Der 1. FC Köln kann nach der sportlichen Rettung aufatmen. Trotzdem erhoffen sich die Geißböcke eine sportliche Neuausrichtung. Dieser Umbruch kann durch den Klassenerhalt jetzt auf höherem Niveau gelingen als in der Not in der Zweiten Liga. Das betrifft viele Ebenen: Der FC bleibt für Spieler attraktiver und der Vorsprung gegenüber anderen angeschlagenen Klubs wie dem Hamburger SV, Schalke 04 oder Werder Bremen kann ausgebaut werden. Der GEISSBLOG.KOELN zeigt die Gründe, warum die Rettung Hoffnung macht.
1. Sportliche Rettung: Jetzt kann Baumgart loslegen
Steffen Baumgart wird mit dem 1. FC Köln in der Bundesliga an den Start gehen. Aufgrund der diesjährigen Auf- und Absteiger dürfte diese Aufgabe dabei sogar leichter werden. Denn: Wer in dieser Bundesliga nicht den Klassenerhalt schafft, würde wohl kaum in der Zweiten Liga um den Aufstieg mitspielen können. Mit Greuther Fürth, dem VfL Bochum und Arminia Bielefeld haben die Geißböcke drei Konkurrenten in der Liga, die rein von den Voraussetzungen her hinter dem FC landen müssten. Auch der FC Augsburg oder der 1. FSV Mainz 05 sind bekanntermaßen jährlich Kandidaten für den Abstiegskampf. Doch dass vermeintlich bessere Voraussetzungen längst nichts zu bedeuten haben, hat schon die vergangene Saison gezeigt. Trotzdem dürfte es in der kommenden Spielzeit leichter sein, drei Mannschaften in der Bundesliga hinter sich zu lassen, als in einer Zweiten Liga mit Schalke, Bremen, dem HSV oder anderen langjährigen Erstligisten unter den Top 3 zu landen.
2. Rückkehr der Fans
Der Baumgart-Faktor soll ich in der nächsten Saison nicht nur auf dem Rasen, sondern auch auf den Rängen niederschlagen. Der neue FC-Trainer steht für Offensivspektakel und Emotionen. Genau das Richtige für die Zeit nach leeren Stadien wegen der Corona-Pandemie: Nach GBK-Informationen plant der FC für die Hinrunde mit einer ansteigenden Stadion-Auslastung von 10.000 bis 23.000 Zuschauern, in der Rückrunde mit einer Vollauslastung. Baumgart und die Mannschaft sollen diese Energie mit dem eigenen Auftritt befeuern, sodass das RheinEnergieStadion nach gerade einmal drei Heimsiegen in den letzten 15 Monaten wieder zu einer Festung wird.
3. FC-Stars: Transferwerte bleiben erhalten
Klar ist: Trotz des Klassenerhaltes wird der 1. FC Köln einen Transferüberschuss in zweistelliger Millionenhöhe generieren müssen. Das funktioniert nur, wenn die Geißböcke ihre Leistungsträger verkaufen. Der Vorteil am Ligaverbleib ist: Der FC kann die Ablösesummen für seine Spieler in den meisten Fällen frei verhandeln. Im Falle des Abstiegs hätten die Kölner Spieler wie Sebastiaan Bornauw oder Ellyes Skhiri für deutlich niedrigere, festgeschriebene Summen verkaufen müssen. Möglich, dass selbst bei Klassenerhalt Ausstiegsklauseln in den Verträgen mancher Spieler verankert sind. Diese werden aber deutlich höher angesiedelt sein als im Falle des Abstiegs. So bleiben die tatsächlichen Marktwerte erhalten und es müssen keine Spieler weit unter Wert verscherbelt werden. Auf der anderen Seite bleibt der FC auch attraktiv für potentielle Neuzugänge. Dabei dürften die Kölner aufgrund ihrer Größe die interessantere Adresse sein als mancher Aufsteiger und aufgrund ihrer Ligazugehörigkeit möglicherweise den Zuschlag vor anderen Traditionsklubs wie Schalke oder Bremen bekommen.
4. TV-Gelder nicht nur kurzfristig gerettet
Durch die Abstiege von Schalke 04 und Werder Bremen und den Aufstiegen von Bochum und Fürth klettert der 1. FC Köln in der TV-Tabelle zwei Plätze nach oben. Damit müsste der FC eigentlich auf Rang 13 springen, doch aufgrund des neuen TV-Vertrags und des neuen Verteilerschlüssels ist noch nicht bekannt, wie viel Geld die Geißböcke tatsächlich kassieren werden. Sicher ist aber: Die Abstiege der Konkurrenz haben dem FC ebenso geholfen wie der eigene Klassenerhalt – auch perspektivisch, weil eine Zweitliga-Saison die Kölner in der Tabelle wieder weit zurückgeworfen hätte. Nun kann der FC zumindest hoffen, im Verhältnis mehr vom insgesamt allerdings kleiner gewordenen TV-Kuchen abzubekommen. Während zahlreiche Klubs aufgrund des schlechteren TV-Vertrags mit Einbußen rechnen, wird der wohl erneut rund 40 Mio. Euro kassieren.
5. Längere Pause hilft Sorgen-Profis
Durch den Klassenerhalt hat der 1. FC Köln gut und gerne drei Wochen gewonnen. Da die Zweite Liga bereits am 23. Juli wieder mit dem ersten Spieltag startet, hätten die Geißböcke im Falle des Abstieg schon in knapp zwei Wochen wieder mit dem Training beginnen müssen. Zum Vergleich: Der abgestiegene FC Schalke 04 nimmt am 17. Juni wieder die Vorbereitung auf. Hätte der FC also die Relegation verloren, wären keine drei Wochen bis zum Trainingsauftakt vergangen. Nun jedoch können sich die Profis von einer langen und kräftezehrenden Saison erholen. Erst am 2. Juli bittet Steffen Baumgart zum Corona-Test, damit am 5. Juli mit dem Training begonnen werden kann. Gerade jenen Spielern, die zum Saisonende hin auf der letzten Rille gelaufen sind, kommt die längere Pause entgegen. So haben beispielsweise die beiden langzeitverletzten Florian Kainz und Sebastian Andersson nun die Zeit, sich körperlich zu regenerieren und insbesondere im Falle des Schweden (hoffentlich) wieder fit zu werden. Auch Kapitän Jonas Hector, der lange Zeit verletzt fehlte und gerade gegen Ende körperlich an seine Grenzen stieß, wird sich über den verlängerten Urlaub freuen.
6. MV nicht schon in der Vorbereitung
Noch einen Vorteil hat der spätere Trainingsstart durch den Klassenerhalt: Die aus dem letzten Jahr nachgeholte Mitgliederversammlung wird nicht zeitgleich mit dem Vorbereitungsbeginn stattfinden. Nach einem sportlich wie politisch kompliziertem Jahr dürfte die virtuelle Zusammenkunft mit den Mitgliedern am 17. Juni noch einmal einiges an Staub aufwirbeln und aller Voraussicht nach weiterhin für Unruhe innerhalb des Vereins sorgen. Zumal der Ausgang der Wahl von Carsten Wettich zum Vizepräsidenten auch ein klares Votum für oder gegen den gesamten Vorstand darstellen wird. Dass sich der sportliche Bereich mit den Spielern und dem neuen Trainer Steffen Baumgart aus dem Machtkampf durch den erst zwei Wochen später stattfindenden Trainingsauftakt weitestgehend raushalten kann, kann der Mannschaft nur guttun.
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