schlüsselspieler, die der Mannschaft in der Spitze neue Qualität verleihen und somit zum Klassenerhalt führen sollen. Das hat der FC-Trainer nun im Trainingslager betont.
Aus Donaueschingen berichten Sonja Eich und Marc L. Merten
Die Abgänge
Elf Spieler hat der 1. FC Köln in diesem Sommer bereits abgegeben oder die Verträge auslaufen lassen. Wenn man die beiden Leihspieler Uth und Leistner hinzu nimmt, sogar 13. Und wenn man die aussortierten, aber vertraglich noch gebundenen Sobiech, Schaub, Sörensen und Queiros oben drauf packt, sind es gar 17 Spieler, die nicht mehr beim FC sind. Doch was quantitativ nach viel aussieht, hat qualitativ kaum mehr eine Rolle gespielt: Einzig Mark Uth fehlt Gisdol von jenen Spielern, die unter ihm auch nur in der Nähe der Startelf waren. Kurzum: Der FC hat bislang praktisch keinen Substanzverlust erlitten. Die Frage lautet nun: Wie hoch ist die Substanz des Kaders wirklich?
Die Forderung
“Es ist ein großes Lob wert, was Horst Heldt, Alexander Wehrle und Frank Aehlig zusammen geschafft haben und wir den Kader so gut reduzieren konnten”, sagte Markus Gisdol am Freitag in Donaueschingen. “Uns ist ein großer Schritt gelungen.” Bei allem Lob für die Verantwortlichen fordert der FC-Coach jetzt aber die “Umsetzung der besprochenen und notwendigen Transfers”. Denn Gisdol macht klar: “Wir haben effektiv momentan zu wenige Spieler. Wir brauchen noch Verstärkung auf der einen oder anderen Position. Das ist klar besprochen.” Gisdol würde sich öffentlich nie über seinen Klub beschweren und weiß um die haarige Situation, in der sich der Klub befindet. Doch Gisdol weiß auch: Am Ende wird der 51-jährige für die Leistungen seiner Mannschaft verantwortlich sein, egal wie die Transfers in diesem Sommer ausfallen. Deshalb erwartet Gisdol keine Verstärkungen in der Breite des Kaders, sondern in der Spitze. Die Spieler, die kommen, müssen sofort das Potential zu Leistungsträgern haben.
Die Profile
Über allem steht bei allen Neuzugängen eine Qualität: Schnelligkeit. “Grundsätzlich legen wir sehr viel Wert auf Tempo”, sagte Gisdol. “Das ist heutzutage eine unabdingbare Eigenschaft.” Streli Mamba und Robin Hack hätten diese in der Offensive. Sie hätten aber auch eine Qualität, die sich außer bei den Mittelstürmern kaum im FC-Kader findet: Torgefährlichkeit. Das braucht der Kader, weshalb mindestens zwei Stürmer kommen sollen, die auf allen Positionen in der Offensive spielen können. Darüber hinaus will der FC Spieler verpflichten, die im Rückwärtsgang hart und giftig agieren. Salih Özcan sagte im GBK-Interview: “Markus Gisdol hat für seine Art Fußball spielen zu lassen solche Box-to-Box-Spieler wie mich gerne. Das Jagen und das starke Gegenpressing kommen mir sehr entgegen.” Das soll für praktisch alle Positionen gelten. Wer beim FC auf dem Rasen steht, soll in der Lage sein zu jagen. Auf welchen Positionen über die Offensive hinaus noch nachgebessert werden soll, darüber schweigen sich die Verantwortlichen aus. Auch, weil sie aktuell noch beobachten, wie sich die vorhandenen Kandidaten schlagen. Rechts hinten macht Benno Schmitz bislang den deutlich besseren Eindruck als Kingsley Ehizibue. In der Innenverteidigung tut sich Sava Cestic hervor, es bleibt aber abzuwarten, ob er in seinen jungen Jahren schon in der Lage wäre in der Bundesliga eine stützende Rolle zu übernehmen. Links hinten setzt ein starker Jannes Horn einen bislang eher wackeligen Noah Katterbach unter Druck. Im Zentrum vor der Abwehr dagegen hat insbesondere Özcan den Konkurrenzkampf noch einmal vergrößert. Es bleibt also abzuwarten, wo der FC tatsächlich noch nachlegen wird.
Die Aufgabe
Unabhängig der Neuzugänge muss Gisdol seine Spieler nun leiden lassen. Über allem steht die körperliche Arbeit. Der FC-Coach lässt keinen Zweifel daran, dass die Spieler fit zu sein haben. Wer jagen will, muss fitter und schneller sein als die Gegner. Gisdol weiß überdies aufgrund der letzten Saison, dass dieser Faktor unter besonderer Beobachtung stehen und ein Schlüssel für den Klassenerhalt sein wird. Entsprechend lässt der 51-jährige bislang vor allem defensive Abläufe trainieren und das sofortige Reagieren auf Ballgewinne im Defensivverbund. “Wir wollen unser Abwehrverhalten trainieren – und damit verbunden Ballgewinne, um dann gegen unsortierte Gegner schnell vor das Tor zu kommen. Für diese Umschaltbewegungen wollen wir Mechanismen entwickeln, dazu den Spielaufbau und die Spielfortsetzung über die Mittellinie hinaus.” Auffällig in den bisherigen Testspielen war neben dem konsequenten Angreifen über die schnellen Außenbahnspieler, dass mindestens einer der defensiveren Mittelfeldspieler, vor allem Jonas Hector, bei den Angriffen immer wieder für Kopfbälle in den Strafraum vorrücken sollte und so zu Chancen kam. Eine stabile Defensive, schnelle Angriffe nach Ballgewinnen über Außen, mehr Spieler im Strafraum – so soll der Kölner Grundgedanke für die neue Saison aussehen.
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