Mit 35 Punkten aus 21 Spielen liegt eine außergewöhnliche Halbserie hinter der U21 des 1. FC Köln. Unterstützungen aus dem Profi-Bereich gehörten im vergangenen Halbjahr wie schon in den Jahren zuvor zur Tradition und Philosophie des Vereins. In dieser Saison baute Trainer Mark Zimmermann jedoch phasenweise sogar ein Sextett einbauen – einerseits, weil viele Talente am Profibereich schnuppern. Andererseits, weil der Sprung nach oben (noch) nicht gelang.
Köln – Am ersten Spieltag Mitte August beim FC Schalke 04 kam es noch überraschend, dass mit Noah Katterbach und Sava Cestic zwei Jungprofis in der Abwehrkette der U21 standen. Katterbach hatte sich in den anderthalb Jahren zuvor eigentlich in der Bundesliga-Mannschaft festgespielt. Cestic hatte in der Vorsaison immerhin elf Bundesliga-Einsätze verzeichnen können und wollte nach dem Abschied von Sebastiaan Bornauw eigentlich fest in den Profi-Kader aufrücken.
Was damals noch niemand ahnte: Cestic und Katterbach würden in den Monaten danach zu Stammspielern werden – allerdings nicht bei den Profis, sondern bei der U21 in der Regionalliga. Katterbach sammelte in 18 Einsätzen mit 1575 sogar die zweitmeisten Einsatzminuten aller U21-Spieler, nur Mathias Olesen stand noch länger auf dem Platz (1746 Minuten). Cestic brachte es auf beachtenswerte 16 Einsätze mit 1293 Einsatzminuten.
Abwehr-Duo enttäuscht und vor Leihgeschäften
Die erhoffte Stabilität konnten die beiden Jungprofis, die zusammen insgesamt 51 Bundesliga-Partien auf dem Buckel haben, der U21-Defensive jedoch nicht verleihen. Es war dem Duo anzumerken, dass es mehr mit sich selbst beschäftigt war und die Versetzung in die Regionalliga zu schaffen machte. Mehrfach leisteten sie sich individuelle Aussetzer, die mit Gegentoren bestraft wurden. Und insgesamt waren die 31 Gegentore in 21 Spiele ein Anzeichen dafür, dass die FC-Reserve trotz Bundesliga-Erfahrung kein Abwehr-Bollwerk aufbieten konnte.
So gerieten Katterbach und Cestic in einem Negativ-Kreislauf, denn ohne herausragende Leistungen in der U21 wurde eine Rückkehr in den Bundesliga-Kader über die Monate immer unwahrscheinlicher und Ausleihen im Winter immer wahrscheinlicher. Nach den Eindrucken aus dem bisherigen Saison-Verlauf kann es für beide Seiten, den Verein und die Spieler, nicht hilfreich sein, auch die zweite Halbserie gemeinsam zu verbringen.
Zu viel Konkurrenz für Obuz bei den Profis
Anders sieht die Bilanz bei den offensiven Anwärtern auf Profi-Einsätze aus. Marvin Obuz und Tim Lemperle hatten, anders als Katterbach und Cestic, in der Vergangenheit noch nicht regelmäßig dem Kader an Bundesliga-Spieltagen angehört. Das Duo besitzt war Profi-Verträge, soll aber erst behutsam an die Profis herangeführt werden. Für beide galt vor der Saison, dass sie vornehmlich in der U21 Spielpraxis sammeln sollten. Obuz absolvierte 16 Partien und erzielte sechs Treffer, Lemperle kam sechsmal zum Einsatz und traf zweimal.
Obuz, inzwischen die dritte Halbserie U21-Stammspieler, überzeugte durch seine Dribblings und seine Schnelligkeit. Auch die Zielstrebigkeit konnte er verbessern, wobei der deutsche U20-Nationalspieler mitunter etwas zu verspielt auftrat. Doch das Offensivtalent soll sich dieses spielerische Element bewahren, die Verantwortlichen schätzen gerade Obuz‘ Eins-gegen-Eins-Qualitäten, aus der sie sich einzig noch mehr Klarheit und Torgefahr versprechen.
Lemperle profitiert von seiner Position
Fraglich ist, ob Obuz eine vierte Halbserie in der Regionalliga noch einmal entscheidend voranbringen würde. Da bei den Profis aufgrund der zahlreichen Offensivoptionen für Steffen Baumgart die Tür für Obuz noch nicht aufgegangen ist, könnte eine Ausleihe für höherklassigere Spielpraxis sinnvoll erscheinen.
Bei Tim Lemperle sieht die Situation etwas anders aus. Der 19-Jährige pendelt mehr als Obuz zwischen Regionalliga und Bundesliga. Die Tür zu den Profis steht für den Stürmer ein ganzes Stück weiter auf als für Obuz, da er nicht nur hinter den Spitzen, sondern auch im Sturmzentrum agieren kann. Vier Kurzeinsätze in der Bundesliga stehen so auch schon in seiner Statistik, dazu vier Kadernominierungen ohne Einsatz. Unvergessen sein Debüt-Tor gegen Bochum.
Sechser-Duell: Olesen gegen Castrop
Derweil erscheint für Jens Castrop die U21 aktuell noch der passende Entwicklungsort. Der 18-Jährige, der sogar noch für die U19 auflaufen dürfte, kommt bei der U21 vor allem als Sechser oder rechter Verteidiger zum Einsatz. Diese beiden Positionen sind für das Talent auch bei den Profis vorgesehen, sodass Castrop hierfür bereits Spielpraxis gegen robuste Gegner in der Regionalliga sammeln kann.
Dass im Bundesliga-Heimspiel gegen den FC Augsburg Mathias Olesen statt Castrop für den verletzten Ellyes Skhiri in den Kader rückte, war zudem ein Signal, dass die FC-Bosse den Luxemburger aktuell weiter sehen als Castrop. Olesen hat sich in den vergangenen zwölf Monaten eindrucksvoll in den Blickpunkt gespielt und wurde mit der Nominierung für die A-Nationalmannschaft belohnt. Der Arbeiter auf der Sechs steht derweil vor Castrop und soll in 2022 noch näher an die Baumgart-Truppe heranrücken.
Quartett nur situativ bei der U21
Im Laufe der Saison gab es noch vier weitere Namen, die aus der Profi-Mannschaft zur U21 stießen und auf den Spielberichtsbögen auftauchten. Jannes Horn und Timo Hübers holten sich nach ihren Verletzungspausen wieder Spielpraxis. Jonas Urbig bekam zwischen U19, U21 und Profis pendelnd ebenfalls Spielpraxis in der Regionalliga, ehe er fünf Spiele in Folge als Nummer zwei hinter Marvin Schwäbe auf der Bundesliga-Bank saß.
Und dann wäre da noch Tomas Ostrak, der zu Beginn der Saison zu Erstliga-Kurzeinsätzen kam, dann etwas den Anschluss verlor, ehe er bei der U21 eingesetzt wurde und sich dann verletzte. Dauerhaft soll aber keiner der vier in der Rückrunde bei der U21 zu sehen sein.
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