Unterschiedlicher hätten die Rückrunde 2020/21 und die Hinrunde 2021/22 für den 1. FC Köln nicht verlaufen können – und für Anthony Modeste ebenfalls nicht. Der Franzose ist fraglos der Spieler der Hinrunde bei den Geißböcken. Zuvor schon abgeschrieben, präsentiert sich Modeste unter Steffen Baumgart so gut wie seit 2016/17 nicht mehr – wenn nicht sogar noch besser.
Köln – Auf der Suche nach dem FC-Spieler der Hinrunde kann es nur einen geben: Mit elf Toren hat sich Anthony Modeste in dieser Saison wieder zu einem Topstürmer der Bundesliga entwickelt. In der Torjägertabelle rangiert der Franzose auf Platz vier. Allein acht Treffer hat er per Kopf erzielt – das ist nicht nur der beste Wert in der Bundesliga sowie europaweit. Modeste hat damit schon jetzt seine Anzahl an Kopfballtoren aus seiner Fabel-Saison 2016/17 verdoppelt! Überhaupt hat in der Geschichte der Bundesliga noch kein anderer Profi acht Treffer per Kopf in einer Halbserie erzielen können.
Auch die Verantwortlichen am Geißbockheim atmen durch. Endlich zahlt Modeste sein Millionengehalt wieder in Toren zurück. Zweieinhalb Jahre hatte der FC den mittlerweile 33-Jährigen als Topverdiener mitgetragen und nur sechs Zweitliga- und vier Bundesliga-Tore als Gegenleistung erhalten. Nun traf Modeste in nur einem halben Jahr wieder häufiger (elf Mal) als zuvor insgesamt seit seiner Rückkehr im Winter 2018/19 bis zum Sommer 2021. Was für ein Wandel!
Modeste ist noch torgefährlicher als 2016/17
Die skeptische Interpretation der Modeste-Explosion lautet: Weil 40,7 Prozent aller Kölner Tore auf das Konto des 33-Jährigen gehen, ist kein anderer Bundesliga-Klub so abhängig von den Treffern eines einzigen Spielers wie der FC. Die positive Interpretation lautet dagegen: Modeste ist deshalb so erfolgreich, weil Steffen Baumgart ein Spielsystem kreiert hat, das den Stürmer immer wieder in gute Abschlusspositionen bringt. Nach Robert Lewandowski (77 Schüsse) hat Modeste mit 67 Abschlüssen die meisten Schüsse auf das gegnerische Tor abgegeben.
Womit wir beim Vergleich wären zu Modestes 25-Tore-Saison 2016/17. Kann der Franzose diese Marke sogar noch übertrumpfen? Fakt ist: Damals hatte der Angreifer nach der Hinrunde zwar schon zwei Treffer mehr auf dem Konto. Insgesamt aber zeigt sich der Franzose heute noch gefährlicher vor des Gegners Tor als damals: Modeste gibt deutlich mehr Schüsse ab als 2016/17 unter Peter Stöger (3,6 zu 2,4 Schüsse pro 90 Minuten), hat deutlich mehr Ballaktionen im gegnerischen Strafraum (4,7 zu 3,0 pro 90 Minuten), kommt auf einen höheren Expected-Goals-Wert (0,57 zu 0,52) und gewinnt mehr Luftzweikämpfe (55 zu 44 Prozent). Einzig eine noch bessere Effizienz vor des Gegners Tor verhinderte zuletzt, dass Modeste seinen fünf Jahre alten Hinrunden-Torrekord überflügelte. Und natürlich das Ausbleiben von Elfmetern – 2016/17 erzielte Modeste drei Elfmetertore, bislang bekam Köln keinen einzigen Elfmeter zugesprochen.
Die Werte von Anthony Modeste. (Quelle: CREATEFOOTBALL.COM)
Ist Modeste also womöglich so gut wie nie? In der ewigen FC-Historie hat sich der Mann mit der Nummer 27 inzwischen schon in den Top Ten platziert. Mit 55 Treffern in 120 Erstliga-Spielen hat der Stürmer so viele Bundesliga-Tore wie Lukas Podolski für den FC erzielt. Damit rangiert Modeste aktuell auf Rang neun und könnte mit nur zwei weiteren Treffern Karl-Heinz Thielen auf Platz acht überflügeln. Insgesamt kommt Modeste in 140 Pflichtspielen auf 69 Tore im FC-Dress.
Niemand zweifelt, dass der Angreifer auch in der Rückrunde weiter treffen wird. Bleibt der 33-Jährige gesund, wird er im Baumgart-System weiter zu Torchancen kommen, insbesondere per Kopf. Der FC bringt von allen Mannschaften mit Abstand am meisten Flanken in die gegnerischen Strafräume – auf der Suche nach Modeste. Denn während es in der Bundesliga nur mit Erling Haaland einen noch besseren Kopfballspieler gibt, sucht man Modestes Qualitäten in der Luft sogar europaweit vergebens – neben Haaland haben nur fünf weitere Stürmer in den Top-5-Ligen eine noch bessere Kopfballquote als der FC-Stürmer.
Der Vergleich der vier Topstürmer der Bundesliga. (Quelle: CREATEFOOTBALL.COM)
Das Spiel der Geißböcke ist also perfekt auf den Franzosen zugeschnitten. Daher konnte der Angreifer in der Hinrunde auch mit den Allerbesten der Bundesliga mithalten. Zusammen mit Robert Lewandowski (FC Bayern), Patrik Schick (Bayer 04 Leverkusen) und Erling Haaland (Borussia Dortmund) ballert Modeste um die Wette. Obwohl seine drei Konkurrenten um die Meisterschaft und den Champions-League-Einzug kämpfen und damit deutlich dominanter und offensiver auftreten müssten als die Geißböcke, kommt der FC-Stürmer auf fast ebenso viele Torschüsse und Ballaktionen im gegnerischen Strafraum pro Spiel.
Den großen Unterschied macht die Qualität der Torchancen, die insbesondere bei Lewandowski und Haaland deutlich besser sind (abzulesen am Expected-Goals-Wert). Und so macht Modeste sogar noch mehr aus seinen Chancen als die Top drei. Die Torjägerkanone dürfte alleine schon wegen Superstar Lewandowskis 19 Hinrunden-Toren schon wieder unerreichbar sein. Doch Anthony Modeste war mit seinen elf Toren auch ohne die Chance auf diese Aufzeichnung der Mann der Hinrunde für den 1. FC Köln. Fraglos ruhen auch in der Rückrunde die Hoffnungen der FC-Fans auf dem Franzosen. Steffen Baumgart und der Mittelstürmer werden dafür sorgen wollen, dass sie nicht enttäuscht werden.
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