Gegen Greuther Fürth ist Ellyes Skhiri der Mann des Tages für den 1. FC Köln – nicht zuletzt dank seiner beiden Tore. Sein Schlusspunkt zum 3:1 sorgt für Ekstase auf den Rängen. Der Tunesier ist der beste Nicht-Transfer des vergangenen Sommers. Sein Verbleib in Köln treibt die Geißböcke in neue Höhen. Doch Steffen Baumgart mahnt: “Ellyes hat noch einen langen Weg vor sich, um dahin zu kommen, wo manche ihn schon sehen.”
Köln – Ellyes Skhiri liegt nur auf Platz drei. Ihm fehlen 1,5 Kilometer zu Platz eins. Der Tunesier läuft bislang nicht die meisten Kilometer in der Bundesliga. Man könnte meinen, der Sechser des 1. FC Köln ließe nach. Doch weit gefehlt: Paul Seguin und Joe Scally auf den Plätzen eins und zwei spielten die ersten sieben Bundesliga-Spiele praktisch durch.
Skhiri dagegen wurde in Freiburg erst nach 62 Minuten eingewechselt. Dem tunesischen Nationalspieler fehlen in dieser Statistik also die Kilometer von einer Stunde Spielzeit. Eigentlich liegt der 26-jährige in dieser Statistik vorne. Wie in der vergangenen Saison. Alles beim Alten also.
Ich musste den Weg gehen
Skhiri ist auch in dieser Saison wieder Mister Dauerläufer, Mister Unstoppable im Kölner Mittelfeld. Wer noch einen Beweis dafür brauchte, bekam ihn in der 89. Minute gegen Fürth. Ein Lauf wie von Forrest Gump, ein Sprint über das gesamte Feld, gestartet weit hinter Louis Schaub, der den Ball nach vorne trieb. Skhiri überrannte sie alle, ließ die Fürther stehen, überholte Schaub, musste ihm zugerufen haben, dass er kam. Nur so konnte Schaub die Vorarbeit leisten.
Als Skhiri schließlich alleine vor dem Fürther Tor stand, lupfte er den Ball mit einer erstaunlichen Leichtigkeit ins lange Eck. “Ich wusste, dass ich den Weg zum Tor noch gehen kann. Also musste ich ihn auch gehen”, sagte Skhiri hinterher lachend. Wenn doch nur alles immer so einfach wäre.
“Ich hab es nochmal in der Zeitlupe gesehen und ihm dabei ins Gesicht geschaut”, sagte Sportchef Jörg Jakobs hinterher. “Ellyes hatte einen großen Abstand zu Louis Schaub, und ich weiß gar nicht, wie Louis ihn gesehen hat. Vielleicht hat Flaco gerufen, aber er hat im perfekten Moment rüber gespielt. Das war eine pure Energieleistung. Den am Ende noch so locker reinzuschieben, kommt an Qualität noch hinzu.” Jakobs ist kein Mann der überbordenden Lobeshymnen. Doch am Freitagabend blieb ihm wenig anders übrig.
Überhaupt ist Skhiri beim FC der Mann des Saisonstarts. Nur sechs Spieler in der Bundesliga haben eine bessere Passquote. Nur zehn Spieler in der Liga haben mehr Zweikämpfe gewonnen, Jonas Hector ist einer davon – und das auch nur, weil Hector (und die anderen Spieler) mehr Minuten auf der Uhr hat als Skhiri. Skhiri ist auch bei den intensiven Läufen in der Bundesliga unter den Top 20. Und nun die drei Tore gegen Frankfurt und Fürth – der Sechser knüpft nahtlos an die vergangene Saison an.
Ellyes hat noch einen langen Weg vor sich
Man könnte also meinen, dieser Ausnahmespieler überrage den FC, sei eigentlich zu gut für diesen Klub. Wäre da nicht Steffen Baumgart. Der FC-Trainer baute auf Skhiri in dem Moment, da absehbar war, der Tunesier würde in Köln bleiben. Dass Skhiri nicht wechselte, schien wie ein Segen für die Geißböcke. Doch am Freitagabend wollte Baumgart nur bedingt in die Lobeshymnen mit einstimmen. “Wenn wir das letzte Tor sehen, wie er da vom eigenen Strafraum durchsprintet, da kann man schon mal die Kappe ziehen”, sagte Baumgart. Und doch sagte er auch: Skhiri muss noch viel lernen.
“Ellyes hat noch einen langen Weg vor sich, um dahin zu kommen, wo manche ihn schon sehen”, sagte Baumgart. Überraschend kritische Worte für den fraglos dominanten Spieler im FC-Kader. Doch Baumgart erklärte: “Er ist ein sehr guter Spieler, sehr fleißig, sehr wichtig für die Mannschaft. Aber gerade im taktischen Bereich sieht man, dass er den einen oder anderen Schritt machen muss.”
Ellyes läuft sehr viel, aber nicht immer richtig
Taktische Schwächen? Baumgart ließ die Worte nicht einfach stehen. Der 49-jährige hat bereits bewiesen, dass er jeden einzelnen Spieler beim FC besser machen möchte. Auch jene, von denen man das Gefühl hat, sie stünden bereits an der Spitze des Kaders. So wie Skhiri. “Ellyes läuft sehr viel, aber nicht immer richtig”, sagte Baumgart. “Manchmal läuft er sogar zu viel, weil er viel machen will für die Jungs.”
Skhiri soll in den kommenden Wochen und Monaten lernen, mit seiner Kraft ökonomischer umzugehen, noch klüger zu agieren. In der vergangenen Saison machte Skhiri einen wichtigen Schritt, indem er häufiger offensiv spielte, öffnende Pässe, riskantere Pässe, statt die Sicherheitsvariante hinten rum. In dieser Saison will Kölns neuer Coach Baumgart dem 26-jährigen helfen, seine Qualitäten noch gezielter einzusetzen, auch durch Kommunikation. “Manchmal geht es um eine klarere Absprache. Das sind Kleinigkeiten, wie bei vielen anderen Jungs auch”, sagte Baumgart. Es scheint, als sehe Baumgart noch viel mehr in Skhiri als das, was man bislang ohnehin schon bewundern kann. Niemand beim FC dürfte etwas dagegen haben, sollte der FC-Coach noch mehr aus dem Sechser herausholen.
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