Alexander Wehrle ist beim 1. FC Köln einerseits als alleiniger Geschäftsführer der mächtigste Mann im operativen Geschäft. Andererseits ist der Finanz-Fachmann unter Druck, muss den Klub sanieren und sich seinen Kritikern stellen. Der GEISSBLOG traf Wehrle zum Interview und sprach mit ihm im zweiten Teil über die Investoren-Frage, Wehrles Vertrag und die Suche nach einem neuen Sportchef.
Das Interview führte Marc L. Merten
GEISSBLOG: „Herr Wehrle, wie viele Schulden hat der FC?“
ALEXANDER WEHRLE: „Wir werden alle Zahlen am 6. November auf der Mitgliederversammlung vorstellen. Dabei werde ich auch über die Verbindlichkeiten sprechen.”
Auf der Mitgliederversammlung wird ein Thema diskutiert, das in den letzten Wochen zwischen Vorstand und Mitgliedern begonnen wurde zu besprechen: Investoren im Fußball. Der Vorstand bringt eine Satzungsänderung ein, wonach die Mitglieder künftig vom ersten Prozent an über Anteilsverkäufe entscheiden sollen. Sie selbst sind nicht nur angestellter Geschäftsführer des FC, sondern auch Vereinsmitglied. Bekommt der Vorstand Ihre Stimme für diese Satzungsänderung?
Ich werde mit Sicherheit vom Wahlrecht Gebrauch machen, und da wir über geheime Wahlen sprechen, werde ich nicht über mein Abstimmungsverhalten in der Öffentlichkeit sprechen. (lacht) Aber jeder, der mich kennt, weiß um meine Grundeinstellung zu diesem Thema.
Die Position wurde und wird vom Vorstand besetzt
Aktuell sind Sie alleiniger FC-Geschäftsführer. Die Suche nach dem neuen Sportchef läuft. Inwiefern sind Sie in die Suche eingebunden?
Die Suche liegt bei Jörg Jakobs und Eckhard Sauren. Ich gehe davon aus, dass es auf der Zielgeraden dann Gespräche mit mir geben wird.
Haben Sie ein vertraglich geregeltes Veto-Recht für die Position des Sport-Geschäftsführers?
Nein, und das ist auch gut so. Und wenn ich das an dieser Stelle auch noch mal sagen darf: Ich war auch nicht maßgeblich entscheidend für die Anstellung von Jörg Schmadtke, Armin Veh und Horst Heldt. Die Position wurde und wird vom Vorstand besetzt, der dafür die Zustimmung des Gemeinsamen Ausschusses benötigt. Es wäre ja noch schöner, wenn der eine Geschäftsführer über den Vertrag und das Gehalt des Geschäftsführer-Kollegen entscheiden könnte.
Trotzdem hatten Sie Armin Veh und Horst Heldt aufgrund ihrer persönlichen Beziehungen vorgeschlagen.
Es ist normal, dass man viele Menschen und ihre Referenzen kennt, wenn man lange im Fußballgeschäft unterwegs ist. Ich wurde nach meiner Meinung gefragt – und habe sie gesagt. Die Entscheidung habe aber nicht ich getroffen, sondern der jeweilige Vorstand und der Gemeinsame Ausschuss.
Ihr Wort hat aber doch Gewicht, wenn Sie als zum jeweiligen Zeitpunkt alleiniger Geschäftsführer gefragt werden, wer Ihr Nebenmann werden soll. Man könnte Ihnen ja nicht irgendwen zur Seite stellen. Ohne Ihre Zustimmung würde das doch nicht funktionieren.
Ich weiß nicht, was Sie mit ‚Gewicht‘ meinen, denn es liegt nicht in meiner Gewalt zu entscheiden, wer Sportchef wird. Wer mich nach meiner Meinung fragt, bekommt eine ehrliche Antwort.
Ich halte eine Strategie für absolut wichtig und richtig
Über die Frage hinaus, wer neuer Sportchef wird, geht es auch um die Frage, wie die Struktur der Geschäftsführung künftig aussehen wird. Es soll dem Vernehmen nach künftig drei Leute an der Spitze der KGaA geben mit anderen Aufgabenverteilungen. Inwiefern sind Sie da eingebunden?
Unser Strategieprozess läuft bereits seit einiger Zeit, und dazu gehören auch immer strukturelle Fragestellungen. In den vergangenen Jahren sind viele Aufgaben und auch neue Geschäftsfelder hinzugekommen. Ich finde, dass dieser Prozess sehr wichtig ist für die Zukunft des Klubs. Daher diskutieren wir diese Punkte intern.
Finden Sie sich in dieser strategischen Neuausrichtung überhaupt wieder?
Wir haben die Strategie gemeinschaftlich entwickelt – Vorstand, Geschäftsführung und Abteilungsleiter, die wir nicht vergessen dürfen, weil sie ihre Geschäftsfelder am besten kennen. Aktuell beschäftigen wir uns mit der Implementierung der Strategie, und dieser Prozess ist noch lange nicht zu Ende. Ich halte es für absolut wichtig und richtig, dass wir unsere Ziele und Wege in einer Strategie bündeln und abstimmen.
Eine Frage, die im Zuge um Ihre Person und Ihre Zukunft immer wieder aufkommt, ist Ihr Vertrag bis 2023 und das angeblich ständige Interesse des VfB Stuttgart. Was ist wirklich dran?
Ich habe mir vorgenommen, nichts mehr dazu zu sagen. Was ich sagen kann, ist: Mein Vertrag beim 1. FC Köln läuft noch bis 2023.
Hat man mit Ihnen schon mal über die Zeit nach Ihrem Vertragsende gesprochen?
Wie gesagt, ich habe hier noch lange Vertrag, über anderthalb Jahre. Das ist im Fußball eine verdammt lange Zeit.
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