Die Lehrstunde gegen Bayer 04 Leverkusen hat für den 1. FC Köln viele Facetten. Rein sportlich muss der FC anerkennen, dass er in der gleichen Liga, aber nicht in der gleichen Welt unterwegs ist wie die Werkself. Doch dass Florian Wirtz nun im Bayer-Trikot brilliert und selbst Mitchell Weiser am Mittwoch zu einem entscheidenden Spieler avancierte, ist genauso schmerzhaft wie das Gefühl für die FC-Fans die nächste Derby-Niederlage der Saison ertragen zu müssen.
Ein Kommentar von Marc L. Merten
Zum zweiten Mal in dieser Saison hat ein Rheinischer Rivale in Müngersdorf triumphiert. Zum zweiten Mal feierten die Spieler des Gegners vor der leeren Gästekurve und machten sich so auch über den FC lustig. Derbysieger nennen sich in dieser Saison nur die anderen. Erst Gladbach, jetzt Leverkusen. Beide Spiele waren Machtdemonstrationen des Gegners. Beide Spiele zeigten, dass der 1. FC Köln alles ist, nur keine Macht am Rhein. Derbysiege sind längst die Ausnahme geworden in einer Zeit, in der der FC fast ausschließlich als krasser Außenseiter in diese Spiele geht.
Das trifft die Fans. Am Mittwochabend allerdings wohl noch mehr als gegen Gladbach. Denn mit Mitchell Weiser und Florian Wirtz trafen gleich zwei Ex-FC-Talente. Der U17-Meister von 2011 und der U17-Meister von 2019 – beide konnte der FC nicht halten. Beide brillierten am Mittwoch nicht beim FC, sondern beim Gegner. Besonders Wirtz zuzusehen, tut als FC-Fan in der Seele weh. Die Bayer-Verantwortlichen können sich seit Monaten das Feixen kaum verkneifen, nicht nur eines der größten Fußballtalente der Welt für einen Apfel und ein Ei verpflichtet zu haben, sondern diesen Spieler auch noch dem großen Erzrivalen aus Köln abgejagt zu haben. Als FC-Fan ist es kaum zu ertragen, diesen Jungen im Bayer-Dress spielen zu sehen, der doch eigentlich hätte in Köln groß rauskommen sollen. Dieses eine Talent, auf das jeder Klub alle Jubeljahre hofft, das entweder eine riesige Ablöse oder riesige Erfolge verspricht.
Derbys als Fan-Frust: Wann ändert sich der FC?
Beim FC bekam man weder bei Wirtz noch bei Weiser irgendetwas davon. Noch auf Jahre hin wird man in Leverkusen über diesen Kölner Wirtz-Fehler lachen, den wohl teuersten in der FC-Geschichte. Und zweimal im Jahr, wenn der Spieler für Bayer gegen die Geißböcke aufläuft, trifft, jubelt und vor der Bayer-Fankurve die Laola mitmacht wie am Mittwoch, wird man beim FC daran erinnert werden. Da hilft es nur die Faust in der Tasche zu ballen und sich auf die kleineren Brötchen zu konzentrieren, die der FC backen muss. Den Klassenerhalt schaffen, Jahr um Jahr. Um irgendwann vielleicht wieder in die Nähe zu kommen der Rheinischen Rivalen. Gladbach hat gezeigt, dass es möglich ist. Doch beim FC stehen sie sich – im Klub wie in der Stadt – seit Jahren selbst im Weg. So sind die Derbys in den letzten Jahren allzu häufig zu Frust-Veranstaltungen mutiert. Das müsste eigentlich Ansporn sein es zu korrigieren. Man darf gespannt sein, wann die Verantwortlichen das endlich auch so sehen.
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