Der 1. FC Köln muss seine Mitgliederversammlung 2020/21 virtuell und ohne anwesendes Publikum abhalten. Die Geißböcke hatten lange gehofft, dass zumindest eine hybride Veranstaltung möglich sein würde. Doch die Corona-Pandemie lässt dies nicht zu. Nun fiel die Entscheidung, sich am 17. Juni ausschließlich virtuell zu treffen. Welche Hintergründe und Folgen dies hat, erklärt der GEISSBLOG.KOELN.
Köln – Seit 14 Monaten tobt die Corona-Pandemie in Deutschland und legt große Teile des zuvor gewohnten Lebens lahm. Größere Zuschauermengen bei Veranstaltungen sind schon lange nicht mehr gestattet. Das kennt auch der 1. FC Köln zur Genüge. Nun ist klar: Nicht nur im Stadion sind weiterhin auf absehbare Zeit keine Fans gestattet, auch die Mitgliederversammlung im Juni bietet da keine Ausnahme. Was bedeutet die rein virtuelle Veranstaltung für Klub und Mitglieder?
1. Ablauf und Technik
Die MV 2020/21 beginnt am 17. Juni um 18 Uhr und wird von der Voting Partner GmbH technisch betreut. Das Unternehmen hat bereits mehrere Mitgliederversammlungen von Erst- und Zweitligisten betreut, allerdings noch keine für einen derart mitgliederstarken Klub wie den FC. Die Mitglieder können sich über persönliche Zugangsdaten in die Veranstaltung einwählen. Ein Identitätscheck ist vorgesehen, um Nicht-Mitglieder von der Veranstaltung ausschließen zu können.
2. Diskussionen und Stimmabgabe
Der FC rechnet mit der virtuellen Teilnahme von über 10.000 Mitgliedern am 17. Juni. Diese Mitglieder werden sich jedoch nicht, wie vor Ort gewohnt, sprachlich oder gar per Video zu Wort melden können. Das technische System der Voting Partner GmbH sieht keine Audio- und Video-Äußerungen von anwesenden Mitgliedern vor. Lediglich eine moderierte Chat-Funktion kann genutzt werden, um sich an potentiellen Diskussionen zu beteiligen. Das Stimmrecht kann jedoch einfach ausgeübt werden: Die jeweiligen Abstimmungen werden eingeblendet. Jedes Mitglied kann am Bildschirm einfach seine Stimme abgeben und auch bis zur Schließung der Wahl noch ändern.
3. Was steht auf der Tagesordnung?
Formal stehen auf der Tagesordnung unter anderem die Berichte der beiden gewählten Vorstände Werner Wolf und Eckhard Sauren sowie der Bericht des kommissarischen Vorstands Carsten Wettich. Darüber hinaus werden Finanz-Geschäftsführer Alexander Wehrle (Vorlage der wirtschaftlichen Situation) sowie Sport-Geschäftsführer Horst Heldt ihre Berichte ablegen. Auch der Mitgliederrats-Vorsitzende Ho-Yeon Kim wird einen Bericht über die Arbeit des Gremiums ablegen. Darüber hinaus will der Vorstand sein lange angekündigtes Strategiepapier präsentieren, wie der FC sich zukunftsfähig aufstellen und mittelfristig unter den Top Ten der Bundesliga etablieren will. Die zentrale Wahl des Abends wird die Bestätigung von Carsten Wettich als Vizepräsident sein.
4. Was steht nicht auf der Tagesordnung?
Überraschenderweise wird ein Punkt nicht auf der Tagesordnung stehen, den der Vorstand eigentlich schon angekündigt, beworben und zum zentralen Teil für seine Strategie erklärt hatte: Am 17. Juni wird es doch keine Abstimmung über eine Satzungsänderung geben, wonach die Mitgliederversammlung über jedwede Anteilsverkäufe ab dem ersten Prozent entscheiden sollen. In einer Mitteilung des Klubs ließ Präsident Werner Wolf verlauten: “Unsere Position hierzu ist unverändert: Wir sind nach wie vor der Überzeugung, dass die Mitglieder das Recht erhalten sollten, bereits ab dem ersten Anteil über einen möglichen Anteilsverkauf zu entscheiden. Wir halten die Satzungsänderung daher weiterhin für wichtig, wollen sie jedoch zunächst ausführlich mit unseren Mitgliedern diskutieren – aber nicht virtuell, sondern persönlich. Wir holen das nach, sobald es die pandemische Lage zulässt.” Was hinter diesem Rückzieher des eigentlich so wichtigen Strategieelements des Vorstands steckt, ist unklar. Denkbar ist als Grund, dass der Vorstand weder einschätzen kann, wie viele Mitglieder virtuell teilnehmen werden, noch ob sie überhaupt für einen solchen Vorschlag stimmen würden. Bei den vergangenen reinen Präsenzveranstaltungen konnten die erfahrenen Vereinspolitiker in der Regel die Mehrheiten vorhersagen. Die virtuelle Versammlung macht dies unmöglich.
5. Statistiken zu den letzten MVs
In den letzten zehn MV-Jahren zwischen 2010 und 2019 kamen zwischen 1000 (2015) und 6400 (2017) Mitglieder zur Versammlung. Sieben der zehn Veranstaltungen fanden, wie auch die nächste, an einem Wochentag statt. Nur drei, darunter die letzte im Jahr 2019, wurden auf ein Wochenende gelegt. In den Jahren 2017 und 2018 waren die Besucherzahlen außergewöhnlich hoch (6400 und 6300), weil der alte Vorstand die Fans mit Hoodies als Belohnung für ihre Anwesenheit in die Lanxess Arena gelockt hatte. Ohne Geschenke war die sonntägliche Versammlung 2019 mit 3456 Stimmberechtigten die größte Versammlung der letzten zehn Jahre.
6. Spezielle MV-Hotline für Mitglieder
Der 1. FC Köln hat für Fragen rund um die virtuelle Mitgliederversammlung eine spezielle Service-Hotline eingerichtet, die unter +49 221 99 1948 123 erreichbar ist.
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